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Lichthaus Kaltgestellt

Lichthaus Kaltgestellt

Titel: Lichthaus Kaltgestellt
Autoren: Paul Walz
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direkt unter dem Fenster ein Schreibtisch. Er war über und über mit dicken juristischen Büchern, Kopien und dem unvermeidlichen Laptop bedeckt.
    In der Küche setzten sie sich an den Tisch. Zwei schwarzweiße Fotografien von Eva hingen stark vergrößert an der Wand. Heitmann folgte Lichthaus’ Blick. Sein Gesichtsausdruck spiegelte eine Mischung aus Angst und Hoffnung wider, die Lichthaus schon allzu oft gesehen hatte.
    »Das war im Juli. Eva und ich waren in Holland. Nur eine Woche. Leider.«
    Eva Schneider blickte selbstbewusst in die Kamera. Ein schönes Mädchen, ging es ihm durch den Kopf. Schön und stark.
    »Sie wirkt sehr selbstsicher.«
    Heitmann lächelte. »Ich hatte schon einige Freundinnen. Auch welche, die älter waren als Eva, aber sie ist viel reifer als die anderen. Vielleicht liegt das ein wenig an der Krankheit ihres Vaters.« Er stellte Gläser auf den Tisch und nahm Platz.
    »In Ordnung, lassen Sie uns beginnen.« Lichthaus schlug seinen Notizblock auf. »Eva kam von Ihnen, als sie verschwand. Wir suchen jetzt nach Gründen, die ihr Verschwinden erklären könnten, daher also meine erste Frage: Gab es an dem Abend Streit zwischen Ihnen und Eva?«
    »Nein! Wir haben zusammen eine Pizza gebacken und auf dem Balkon gegessen.« Er zögerte einen Moment. »Und anschließend sind wir miteinander ins Bett. Nur Sex, keine Gewaltspielchen, kein Ärger, nichts.« Er schaute sie offen an. Als die beiden Beamten nicht reagierten, fuhr er leise fort. »Sie ist wie immer gegangen. Ich habe noch gemeckert, warum sie nicht einfach hierbleibe, aber sie ging. Wegen ihres Vaters und so. Anfangs habe ich sie meistens begleitet, aber wie sie so war, wollte sie das nicht haben. Scheiße, warum hab ich sie nicht heimgebracht?« Tränen glitzerten in seinen Augen, und er klimperte sie hastig fort.
    »Sie sollten sich keine Vorwürfe machen, das führt zu nichts und ist sicher nicht berechtigt. – Ist sie zu Fuß gegangen?«
    »Nein, sie wollte das Rad nehmen.«
    »Hat Eva Ihnen gegenüber irgendwelche Andeutungen gemacht?«, schaltete sich Sophie Erdmann ein. »Ich denke da vor allem an psychische Probleme. Die Situation zu Hause war für ein junges Mädchen ja nicht ganz einfach.« Sie schaute zu Lichthaus, wohl um festzustellen, ob er damit einverstanden war, dass sie Fragen stellte.
    Oliver Heitmann dachte kurz nach. »Eigentlich nicht. Außerdem, wieso sollte sie nachts um drei Uhr weglaufen? Ohne ihre Sachen.«
    »Ist sie schwanger?« Soweit hatte Lichthaus noch nicht gedacht, doch die Frage klang plausibel. Konservatives Elternhaus und zu allem Überfluss der kranke Vater – da wäre eine Schwangerschaft sicher nicht erwünscht gewesen.
    »Schwanger? Warum fragen Sie danach?«
    »Sie schlafen doch wohl miteinander. Nimmt sie die Pille?«
    »Ja.« Er dachte nach. »Nun ja, ich bin nicht immer dabei, hier jedenfalls hat sie sie abends regelmäßig genommen.« Heitmann sprang auf. »Aber dann hätte sie mit mir reden müssen.« Er war nun stark verunsichert und schaute aus dem Fenster, zuckte resigniert mit den Schultern und drehte sich um. »Ich kann Ihnen nicht helfen. Finden Sie Eva, damit das alles ein Ende hat. Ich schlafe kaum und jetzt stellen Sie mir noch all diese Fragen. Wir haben doch so viel vor. Wir planen einen gemeinsamen Auslandsaufenthalt in Australien.« Er lächelte vor sich hin. »Sie will Segelfliegen lernen. So eine Schnapsidee.«
    Lichthaus wechselte das Thema. Heitmann wirkte glaubwürdig. »Hatte Eva vor etwas Angst? Vor Fremden oder Personen aus ihrer Umgebung? Wurde sie belästigt?«
    »Nur von Christoph. Das ist ihr Exfreund. Christoph Bleier. Der steigt Eva seit Monaten hinterher und will sie zurückhaben. Er wartet manchmal vor dem Haus, bis sie rauskommt. Ich glaub aber, der ist harmlos.«
    Sophie Erdmann notierte den Namen. »Wann haben Sie ihn zuletzt bemerkt?«
    »Vergangene Woche, am Mittwoch oder Donnerstag. Aber Eva hat keine richtige Angst vor ihm.«
    »Vor wem denn sonst?«
    »Sie hat Ausstrahlung, und da werden manche Typen schon mal aufdringlich.«
    »Denken Sie an jemand Konkreten?«
    »Nein.«
    »Okay. Wem sonst vertraut sie sich an, wenn sie nicht mit ihrer Mutter oder Ihnen sprechen will? Sie hat doch sicher eine beste Freundin?«
    »Anne. Das ist ihre älteste und wohl auch beste Freundin. Anne Minneger. Warten Sie, ich gebe Ihnen die Telefonnummer.« Er stand auf und verschwand im Wohnzimmer, um gleich darauf mit einem handgeschriebenen Zettel
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