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Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Titel: Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)
Autoren: Rainer M. Schröder
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die Nacht, um den Ruf nach einer kurzen Pause zu wiederholen, diesmal jedoch kürzer und in einer höheren Tonlage.
    Ruhig warteten die Mountain Men auf das, was nun geschehen sollte, während Kendira mit ihren Freunden verständnislose Blicke und Achselzucken tauschte.
    Eine gute Minute verstrich.
    » Nun mach schon, Jive! « , brummte Jack auf einmal ungeduldig.
    » Es dauert nun mal, wenn es sich nicht verheddern soll « , erwiderte Jedediah.
    » Ich wette, er ist da oben eingepennt « , vermutete Jeremy.
    Nun vermochte Carson seine Neugier nicht länger im Zaum zu halten. » Auf was wartet ihr? « , stieß er hervor.
    Bevor Jedediah noch antworten konnte, flog aus der Höhe etwas herab. Wie eine riesige Schlange wand sich das dunkle Etwas an der Felswand zu ihnen herunter.
    Erschrocken sprang Carson zurück und hätte dabei beinahe Kendira umgestoßen.
    Die Mountain Men lachten leise, und Jedediah sagte: » Auf diese Strickleiter, die Jive, mein jüngster Bruder, auf mein Zeichen von oben herunterlassen sollte. Ich hoffe, ihr traut euch den Aufstieg zu. Dreißig Meter Kletterpartie auf einer Strickleiter sind nicht ohne. Andernfalls trennen sich hier unsere Wege. «
    Verblüfft starrte Kendira an der Felswand hoch. » Und was ist da oben? «
    Jedediah lächelte stolz. » Unser verborgenes Adlernest! «

52
    Die Strickleiter führte senkrecht hinauf zu einem Plateau, das aus der Luft betrachtet die Form eines der Länge nach halbierten Kegels besaß. Es erstreckte sich über annähernd hundert Meter längs der dahinter aufragenden zerklüfteten Felswand, maß an seinem hinteren schmalen Ende keine fünf Meter in der Breite, wölbte sich aber an seinem dickeren Ende bis zur Abbruchkante mindestens zwanzig Meter vor. Doch das Erstaunlichste an dieser Treppenstufe in der Felswand waren die verkrüppelten Pinien und das verfilzte Buschwerk, die sich auf diesem Plateau in die dünne Schicht Erdreich gekrallt hatten. Büsche und Bäume reichten bis auf fünf, sechs Schritte an den Abgrund heran.
    Kendira gehörte zu den Ersten, die auf das Plateau gelangten. Der neunjährige Jive, ein spindeldünner Junge, starrte sie mit großen Augen an, als ihr Kopf über dem Rand auftauchte.
    Jedediah lachte rau auf und schlug ihm seine Hand auf die schmale Schulter. » Pass auf, dass dir die Augen nicht aus den Höhlen kullern, Kleiner! Wir bringen Besuch mit. Fünf von den armen Schweinen drüben aus dem Camp. «
    » Allmächtiger! « , entfuhr es Jive.
    Kendiras Armmuskeln schmerzten von dem anstrengenden Aufstieg. Dennoch beugte sie sich schnell zu Zeno hinunter, der ihr dicht gefolgt war und lauthals keuchte, packte ihn fest am Arm und zog ihn über die Felskante auf das Plateau. Sie half auch den anderen, die nach ihm kamen.
    Wenige Minuten später stand auch der Letzte von ihnen oben auf dem kleinen Plateau. Und jeder war überwältigt von der Aussicht, die sich von hier aus bot.
    Sie blickten hinunter in jenen Bereich des Liberty Valley, wo sich die Lichtburg auf einer weiträumigen Anhöhe erhob. Das mächtige Bauwerk mit der Lichtbasilika an seiner Flanke lag höchstens drei, vier Kilometer Luftlinie entfernt. Auch alle anderen Gebäude sowie das Solarfeld waren gut zu erkennen. Der Blick reichte sogar bis in die Biegung des Tals, das nach Eden führte, hinein. Alle Gebäude waren aus der Höhe gut auszumachen. Und der See glitzerte wie eine Schale Quecksilber.
    Wären die ruhelos hin und her wandernden Suchscheinwerfer nicht gewesen, die von den Wachtürmen herab grelle Lichtbahnen in die Nacht bohrten, hätte das Liberty Valley ein friedliches und idyllisches Bild abgegeben. Doch die Wachtürme und die im Licht der Scheinwerfer immer wieder aufblitzende Umzäunung der Sicherheitszone gaben dem Ganzen ein unheimliches, bedrohliches Aussehen.
    » Unglaublich! « , stieß Dante hervor.
    Carson nickte. » Ja, einfach umwerfend! Nicht mal im Traum wäre ich darauf gekommen, dass es hier oben so eine irre Aussichtsplattform geben könnte. «
    » Ja, und es ist ein perfektes Versteck « , sagte Kendira und rieb sich über die Arme, jedoch weniger wegen der schmerzenden Muskeln, sondern weil sie plötzlich eine Gänsehaut überlief. Sie sah Liberty 9 zum ersten Mal bewusst als das, was es tatsächlich war– nämlich als eine gigantische Menschenaufzucht- und Gefängnisanlage.
    » Kommt, lasst uns ins Haus gehen! « , forderte Jedediah sie alle auf. » Ich denke mal, wir haben einiges zu bereden. «
    » Haus? « , echote Nekia
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