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Lichterspiele

Lichterspiele

Titel: Lichterspiele
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Tüte mit dem Brot wanderten unter einen Arm, der Korb kam zu der schmalen Aktenmappe in den anderen. Der Mann begann Emma leid zu tun.
    „Es ist bloß, bis wir in der Maschine sind... es ist so nett von Ihnen, und sehen Sie, mein Bruder kommt nicht mit...“
    Die Schlange rückte vor, sie waren an der Sperre angelangt. „Wiedersehen, liebste Emma“, sagte Christo.
    „Wiedersehen, Christo.“ Sie gaben sich einen Kuß. Eine Hand entriß ihr den Paß, blätterte ihn durch, stempelte ihn.
    „Auf Wiedersehen.“
    Sie wurden getrennt durch die Sperre, durch die Formalitäten der französischen Behörde, durch andere Reisende, die vorwärts dräng ten.
    „Auf Wiedersehen.“
    Es hätte sie gefreut, wenn er gewartet hätte, bis sie heil im Flugzeug war, doch schon als sie den Sonnenhut in seine Richtung schwenken wollte, hatte er sich umgedreht und ging davon; das Licht schimmerte auf seinem Haar, und er hatte die Hände tief in den Taschen seiner Lederjacke vergraben.

2
     
     
     
     
     
    L ondon im Februar - es regnete. Es hatte um sieben Uhr morgens begonnen, und seitdem hatte es ohne Unterlaß geregnet. Bis halb zwölf hatten nur eine Handvoll Leute die Ausstellung besucht, und diese Enthusiasten waren, wie jemand mutmaßte, nur gekommen, um dem Regen zu entgehen. Sie schüttelten nasse Regenmäntel und triefende Regenschirme, sie standen herum und klagten über das Wetter, bevor sie sich bequemten, einen Katalog zu kaufen.
    Um halb zwölf kam der Mann herein, der ein Bild kaufen wollte. Er war Amerikaner, im Hilton abgestiegen, und fragte nach Mr. Bernstein. Peggy, die Empfangsdame, nahm die Karte, die er ihr reichte, erkundigte sich höflich, ob es ihm etwas ausmache, einen Moment zu warten, und kam dann nach hinten ins Büro, um mit Robert zu sprechen.
    „Mr. Morrow, da draußen ist ein Amerikaner namens...“ Sie warf einen Blick auf die Karte. „Lowell Cheeke. Er war vor einer Woche schon mal hier, und Mr. Bernstein hat ihm den Ben Litton mit den Hirschen gezeigt. Es sah ganz so aus, als würde er das Bild kaufen, aber dann konnte er sich wohl doch nicht entschließen. Er wollte es sich überlegen, sagte er.“
    „Haben Sie ihm gesagt, daß Mr. Bernstein in Edinburgh ist?“
    „Ja, aber er kann nicht warten. Er kehrt übermorgen in die Staaten zurück.“
    „Dann spreche ich wohl am besten mit ihm“, sagte Robert.
    Er stand auf, und während Peggy die Tür aufhielt, um den Ameri kaner hereinzubitten, erledigte er rasch den fälligen Frühjahrsputz auf seinem Schreibtisch, ordnete ein paar Briefe, leerte den Aschenbecher in den Papierkorb und schob den Korb mit der Schuhspitze unter den Schreibtisch.
    „Mr. Cheeke.“ Peggy meldete den Besucher wie ein gut geschul tes Dienstmädchen.
    Robert kam um den Schreibtisch herum, um ihm die Hand zu reichen.
    „Guten Morgen, Mr. Cheeke. Ich bin Robert Morrow, Mr. Bernsteins Partner. Ich bedaure, er ist leider heute in Edinburgh, aber vielleicht kann ich Ihnen dienen...?“
    Lowell Cheeke war ein kleiner, sehr selbstbewußter Mann, der einen Regenmantel und einen schmalkrempigen Hut trug. Beides war klatschnaß, was darauf hindeutete, daß Mr. Cheeke nicht mit dem Taxi gekommen war. Mit Roberts Hilfe entledigte er sich der durchweichten Kleidungsstücke, und zum Vorschein kamen ein marineblauer Anzug aus garantiert knitterfreiem Material, und ein nadelgestreiftes Nylonhemd. Er trug eine randlose Brille, die Augen dahinter waren kalt und grau. Es war schwer einzuschätzen, was er zu bieten hatte - sowohl in finanzieller wie in künstlerischer Hin sicht.
    „Vielen Dank“, sagte Mr. Cheeke. „Ein gräßlicher Morgen...“
    „Sieht auch nicht danach aus, daß es aufhört... Zigarette, Mr. Cheeke?
    „Nein danke, ich rauche nicht mehr.“ Er hustete verlegen. „Meine Frau hat es mir abgewöhnt.“
    Sie schmunzelten über die weibliche Empfindsamkeit. Mr. Cheekes Augen schmunzelten nicht mit. Er griff sich einen Stuhl und setzte sich zurecht, indem er einen polierten schwarzen Schuh über das andere Knie legte. Es sah ganz so aus, als fühle er sich bereits zu Hause.
    „Ich war vor einer Woche schon mal hier, Mr. Morrow, und Mr. Bernstein hat mir ein Bild von Ben Litton gezeigt - Ihre Empfangsdame hat Sie vermutlich informiert.“
    „Ja. Das Hirschgemälde.“
    „Ich möchte es mir gern noch einmal ansehen, wenn ich darf. Ich kehre übermorgen in die Staaten zurück und muß mich entschei den.“
    „Aber selbstverständlich ... !“
    Das Bild, das auf Mr.
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