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Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Titel: Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)
Autoren: Rainer M. Schröder
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runzelte Kendira die Stirn. Was hatte ein Servant hier zu suchen? Die Kletterwand gehörte zu den Anlagen, die ausschließlich Electoren vorbehalten warten! Servanten waren der Zutritt und die Benutzung streng verboten. Warum also trieb sich der Typ hier herum?
    Sie wollte ihn schon scharf anrufen und zur Rede stellen, als er auf den Vorplatz hinaustrat, sodass sie erkennen konnte, wer der junge Mann war.
    Es war Dante!
    Kendira zögerte.
    Seit zwei Wochen war dieser junge Mann der Bedienstetengruppe zugeteilt worden, die im Refectorium aufdeckte, das Essen auftrug, abräumte und andere leichte Arbeiten verrichtete. Er war ihr vom ersten Tag an aufgefallen. Weniger wegen seines guten Aussehens. Er hatte zwar markante Gesichtszüge und seidenschwarzes Haar, das er im Nacken mit einem kupferfarbenen Band zu einem kurzen Zopf zusammengebunden hielt. Aber was das Aussehen betraf, konnten Carson, Duke und einige andere aus ihrem Alpha und dem Beta-Level leicht mithalten. Außerdem schenkte Kendira Servanten, die sich bei ihren Diensten so regelmäßig abwechselten wie die Jahreszeiten, gewöhnlich keine besondere Aufmerksamkeit. Schon weil es sich für einen Elector, der zum hochwürdigen Dienst im Lichttempel berufen war, nicht gehörte, sich mit Servanten einzulassen. Man hatte ihnen bereits im Embrolab beigebracht, mit Servanten freundlich, aber unverbindlich umzugehen und jederzeit die gebotene Distanz zu wahren.
    Was ihr an Dante aufgefallen war und ihn in ihren Augen von den anderen Servanten unterschied, vermochte sie noch nicht in Worte zu fassen. Er war einfach irgendwie anders als die anderen, das spürte sie. Vermutlich hatte ihr Eindruck viel mit seinen dunklen, ausdrucksstarken Augen zu tun.
    Aber da war noch etwas anderes, etwas… nun ja, Geheimnisvolles, das ihn umgab. Gut möglich, dass sie sich das nur einbildete. Jedenfalls war sie sich seiner Gegenwart im Refectorium stets wesentlich bewusster als der irgendeines anderen Servanten.
    Reglos blieb Kendira nun im Schatten der Eichen stehen, während Dante seinen schlichten Ledergürtel löste, die braune Kutte über den Kopf zog und sie achtlos am Rand des Vorplatzes ins Gras fallen ließ. Das hautenge schwarze Servantentrikot mit dem knielangen Bein umschloss einen schlanken, aber muskulösen Körper mit kräftigen Schultern und Oberarmen.
    Mit einer seltsamen Mischung aus Entrüstung und Spannung sah Kendira zu, wie der Dante kurz darauf in die Felswand einstieg.
    Was für ein Frevel!
    Aber auch was für eine Körperbeherrschung!
    Schon nach wenigen Augenblicken hegte sie nicht den geringsten Zweifel, dass er sich nicht zum ersten Mal die senkrechte Wand hinaufhangelte. Er verharrte nirgendwo lange, um zu überlegen, wie und wo er seinen Aufstieg fortsetzen sollte. Seine Griffe kamen schnell und flüssig und seine nackten Zehen fanden mit der Sicherheit eines geübten Kletterers Halt.
    Verblüfft schüttelte sie den Kopf. Eigentlich hätte sie ihn auf der Stelle herunterrufen müssen. Aber stattdessen stand sie stumm da und verfolgte gespannt, wie er weiter in die Höhe stieg.
    Erst sah es so aus, als wollte Dante der gelben Linie folgen, die um die Devil’s Wart herum auf die Felsspitze und das Plateau vom Vista Hill führte. Doch plötzlich bewegte er sich seitwärts, kreuzte die rot markierte Route und schwang sich hinüber auf die schwarze.
    Unwillkürlich hielt Kendira den Atem an, als ihr bewusst wurde, dass er die Devil’s Lip bezwingen wollte, und das ohne die Hilfe von Spreizhaken mit bequemen Griffstücken. Nicht einmal Duke und Carson, die sonst vor keiner Mutprobe zurückschreckten, hatten die Devil’s Lip ohne diese Hilfsmittel zu erklimmen gewagt!
    Hatte er den Verstand verloren?
    Für wen hielt sich dieser Bursche bloß?
    Ungläubig starrte sie zu Dante hinauf, während er sich mit unnatürlich gekrümmtem Körper in die Wölbung des Überhangs hinaufzog.
    Er klebte förmlich am Fels, wie ein Wesen mit Saugnäpfen an den Händen und Füßen. Bald waagerecht zum Erdboden unter dem Überhang hängend, arbeitete er sich zum Ende des Vorsprungs vor. Dann fanden seine nackten Füße nirgendwo mehr Halt, und er überließ sich ganz der Kraft seiner Finger, die nun das volle Gewicht seines Körpers zu halten hatten.
    Kendira schluckte, als sein Körper unter dem Überhang in der Luft hin und her schwang. Er pendelte aus, hing einen Augenblick still hoch oben unterhalb der Felsnase– und griff dann nach einer höher gelegenen Spalte im
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