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Lichthaus Kaltgestellt

Lichthaus Kaltgestellt

Titel: Lichthaus Kaltgestellt
Autoren: Paul Walz
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zurückzukehren.
    Wenig später verabschiedeten sie sich von Hertmann, der sie erleichtert an die Tür brachte. Lichthaus drehte sich noch mal um.
    »Denken Sie bitte über unsere Fragen nach. Ihre Freundin ist schon seit drei Tagen weg, und wir haben keinerlei Hinweise, warum und wohin sie verschwunden sein könnte. Wo sollen wir suchen? Sie sind mit ihr vertraut, wir kennen ihre Lebensumstände ja nicht. Deshalb brauchen wir Ihre Hilfe, um erfolgreich zu sein.« Heitmann schaute ihnen bestürzt nach, als sie die Treppe hinuntergingen.
    *

In seinem Büro lagen bereits die Protokolle der Bereitschaftspolizei. Steinrausch hatte ihm alle infrage kommenden Adressen zusammengestellt und ein aktuelles Foto von Eva, offensichtlich von der Abiturfeier, beigelegt. Sie trug ein aufwändiges Kleid und hielt ihr Zeugnis lachend in die Kamera. Bevor er den Bericht ganz lesen konnte, klopfte es. Scherer betrat das Büro und setzte sich auf den Besucherstuhl.
    »Hallo Johannes, ich hätte da vor unserer Sitzung zwei Dinge zu besprechen.« Er wartete auf ein zustimmendes Nicken von Lichthaus, dann fuhr er fort. »Also, ich hatte es vorhin ja schon erwähnt. Der Abgleich der Vermisstenakten aus der Region ergibt zwar kein klares Bild, doch lassen sich Abweichungen vom Bundesdurchschnitt erkennen. Es ist mehr eine Ahnung, aber ich sehe Parallelen zwischen mindestens zwei der Fälle und dem Verschwinden von Eva Schneider. Die älteren Vorgänge habe ich mal außen vor gelassen. In allen drei Fällen handelt es sich um junge Frauen Anfang zwanzig. Die eine heißt Christine Bach, zum Zeitpunkt ihres Verschwindens 24 Jahre alt. Sie hat in Koblenz studiert und war übers Wochenende zu Hause in Großlittgen bei Wittlich. Verschwunden ist sie am 17. März des vergangenen Jahres. Sie ist mittags mit ihrem Hund spazieren gegangen und nicht mehr zurückgekommen. Das Tier hat man tot gefunden.«
    »Ja, ich erinnere mich. Die Wittlicher haben mit Hundestaffel und Hubschrauber gesucht.«
    »Das andere Mädchen ist ein halbes Jahr vorher als vermisst gemeldet worden. Sie stammt aus Weiskirchen im Saarland. Angelika Zeuner, Krankengymnastin, 20 Jahre alt. Sie ist mit dem Rad zur Arbeit gefahren und nie wieder gesehen worden. Laut Akte haben die Kollegen aus Saarbrücken so ziemlich jeden Stein umgedreht, aber keine konkrete Spur finden können.«
    »Also sind drei Mädchen in kurzer Zeit spurlos verschwunden. Du glaubst an einen Zusammenhang? An eine Serie?«
    Scherer druckste unschlüssig herum. »So weit will ich nicht gehen. Die Parallelen lassen mich einfach aufhorchen. Das kann aber auch Zufall sein. Ich denke nur, dass wir die Altfälle einbeziehen sollten, wenn Eva nicht mehr auftaucht.«
    »Das ist ein guter Gedanke. Wir sollten das im Hinterkopf behalten. Nur, solange wir keine Leichen haben, können wir auch nicht von Mord und schon gar nicht von Serienmord sprechen. Zieh aber trotzdem mal alle Ermittlungsberichte der verschwundenen Frauen zusammen. Man kann ja nie wissen.«
    Lichthaus grübelte über Scherers Vermutungen nach. Ein Serienmörder würde sie vor eine große Herausforderung stellen, da die Ermittlungen oft ins Leere führten. Fast immer fehlte die direkte Verbindung zwischen Opfer und Täter.
    »Was mich stutzig macht, ist der Abstand zwischen den Taten. Die werden ja länger.« Von einem Serienmord sprach die Theorie, wenn wenigstens drei unabhängige Taten von einer Person begangen wurden und dazwischen eine sogenannte emotionale Abkühlung stattfand. Diese Phasen verkürzten sich meistens mit der Zeit. Das traf auf die von Scherer gezeigten Fälle nicht zu.
    »Eventuell gibt es weitere Taten, die wir noch nicht in diesem Zusammenhang gesehen haben?«
    »Das ist doch jetzt reine Spekulation.« Lichthaus wehrte ab.
    Scherer nickte nachdenklich. »Du hast Recht, der Verdacht ist zu schwach.«
    »Ich will das ja gar nicht ausschließen, aber im Moment gehe ich eher von einem Einzelfall aus, wenn überhaupt ein Gewaltverbrechen vorliegt.«
    Später las er den Bericht der Bereitschaftspolizei. Er bot eine kleine Überraschung. Eva Schneider war in der Nacht ihres Verschwindens tatsächlich gesehen worden. Die Kollegen hatten die wenigen Anwohner systematisch befragt und hierbei einen Zeugen gefunden. Der Mann namens Richard Ley wohnte in der Simeonstraße und hatte wohl altersbedingt wach gelegen. Von seinem Fenster in der ersten Etage hatte er ein Mädchen in die Glockenstraße abbiegen sehen und sie später als Eva Schneider
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