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Liebe auf südlichen Straßen

Liebe auf südlichen Straßen

Titel: Liebe auf südlichen Straßen
Autoren: Horst Biernath
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sein Vater bin.«
    »Hast du es ihm etwa gesagt?«
    »Nein, das wäre ja gegen jede Verabredung mit Anna gewesen. Und das hätte sie mir nie verziehen. Er hat es selber unfreiwillig mit angehört, als Anna es mir gestern sagte. Aber er wird es ihr gegenüber nie verraten, daß er es weiß.«
    »Ein Bub von zwölf Jahren...«, sagte sie zweifelnd.
    »Er ist ein ungewöhnlich aufgeweckter Bursche und steht auf den Beinen wie bei uns ein junger Mann, der sich frühzeitig selber durchschlagen muß.«
    »Wie hat er es aufgenommen?« fragte sie gespannt.
    »Ja, nun — er fand es komisch...«
    »Komisch?« sagte sie ein wenig erschüttert.
    »Leg das Wort nicht auf die Goldwaage. Was er damit ausdrücken wollte, ist mir klar. Schließlich kam die Nachricht für uns beide reichlich überraschend, und es geht ihm wohl genauso wie mir, daß die verwandtschaftlichen Gefühle — wenn man es so nennen will, den Tatsachen ein wenig nachhinken...«
    Elisabeth sah Lorenz mit einem langen Blick von der Seite an.
    »Wie du dich ausdrückst...!« sagte sie, als sei sie mit ihm nicht ganz zufrieden, »aber nun, was wollte Lorenzo von dir?«
    »Er sagte mir, er hätte sich mein Gespräch mit Anna angehört, und er fände es sehr geschäftsuntüchtig von seiner Mamina, daß sie mein Angebot so halsstarrig abgelehnt habe. Und er meinte, Anna sei eine sehr tüchtige Person, aber eine völlig unbegabte Geschäftsfrau, und vom Geld und vom Kreditwesen hätte sie leider überhaupt keine blasse Ahnung.«
    »Das hat er wirklich gesagt?« fragte sie kopfschüttelnd.
    »Genau das und fast wörtlich so, wie ich es dir wiederholt habe«, antwortete er, »du siehst, er ist wirklich über seine Jahre hinausgewachsen. Kurz und gut, er gab mir ferner sozusagen einen Kontoauszug über die Finanzlage seiner Familie und bat mich, seiner Mamina die Bedenken gegen meine Beihilfe aus dem Kopf zu reden.«
    »Ein tüchtiger Bursche!« sagte sie respektvoll.
    »Und ein helles Köpfchen!« meinte er ein wenig selbstgefällig, als käme diese Helligkeit nicht von ungefähr.
    Der Hausdiener des Hotels »Aquila d’oro«, mit goldbetreßter Admiralsmütze und grünem Schaber, schleppte ein paar Koffer zum Anlegeplatz. Ein halbes Dutzend Hotelgäste, deren Urlaub beendet war, folgte ihm mit Limonenzweigen und kleinen Chiantiflaschen in den Händen, die ihnen der Padrone zum Abschied als Andenken an Gargnano überreicht hatte. In der Ferne meldete das Motorschiff »Verona« mit einem heulenden Hupensignal seine Ankunft, es kam von Toscolano und nahm Kurs auf Casteletto und Malcesine. Das bleierne Wasser schwappte schwer gegen die Steinbefestigungen des Ufers, und träge Wellenringe liefen dickflüssig in den See.
    »Hast du eigentlich schon gegessen?« fragte Elisabeth.
    »Eine Kleinigkeit bei Anna, ein Stück Brot und einen Schluck Wein. Aber es ist mir nicht wichtig...«
    »Sie mir nicht böse, Liebling, aber ich finde es sehr wichtig. Ich habe nichts als einen Schluck Kaffee im Magen, und ich weiß nicht einmal, ob es Kaffee oder Spülwasser war.«
    Er zog sie von der Bank empor und führte sie, als fürchte er, sie könne ihm im nächsten Augenblick auf der Promenade zusammenbrechen, schleunigst in den kühlen Speisesaal des »Goldenen Adler«, der um diese Stunde schon ziemlich leer war. Aber die Küche hatte sich der allgemeinen Siesta noch nicht angeschlossen und konnte alles bieten, was die Karte enthielt. Sie nahmen die Vorspeisen, danach eine delikate Forelle, frisch aus dem Gardasee, dann ein costoletta alla milanese mit frischen Salaten, die Lorenz selber anmachte, und schließlich Erdbeeren in Rahm. Den Rotwein mischte er mit Mineralwasser.
    »Magst du zum Abschluß einen Espresso?« fragte er, als sie sich die Zigaretten anzündeten.
    »Basta, Signore«, sagte Elisabeth ein wenig erschöpft und hob abwehrend beide Hände, »wenn wir jetzt daheim wären, würde ich verschiedene Reißverschlüsse aufmachen.«
    »Das kannst du in drei Minuten haben. Ich fahre dich jetzt heim, du legst dich ein wenig hin, und ich wecke dich nach zwei Stunden, wenn ich wieder zurückkomme.«
    »Wenn du von wo zurückkommst?«
    »Ich wollte mit Signora Donatello sprechen. Du weißt, sie ist die Besitzerin der Cafeteria, die Anna vorerst einmal pachten und später kaufen möchte.«
    »Hast du das mit Anna verabredet?«
    »Nein, mit Lorenzo. — Er meinte, man müsse schnell handeln, denn es lägen mehrere Interessenten im Rennen.«
    »Was willst du bei Signora
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