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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren
Autoren: Alison Sinclair
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Fürst Vladimer«, sagte Phoebe ein wenig zaghaft, »aber Sie deuteten an, es sei dringend, und es war einfacher, meinen Sinnen zu Ihrer Lebensenergie zu folgen als mich durchzufragen. Da draußen ist einiges los. Viele Menschen versuchen, die Stadt zu verlassen, bevor die Lage schlimmer wird.«
    Schlimmer als was? , hätte Telmaine gern gefragt. Farquhar Broome hatte neben ihr Platz genommen. Wie ein dümmliches Kind, das von einer weichen Pelzjacke fasziniert war, fuhr er mit seiner Hand an ihrem Arm auf und ab und hielt über ihrem Handgelenk inne.
    » Vater … «
    In diesem Moment machte Broome eine kleine Handbewegung, und Telmaine spürte, wie der Bann sich auflöste. Plötzlich erblühten ihre Magiersinne mit einem überbordenden Hochgefühl. Sie spürte das ruhige, etwas lebensfremde Wesen des alten Mannes neben ihr, das eine Macht, groß wie ein unermesslicher See, verbarg. Sie spürte den schmalen Strom der Macht, der zügig und zielstrebig die Frau durchzog, und Vladimers vertraute Lebensenergie, durchwoben von Schmerz und Stimulanzien. Draußen stieß sie auf einen Pulk von Magiern, fünfundzwanzig bis dreißig Personen, einschließlich einer Lebensenergie, die ihr merkwürdig bekannt vorkam: Balthasars Schwester – ihre Schwägerin – Olivede.
    Gewaltsam riss Telmaine ihre Wahrnehmung zurück und wartete leicht zitternd auf eine Reaktion. Doch Olivede gehörte nicht zu jenen Frauen, die irgendwo hineinplatzten und die Konfrontation suchten. Und Tammorn war still. Tot?
    »Nun, so ist es viel besser«, sagte Farquhar Broome. »Und was diese unangenehme Angelegenheit betrifft … «
    »Vater, was hast du getan?«, fragte Phoebe. Vladimer nahm seinen Stock, schwenkte ihn – nicht gewalttätig, aber entschlossen – und setzte die tödliche Spitze an Farquhar Broomes Handgelenk. »Die Magie dieser Frau ist unkontrollierbar und gefährlich«, sagte er mit harscher Stimme.
    Farquhar Broome griff nach dem Stock und schob ihn beiseite. »Magistra, mein edler Fürst, ich bitte um Verzeihung. Es kommt so selten vor, dass ich neuartige Magie erforschen darf, und es war ein so faszinierender Bann. Ich würde … «
    »Nein, Vater, was du auch sagen willst … «, unterbrach ihn Phoebe.
    »Doch es besteht kein Grund zur Sorge. Sie ist ungeübt, keine Frage, und sie trägt einen recht unangenehmen und mächtigen magischen Abdruck in sich. Aber ich bin sehr wohl in der Lage, damit fertig zu werden.« Jetzt klang er wie einer von Balthasars älteren Kollegen, der eifrig ein besorgtes, schwieriges Familienmitglied beschwichtigte. »Und Sie, junger Mann, sollten Ihren Körper nicht derart belasten. Sie werden noch krank werden, wenn Sie so weitermachen.« Er winkte mit der Hand. »Ja, ja, ich weiß, die jungen Leute. Sie sind alle unsterblich und unverwundbar. Aber wir werden gemeinsam reisen, nicht wahr, und somit Gelegenheit haben, einander kennenzulernen.« Wohlwollend lächelte er in die Runde. »Ich will gehen und den Rest unserer Reisegesellschaft beruhigen – heiße Schokolade scheint mir eine ausgezeichnete Idee. Dann haben Sie Gelegenheit, sich zu unterhalten.«
    Heiter brach er auf, leichtfüßig für einen Mann seines offenkundigen Alters. Phoebe Broomes Mund klappte auf und wieder zu. »Bitte, setzen Sie sich doch, Magistra Broome«, sagte Vladimer so verbindlich wie selten.
    Unsicher nahm sie Vladimer gegenüber neben Telmaine Platz, dort, wo eben noch ihr Vater gesessen hatte. Atmete aus, wartete. »Nun«, sagte sie schließlich. »Jetzt haben Sie meinen Vater kennengelernt. Nicht gerade von seiner besten Seite.«
    »Da man mich selbst als schwieriges Familienmitglied betrachtet, möchte ich mich eines Kommentars enthalten.«
    »Das ist ehrenwert von Ihnen«, murmelte Magistra Broome und richtete sich auf, schien ihm schließlich doch zu glauben. »Sie haben mich gebeten, die stärksten Magier mitzubringen, und er ist der Stärkste von allen.«
    Telmaine, die an ihren Eindruck von Unermesslichkeit denken musste, nickte unwillkürlich, was sowohl Vladimers als auch Phoebe Broomes Aufmerksamkeit weckte. Phoebe ließ das, was sie sagen wollte, vorerst ungesagt. Sie nahm sich zusammen und begann: »Fürst Vladimer, mein Bruder … «
    »…befindet sich, soweit ich weiß, nach wie vor im Palast. Er gab sich alle Mühe, mir zu versichern, dass Sie von seinem Treiben nichts wussten.«
    Sie schüttelte den Kopf und sagte: »Wusste ich auch nicht. Bis er mir eine ausgesprochen sonderbare Nachricht hinterließ.
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