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Liebe auf den zweiten Kuss

Liebe auf den zweiten Kuss

Titel: Liebe auf den zweiten Kuss
Autoren: Jennifer Crusie
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weichen Körper an seinem Rücken. Dann sagte sie: »Gabe, ich glaube, wir sollten uns nicht mehr sehen.«
    Gabe hob den Kopf und sah sie an. Der Mond schien durch die Dachluke, in seinem Licht schimmerten Chloes kurze blonde Locken. Sie sah schön wie ein Engel aus. Schade nur, dass sie verrückt war. »Du lebst gleich nebenan. Du arbeitest im selben Gebäude wie ich. Du schläfst mehrmals in der Woche mit mir. Wie willst du das hinbekommen, etwa mit Augenbinden?«
    »Ich meine es ernst, Gabe. Es ist wirklich an der Zeit, dass wir miteinander Schluss machen.«
    Gabe drehte ihr wieder den Rücken zu. »Das haben wir bereits. Die Sache war ein Erfolg. Und jetzt schlaf endlich.«
    »Du hörst einfach nicht zu«, sagte Chloe. Gabe fühlte die Bettfedern, als sie sich aus dem Bett rollte.
    »Wohin gehst du?«, fragte er entnervt, als sie in ihre Kleidung schlüpfte.
    »Nach Hause«, erwiderte Chloe, und Gabe sagte: »Also gut. Dann bis morgen.«
    »Gabe«, fuhr Chloe eine Minute später fort. Gabe rollte sich herum und sah sie am Fußende des Bettes stehen. Unter ihrem mit Monden und Sternen bedruckten T-Shirt trug sie keinen BH, und die Hände hatte sie wie ein aufsässiges Kind in die Hüften gestemmt. Als sie nichts sagte, stützte er sich auf die Ellenbogen und fragte betont geduldig: »Was denn?«
    Chloe nickte. »Gut, du bist also noch wach. Wir beide sind zum Teil wegen Lu zusammen geblieben, aber hauptsächlich deswegen, weil niemand aufgekreuzt ist, den wir lieber mochten. Du bist ein sehr netter Mann, aber wir passen einfach nicht zusammen. Und wir schulden es einander, unsere Seelengefährten zu finden.«
    »Ich liebe dich«, erwiderte Gabe. »Wenn du nicht so verdammt verrückt wärst, wäre ich immer noch mit dir verheiratet.«
    »Ich liebe dich auch, aber das ist nicht die große Liebe, die wir beide verdient haben. Und eines Tages wirst du mich ansehen und sagen: ›Chloe, du hattest Recht.‹ Meiner Ansicht nach könnte diese Eleanor die Richtige für dich sein. Ich habe zwei Stunden lang über ihrem Horoskop gesessen. Natürlich kann ich nicht ganz sicher sein, bevor ich nicht weiß, wann genau sie geboren ist. Aber ich glaube wirklich, dass sie zu dir passen würde.«
    Gabe schauderte. »Bitte sag mir, dass du ihr das nicht gesagt hast.«
    »Natürlich nicht.« Chloe klang genervt. »Ich weiß doch, wie sehr du jede Veränderung hasst. Ich entlasse uns beide in die Freiheit, damit du mit Eleanor von vorne beginnen kannst und ich mich auf die Suche nach dem Mann machen kann, der für mich bestimmt war.«
    Gabe setzte sich kerzengerade auf. »Das kann doch wohl nicht dein Ernst ein.«
    »Und ob das mein Ernst ist.« Chloe warf ihm einen Kuss zu. »Leb wohl, Gabriel. Ich werde dich immer lieben.«
    »Warte einen Moment.« Gabe machte einen Satz auf das Fußende des Bettes zu, um sie zurückzuhalten, doch sie war bereits in der Dunkelheit verschwunden. Einen Augenblick später hörte er die Tür seines Appartements mit einer solchen Bestimmtheit zufallen, die für Chloe gänzlich untypisch war. Neunundneunzig Mal von Hundert machte Chloe immer genau das, was er ihr sagte. Dieses Mal war offenbar das Hundertste. Er ließ sich auf das Bett zurückfallen und starrte durchs Dachfenster. Dass seine Ex-Frau ihm soeben erneut den Laufpass gegeben hatte, deprimierte ihn. Eine Sternschnuppe flog am Fenster vorüber und er beobachtete, wie sie verblasste. Galten sie nicht als Glücksbringer? Chloe hätte das gewusst, doch sie hatte ihn gerade verlassen. Jetzt hielt seine Zukunft für ihn nichts anderes mehr bereit, als sich tagein, tagaus mit Klienten wie Jack Dysart herumzuschlagen, seine Tochter auf dem College behalten zu müssen, ein paar Ehebrechern hinterher zu schnüffeln und seiner Aushilfssekretärin dabei zuzusehen, wie sie sein Büro demolierte. Und das alles als keuscher Junggeselle. »Ich will mein altes Leben zurückhaben«, sagte er, rollte sich herum und zog sich das Kopfkissen über den Kopf. So musste er keinen der Sterne anblicken, die für dieses jüngste Desaster verantwortlich waren.

2
    Als Gabe am Montag um neun Uhr die Treppe zum Büro herunterkam, fand er die Rezeption unbesetzt vor. Nicht sonderlich beeindruckend. Er hatte ohnehin schlechte Laune und nun war noch nicht einmal seine neue Sekretärin mit einer Tasse Kaffee da. Nach diesen sechs Wochen würde sie fliegen, soviel war jetzt schon klar. Er drehte sich zur Kaffeemaschine um, um sich seinen eigenen Kaffee zu machen, aber die
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