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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd
Autoren: Chris Moriarty
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sind.«
    »Haben sie auch die Bose-Einstein-Boje zerstört?«

    »Nein. Wir sind uns nicht einmal sicher, ob sie die Boje bemerkten. Vielleicht haben sie sie als ein Stück Schrott abgetan. Sie verfügen offenbar über eine Transporttechnik, die quantengestützte Spinschaum-Transfers wie Rauchzeichen erscheinen lässt. Wir haben eine zweite Mannschaft hingeschickt – diesmal mit Konstrukten aus dem KnowlesSyndikat. Aber natürlich wird es weitere vier Monate dauern, bis wir auch nur wissen, ob sie dort in einem Stück angekommen sind.«
    »Und … hast du den UNSR verständigt? Damit sollten alle Auseinandersetzungen zwischen uns und ihnen beendet sein. Oder zwischen ihnen und der Erde, was das angeht.«
    Korchow lächelte und sah seinem alten, verbitterten Ich wieder etwas ähnlicher. »Ich bin froh, dass du immer noch derselbe blauäugige Optimist bist, der du warst, als wir uns kennengelernt haben.«
    »Meinst du, dass ich mich irre? Meinst du, irgendjemand würde angesichts dessen weiterkämpfen?«
    »Vielleicht nicht. Ich weiß es nicht genau.« Seine Mundwinkel zuckten leicht. »Du hast mich davon kuriert, das Verhalten von irgendjemandem vorhersagen zu wollen.«
    Arkady gab ihm den Monitor zurück. Korchow schaltete ihn aus und steckte ihn sorgfältig in die Tasche zurück. Er seufzte und starrte zur Sichtluke hinaus. Dann lachte er leise.
    »Was ist?«, fragte Arkady.
    »Ich habe nur gerade nachgedacht. Weißt du noch, was ich dir in Jerusalem über pockenverseuchte Decken erzählt habe? Nun, als ich mich an dem Abend, bevor diese Spinvideo-Übertragung eintraf, schlafen legte, fühlte ich mich selbst wie Pizarro, der pockenverseuchte Decken an die Inkas verteilte. Und als ich mich das nächste Mal schlafen legte, wusste ich genau, wie sich der letzte Inkaherrscher gefühlt haben muss, als er sah, wie die Spanier in Cuzco einritten.«
    »Das kannst du nicht wissen«, bemerkte Arkady. »Du hast selbst gesagt, es ist ein Krieg der Krankheiten, nicht der Kulturen.
Und vielleicht sind sie in diesem Fall die kleine, isolierte Population.«
    »Arkady!«
    »Ja?«
    »Was für eine schreckliche, unaufrichtige, skrupellose, völlig unmoralische Aussage.« Ein Grinsen breitete sich über Korchows markantes Gesicht aus. »Wenn du öfter solche Dinge von dir gibst, könnte es mir irgendwann wirklich Spaß machen, mit dir zusammenzuarbeiten.«
     
    Das erste Anzeichen dafür, dass Li aufwachte, war das silbrige Flattern der Finger ihrer linken Hand.
    »Hallo«, sagte Cohen.
    »Hallo.« Sie lächelte ihn unsicher an. »Bist du immer noch du?«
    »Hm. Das ist kompliziert.«
    Ihr Lächeln wurde breiter. »Du bist noch du«, sagte sie. Und das schien alles zu sein, was sie zu diesem Thema zu sagen hatte. Cohen fühlte einen Anflug von Widerwillen, aber dann kam er zu dem Schluss, dass sie vermutlich recht hatte. Er war hier. Er wollte hier sein. Was machte es schon, wenn er gleichzeitig an anderen Orten war, an anderen Leben und anderen Erinnerungen teilhatte?
    »Wie fühlt sich die Hand an?«, fragte er sie.
    »Eigenartig … erstaunlich. Hast du gewusst, dass ich damit Wärme und Kälte fühlen kann? Ich habe immer noch nicht begriffen, wie es funktioniert.«
    »Sie ist … ach, was soll’s. Weißt du, es war nur eine Idee. Du musst sie nicht behalten, wenn du nicht magst.«
    Die Hand lag, mit dem Handteller nach oben, auf dem Laken zwischen ihnen, die Finger wie die Blätter einer funkelnden Blume geschlossen. Es war eine perfekte Nachbildung der Hand des Automatischen Schachspielers – mit der Ausnahme, dass diese Hand aus vakuumgewalztem Keramstahl gefertigt war, nicht aus Messing, Holz und Buckram.
Außerdem verbarg sich in den filigranen Zahnrädern und Rollen ein kompliziertes Spintronik-Maßwerk, von dem Von Kempelen nicht zu träumen gewagt hätte. Es war ein schönes Spielzeug, und Cohen hatte keine Kosten dafür gescheut. Zum Teil aus Schuldgefühl. Zum Teil aus der düsteren Befürchtung heraus, dass es sich als ein Abschiedsgeschenk herausstellen würde.
    »Fortuné war hier, während du geschlafen hast«, sagte er ihr. »Er wollte keine Nachricht hinterlassen.«
    »Das war dumm von ihm.«
    »Du wirst es wirklich tun, was?«
    »Nun ja, ich habe noch keine endgültige Entscheidung getroffen. Wir haben uns bisher nur unterhalten. Und natürlich würde ich für einen Beitritt meine Identität offenlegen müssen, was bedeutet, dass ich ein Ausbildungslager besuchen und wieder von unten anfangen müsste. Aber ich
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