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Lichterspiele

Lichterspiele

Titel: Lichterspiele
Autoren: Rosamunde Pilcher
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braungebrannt wie eine Zigeunerin in Porthkerris zurückließ. Weil ich sehe, wie du dasitzt, wie du sprichst, wie du aussiehst.“ Er zündete jetzt seine Zigarette an, löschte das Streich holz und ließ es bedachtsam in den Aschenbecher fallen. „Vielleicht hast du vergessen, daß es mein Beruf ist, Menschen zu beobachten, zu erforschen, zu malen. Ich mache das schon länger, als du auf der Welt bist. Und Christopher ist nicht derjenige, der dich unglücklich gemacht hat. Das hast du mir selbst erzählt.“
    „Vielleicht warst du's.“
    „Unsinn! Ein Vater? Ich hab dich vielleicht in Wut gebracht, gekränkt, gereizt. Aber ich hab dir nicht das Herz gebrochen. Erzähl mir von Robert Morrow. Was ist schiefgegangen?“
    Das kleine Zimmer war plötzlich unerträglich stickig. Emma stand auf, öffnete das Fenster und atmete die kühle, vom Regen ge reinigte Luft in tiefen Zügen ein.
    „Ich habe mich wohl nie bemüht zu begreifen, was für ein Mensch er wirklich ist“, sagte sie.
    „Ich verstehe nicht.“
    „Na ja... die Art und Weise, wie ich ihn kennengelernt habe, da ist von vornherein alles falsch gelaufen. Ich hab ihn mir nie als einen Menschen mit einem Privatleben vorgestellt, mit Vorlieben und Ab neigungen... und Geliebten. Er war einfach ein Teil der Galerie Bernstein, so wie Marcus ein Teil von ihr ist. Nur dazu da, sich um uns zu kümmern. Um Ausstellungen zu arrangieren, Schecks einzu lösen, Hotelzimmer zu reservieren und dafür zu sorgen, daß das Leben, zumindest das der Littons, reibungslos läuft.“ Sie drehte sich um und sah ihren Vater stirnrunzelnd an, verwirrt über ihre eigenen Erkenntnisse. „Wie konnte ich nur so dumm sein?“
    „Das hast du vermutlich von mir geerbt. Was hat diese glückliche Illusion beendet?“
    „Ach, ich weiß nicht. Dies und das. Er kam nach Porthkerris, um sich Pat Farnabys Bilder anzusehen, und er bat mich, ihn nach Gollan zu begleiten, weil er den Weg nicht kannte. Es war regne risch und sehr stürmisch, er hatte einen großen, dicken Pullover an, und wir haben über alles mögliche gelacht. Ich weiß nicht mehr, worüber, aber es war nett. Und wir wollten zusammen essen gehen, aber er... nun ja... jedenfalls, ich hatte Kopfweh und bin dann doch nicht gegangen. Und dann bin ich nach Brookford gekommen, um bei Christo zu sein, und ich hab nicht mehr an Robert Morrow ge dacht, bis zu dem Abend, als er ins Theater kam. Ich räumte gerade die Bühne auf, und plötzlich hörte ich eine Stimme direkt hinter mir, und als ich mich umdrehte, war er da. Und er hatte ein Mädchen bei sich. Sie heißt Jane Marshall und ist Innenarchitektin oder sonst was sehr Tüchtiges. Hübsch und erfolgreich, und sie schienen ein richtiges Paar zu sein. Verstehst du, was ich meine? Ausgeglichen, zufrie den und... zusammen. Und mir war, als hätte mir jemand eine Tür vor der Nase zugeschlagen und mich draußen in der Kälte stehenge lassen.“
    Sie wandte sich vom Fenster ab, kam an den Schreibtisch zurück und setzte sich darauf, mit dem Rücken zu ihrem Vater, und sie nahm ein Gummiband und spielte damit, indem sie es wie einen Katapult durch ihre Finger schnippte.
    „Sie sind mit in die Wohnung gekommen, auf ein Bier oder einen Kaffee oder so. Es war gräßlich, Robert und ich hatten einen schrecklichen Krach, und dann ist er einfach gegangen, ohne sich zu verabschieden, und hat Jane Marshall mitgenommen. Er ist zurück nach London gefahren, und -“ sie bemühte sich verzweifelt um einen leichtherzigen Ton - „lebte auf immer glücklich und in Freu den. Jedenfalls hab ich ihn seitdem nicht mehr gesehen.“
    „Wolltest du deswegen nicht, daß Christopher ihm sagte, du seist allein?“
    „Ja.“
    „Liebt er dieses Mädchen?“
    „Christo meint, ja. Christo fand sie hinreißend. Er sagte, wenn Robert sie nicht heiraten würde, müßte er seinen Verstand untersuchen lassen.“
    „Und worum ging's bei dem Krach?“
    Emma konnte sich kaum erinnern. Im Rückblick war er so miß tönend wie eine rückwärts gespielte Schallplatte. Ein schreiender Wortwechsel, sinnlos, kränkend, überflüssig.
    „Ach, alles mögliche. Um dich. Daß ich deinen Brief nicht beantwortet habe. Und um Christo. Ich glaube, er denkt, Christo und ich sind wahnsinnig verliebt ineinander, aber als das zur Sprache kam, war ich schon so wütend, daß ich ihn nicht aufgeklärt habe.“
    „Das war vielleicht ein Fehler.“
    „Ja, vielleicht.“
    „Willst du hierbleiben, in Brookford?“
    „Ich hab sonst
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