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Lichterspiele

Lichterspiele

Titel: Lichterspiele
Autoren: Rosamunde Pilcher
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dem Theater gesehen, oder?“
    „Doch. Der Fahrer sah aus wie am Lenkrad versteinert.“
    „Der Ärmste. Ich muß hin und ihn beruhigen.“
    „Ich bin mit meinem Wagen da“, sagte Robert. „Wenn du willst, fahr ich dich nach London.“
    „Noch besser. Ich kann den Mann auszahlen.“ Emma hatte sich nicht gerührt. Jetzt ging Ben um den Schreibtisch herum, und Ro bert trat zur Seite, um ihn hinauszulassen.
    „Übrigens, Robert, Emma kommt auch mit. Hast du Platz für sie?“
    „Aber sicher.“
    Auf der Türschwelle sahen sie sich einen Moment lang an. Dann nickte Ben zufrieden. „Großartig“, sagte er. „Ich warte draußen auf euch.“
    „Haben Sie gewußt, daß er kommt?“
    Emma schüttelte den Kopf.
    „Hat es mit dem Brief zu tun, den Christopher ihm geschrieben hat?“
    Emma nickte.
    „Er ist heute aus Amerika herübergeflogen, um sich zu vergewis sern, daß es Ihnen gutgeht?“
    Emma nickte wieder, ihre Augen strahlten. „Er war mit Melissa in Mexiko. Aber er ist sofort hierhergekommen. Nicht mal Marcus weiß, daß er im Lande ist. Er ist gar nicht erst in London gewesen. Er hat vom Flughafen ein Taxi nach Brookford genommen. Und er war nicht wütend auf Christopher, und er sagt, wenn ich will, kann ich mit ihm nach Porthkerris gehen.“
    „Und tun Sie's?“
    „Ach, Robert, ich kann nicht mein Leben lang dieselben Fehler machen. Und es war auch Hesters Fehler. Wir wollten beide, daß Ben sich unseren Vorstellungen von einem netten, zuverlässigen Ehemann und einem lieben häuslichen Vater anpaßte. Und das war so realistisch wie der Versuch, einen Panther in einen Käfig zu sperren. Dabei sind Panther in Käfigen so entsetzlich langweilig. Außerdem ist Ben nicht mehr mein Problem, sondern Melissas.“
    „Also ist es doch nicht mehr ganz so schlimm, am Ende einer langen Liste zu stehen?“
    Emma schnitt ihm ein Gesicht. „Ben hat einmal gesagt, Sie haben einen edlen Kopf, und Sie sollten sich einen Bart wachsen lassen, dann würde er Sie malen. Aber wenn ich Sie malen würde, käme eine dicke Sprechblase aus Ihrem Mund, mit den Worten 'Hab ich doch gleich gesagt'.“
    „Das habe ich in meinem ganzen Leben nie zu jemandem gesagt. Und ich bin bestimmt nicht heute abend den ganzen Weg hierherge fahren, um es zu sagen.“
    „Um was zu sagen sind Sie gekommen?“
    „Daß ich, wenn ich gewußt hätte, daß du allein bist, schon vor Wochen hiergewesen wäre. Daß ich, wenn ich zwei Karten für Christos Premiere bekommen kann, möchte, daß du mit mir hingehst. Daß es mir leid tut, dich angeschrien zu haben, als ich letztes Mal hier war.“
    „Ich hab auch geschrien.“
    „Ich hasse es, mich mit dir zu streiten, aber ich hab gemerkt, daß es noch tausendmal schlimmer ist, dich gar nicht zu sehen. Ich habe mir dauernd gesagt, es ist einfach vorbei und am besten vergessen. Aber die ganze Zeit bist du mir nie aus dem Kopf gegangen. Jane hat es gewußt. Sie hat es mir heute abend gesagt, sie wußte es von An fang an.“
    „Jane...?“
    „Ich schäme mich, es zu sagen, ich habe Jane ausgenutzt, um der Wahrheit auszuweichen.“
    „Aber wegen Jane hab ich Christopher das Versprechen abge nommen, dich nicht anzurufen. Ich dachte...“
    „Und wegen Christopher bin ich nicht wieder nach Brookford gekommen.“
    „Du dachtest, wir seien ineinander verliebt, nicht?“
    „Was hätte ich denn sonst denken sollen?“
    „Aber du Dummkopf, Christopher ist für mich nie etwas anderes als mein Bruder gewesen.“
    Robert nahm ihren Kopf zwischen seine Hände und hob ihr Ge sicht zu seinem. „Wie hätte ich das wissen sollen?“ fragte er. Und dann küßte er sie.
    Als sie zum Wagen kamen, war von Ben nichts zu sehen, aber er hatte eine Nachricht für sie unter den Scheibenwischer geklemmt. „Wie ein Strafzettel“, sagte Emma.
    Es war ein Blatt, das Ben aus seinem Skizzenblock gerissen hatte. Am oberen Rand prangte eine Zeichnung - zwei einander zugewandte Profile. Emmas entschlossenes Kinn und Roberts im posante Nase waren unverkennbar.
    „Das sind wir. Wir beide. Lies vor.“
    Robert las: „'Der Taxifahrer wirkte so traurig bei dem Gedanken, allein nach London zurückzufahren, deshalb habe ich beschlossen, ihn zu begleiten. Ich bin im Claridge, würde aber vor morgen mittag ungern gestört werden.'„
    „Aber wenn ich vor Mittag nicht ins Claridge soll, wohin soll ich dann?“
    „Du kommst mit zu mir. Nach Milton Gardens.“
    „Aber ich hab nichts bei mir. Ich hab nicht mal eine
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