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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd
Autoren: Chris Moriarty
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zu befürchten. Ist es nicht das, was du gewollt hast?«
    »Nicht nur.«
    Arkasha drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, schlang die Arme um ihn. Aber es nützte nichts; zu wissen, dass dies das letzte Mal war, machte es schlimmer, nicht besser.

    Arkady legte die Hände auf Arkashas Brust und schob ihn auf eine Armlänge weg. »Wenn du zurückkehrst«, sagte er schroff, »wirst du auf einer Euthanasiestation enden. Vielleicht nicht gleich morgen. Vielleicht nicht nächsten Monat oder nächstes Jahr. Aber irgendwann.«
    Es sagte es, ohne nachzudenken, aber sobald er es ausgesprochen hatte, wurde ihm klar, dass es stimmte. Arkasha hatte etwas Menschliches an sich. Mit seinem neuen, mühsam errungenen Wissen über die Menschen sah er es jetzt ganz deutlich. Die Männer, die die Kathedralen der Erde gebaut, ihre Krankheiten geheilt und ihre Kontinente entdeckt hatten, mussten über die gleichen menschlichen Tugenden verfügt haben wie Arkasha. Aber es waren die Tugenden der Erde, nicht die des Weltraums. Die Menschheit hatte alles Überflüssige abgeworfen, sich aufs Elementarste beschränkt, und für jemanden wie Arkasha war kein Platz mehr. Außer vielleicht auf der Erde.
    Er sah Arkasha in die Augen und wappnete sich für die Lüge, die das Einzige war, was er ihm noch geben konnte. Seltsam, dass Arkady immer geglaubt hatte, er sei der Schwache und Arkasha der Starke. Tatsächlich war Arkasha überhaupt nicht stark. Eher zerbrechlich. Wenn man wusste, wo man ansetzen musste, konnte man ihn leicht aus der Bahn werfen.
    »Du bist ein Idiot«, sagte er und zwang seiner Stimme denselben strengen Ton auf, der ihn so erschreckt hatte, wenn Korchow ihn anschlug. »Glaubst du wirklich, es hat zwischen mir und Korchow erst angefangen, nachdem wir von Novalis zurück waren?«
    Arkashas Gesicht wurde so ausdruckslos, dass Arkady im ersten Moment dachte, er habe ihn nicht gehört. Dann schluckte er krampfhaft. »Das glaube ich nicht«, flüsterte er.
    Aber Arkady sah in seinem Gesicht, dass er schon anfing, es zu glauben.
    Und dann war es wirklich vorbei. Osnat stand neben ihnen, zerrte an Arkadys Ellbogen und sagte ihm, dass es höchste Zeit wurde zu gehen.

    »Verschwinden wir«, sagte Arkady zu ihr. »Es gibt hier nichts mehr, das mich hält.«
     
    Ash traf schließlich mit der Kavallerie ein, als Cohen schon nicht mehr mit ihr rechnete.
    Sie kam mit Mosche und einer Phalanx von GolaniTech-Gorillas als Rückendeckung durch das Tor. Sie schritt über den Hof zu Turners Leiche, sah ihm ins Gesicht und stieß ihn mit einer polierten Stiefelspitze an.
    »Das wäre dann erledigt«, brummte sie.
    »Nett, dass Sie auch noch vorbeischauen«, sagte Osnat zu ihr. »Vor zehn Minuten hätten wir Sie brauchen können.«
    Aber auf dem Hof gab es keine Schlacht mehr zu schlagen, sondern nur noch die Überreste wegzuräumen. Alle Beteiligten verstauten bereits ihre Geschütze und sammelten ihre Ausrüstung ein, die palästinensischen Ender führten Arkady zur Tür, und Ash nahm Arkasha in Gewahrsam und sprach von einer Kette von Vertrauensleuten und einem sicheren Transport.
    »Lass ihn los, Ash!«
    Cohen erkannte Lis Stimme sofort, auch wenn Durst und Fieber ihr heftig zugesetzt hatten. Jeder auf dem Hof erstarrte, als er sie hörte. Alle sahen sich verstohlen um und versuchten herauszufinden, wo sie sich versteckt hatte. Ash tastete mit Blicken die vielen Türen im zweiten Stock ab und suchte nach der einen, aus der die Stimme kam.
    »Catherine? Wo bist du? Du musst in einer schlimmen Verfassung sein. Ich schick dir jemanden, der sich um dich kümmert.«
    »Du sollst also beenden, was Turner angefangen hat?«, fragte Li mit kratziger Stimme. »Du solltest einfach kommen und die Leichen beseitigen, stimmt’s? Was willst du jetzt machen, da wir dummerweise noch am Leben sind?«
    Schließlich empfing Cohen nach intensiver Suche ein schwaches Signal von Lis Implantaten. Zuerst ergaben die Bilder,
die ihn über den Kanal erreichten, keinen Sinn. Die Erinnerung an Ash in einem Schador der Polykonfessionellen. Vermengt mit der Erinnerung an Schmerzen, die kein Mensch ertragen konnte – und in einem einzigen betäubenden Schub von Erinnerungen begriff er, welches Grauen Li durchgestanden hatte.
    Er schaute sich auf dem Hof um. Arkady starrte zu Boden, in einer privaten Hölle gefangen. Osnat beobachtete Gavi. Und selbst Gavi schien noch nicht ganz zu den Tatsachen, die ihnen hier präsentiert wurden, aufgeschlossen zu haben. Mit Sicherheit
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