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Lichthaus Kaltgestellt

Lichthaus Kaltgestellt

Titel: Lichthaus Kaltgestellt
Autoren: Paul Walz
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mehr.«
    »Sie haben durch Ihre Bewegungen die Schlinge um den Hals sehr fest zugezogen.« Jetzt sprach wieder die Ärztin. »Dadurch war die Sauerstoffzufuhr verknappt. Ihr Körper hat auf Sparflamme umgeschaltet. Wir haben Sie jetzt mal ordentlich durchmassiert und Ihren Kreislauf auf Touren gebracht. Ich denke, Sie sind schnell wieder einigermaßen fit.« Sie verschwand, und Sophie Erdmann tauchte wieder auf. Er griff ihren Arm.
    »Ihr müsst ihn finden, er will sich heute noch eine weitere Frau greifen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Er hat lange mit mir gesprochen. Das Schwein. Bevor er das Wasser aufgedreht hat, sagte er, nun habe er aber keine Zeit mehr, er werde einen weiteren Schritt in Richtung seines Grals gehen.« Das Reden hatte ihn angestrengt, die Augen fielen ihm zu.
    »Gut, ich sage Bescheid. Und du ruhst dich aus, dann geht es dir bald besser.«
    Sie sollte Recht behalten. Schon eine halbe Stunde später konnte er aufstehen. Sie hatten ihm trockene Sachen besorgt. Pulli, Hose, Stiefel, alles schwarz. Von der Soko ausgeliehen, wie Sophie Erdmann belustigt anmerkte. Das Haus wurde durchsucht und man fand weitere Beweise. Schweiger hatte seine bestialischen Untaten fotografiert und gefilmt, auch persönliche Dinge der Getöteten aufbewahrt. Lichthaus ging nicht wieder hinein, konnte sich nicht überwinden. Stattdessen drückte er sich auf dem Hof herum und beobachtete die Kollegen, die in der Scheune den Hänger auseinandernahmen. Die Ärztin hatte ihm ein Kreislaufmittel gespritzt, und es ging ihm recht gut, doch fühlte er tief drinnen eine Beklemmung, mit der er noch zu kämpfen haben würde, da war er sich sicher.
    Er ließ sich Kaffee aus einer großen Warmhaltekanne geben – Frau Guillaume hatte selbst auf diesem eiligen Einsatz noch für ihr Wohlergehen sorgen können – und setzte sich auf die Deichsel des verrosteten Pflugs, als das LKA mit einem ganzen Tross auf den Hof jagte. Aus seinen langen Dienstjahren beim Landeskriminalamt kannte er die Vorgehensweise nur zu gut. Er wusste, was jetzt passieren würde. Als Erstes entmachtete man die lokalen Dienststellen, damit sie nicht dazwischenfunken konnten, und sammelte anschließend alle relevanten Informationen. Hierauf baute man eine eigene Ermittlungsstrategie auf und nutzte die Wucht der ganzen Technik, die das LKA bot, um den Fall erfolgreich zu lösen.
    Die Beamten sprangen aus den Wagen, riefen Müller und sein Team herbei.
    Lichthaus hörte nicht, was gesagt wurde, doch nach längeren Gesprächen kamen Steinrausch, Sophie Erdmann und Marx mit so frustrierten Gesichtern auf ihn zu, dass sich jedes weitere Wort erübrigte.
    »Wir sind raus«, murmelte Steinrausch. »Jetzt wo alles klar ist, kommen die her und spielen den großen Zampano.«
    »Einer von denen will Sie sprechen, Raabe heißt er.« Marx sah übel aus. Der Entzug schien ihn zu zermürben, doch seine Augen schauten klar und konzentriert. »Ich fahre schon mal ins Präsidium und stelle die Unterlagen für die zusammen.«
    »Machen Sie aber bitte Kopien von allen wichtigen Schriftstücken«, forderte Lichthaus ihn auf. »Der Fall wird sicherlich einen Pressesturm auslösen. Da werden schnell Schuldzuweisungen gemacht.«
    Während Marx schon davonfuhr, diskutierte Müller immer noch heftig mit einem der LKA-Männer. Sein Kopf war knallrot angelaufen. Offensichtlich ein unangenehmes Gespräch. Lichthaus schaute zu Sophie Erdmann.
    »Er wurde gefragt, warum er bereits heute Morgen den Täter als identifiziert und tot gemeldet hat und jetzt eine Fahndung läuft.« Sie grinste hämisch.
    »Da lassen wir ihn mal strampeln.« Lichthaus wartete noch ein wenig und ging dann hinüber. Müller hatte sein Sakko durchgeschwitzt und gestikulierte mit den Armen. Er hatte bisher jeden Blickkontakt mit ihm vermieden und zeigte auch jetzt, als Lichthaus hinzutrat, keine Regung.
    »Herr Raabe, Sie wollten mich sprechen?«
    »Warten Sie, bis ich Zeit habe.« Nur ein kurzer Blick streifte Lichthaus. Der Ton war arrogant.
    »Die Ärztin hat mich soeben krankgeschrieben. Entweder befragen Sie mich jetzt oder Sie können mich zu Hause besuchen.« Er drehte sich ruhig um und ging weg. Raabe kam hinter ihm her.
    »Sie werden doch wohl …«
    »Der Täter hat versucht, mich zu töten«, schnitt Lichthaus ihm das Wort ab. »Ich bin völlig fertig und will heim.«
    Raabe lenkte ein. Er beendete das Gespräch mit Müller auf der Stelle und befragte ihn nun ganz professionell. Lichthaus schilderte den
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