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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land
Autoren: Patricia Shaw
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einmal war nicht Thora, sondern Clem Price der Täter. Thora schrie einige Male entsetzt auf und wollte ihren Mann verteidigen, doch Conway zeigte sich unerbittlich.
    Er ließ sich von Clem darlegen, wie er Thora kennengelernt und unter welchen Umständen die Hochzeit stattgefunden hatte. Dann rang er Clem das Eingeständnis ab, dass sich seine Frau nicht für Sex interessierte.
    »Und das bei einem angeblichen Flittchen, einem gefallenen Mädchen, das bei seiner Eheschließung keine Jungfrau mehr war? Ist Ihnen das nicht sonderbar vorgekommen? Haben Sie nicht den Rat ihres Vaters eingeholt? Immerhin ist er Arzt. Nein. Sie konnten ebenso wenig über dieses Problem sprechen wie Ihre Frau über die Vergewaltigung.«
    Nachdem Conway sich über die zahlreichen Demütigungen ausgelassen hatte, die diese Frau hatte ertragen müssen, stellte er Clem die unvermeidliche Frage, ob er Besitzer eines stadtbekannten Bordells, des
Black Cat
in Kalgoorlie, sei.
    Dann wandte er sich an die Geschworenen. »Was würden Ihre Frauen sagen, wenn Sie entdeckten, dass Ihnen ein berühmt-berüchtigtes Freudenhaus gehört? Denken Sie darüber nach, meine Herren. Sie wären entsetzt. Fühlten sich gedemütigt. Bekämen Angst. Sorgten sich um Ihren guten Ruf und den Ihrer Kinder. Sie wären verwirrt. All dies hat Mrs. Price erleiden müssen. Hat sie von ihrem Ehemann erfahren, was Sache war? Oh, nein. Sie musste es von jemand anderem hören.«
    Clem, der während dieser Schmährede das Gesicht in den Händen vergraben hatte, antwortete wahrheitsgemäß und ohne Umschweife.
    Thora rief Conway zu, er solle aufhören, doch Clem zuckte nur die Achseln und schüttelte den Kopf. Dann setzte er mit monotoner Stimme seine Beichte fort.
    »Wer also ist Jocelyn?«, fragte Conway. »Mrs. Price hat weder Sie noch Mrs. Cornish beschuldigt, sie gedemütigt zu haben. Sie hat sich, wie wir von Mrs. Cornish gehört haben, geirrt. Die Alpträume, die sie ihrer Familie und den Prices zu verdanken hatte, machten ihr so zu schaffen, dass sie die Beherrschung verlor. Stimmt das?«
    »Ja. Daran zweifle ich nicht.«
    »Wer also ist Jocelyn?«
    Der Gerichtssaal stand Kopf, als Clem eingestand, dass sie die Geschäftsführerin des
Black Cat
war oder gewesen war.
    »Nicht Geschäftsführerin. Sie war die Madame, besser gesagt, die Puffmutter«, sagte Conway hart.
    »Das habe ich bereits gesagt.«
    »Und Ihre Frau hat sie gekannt?«
    »Ja. Aus York.«
    »Und hatten Sie jemals Sex mit dieser Frau? Dieser Hure?«
    Clem zögerte.
    »Sag nein«, flehte Fred innerlich, »sag um Gottes willen nein. Wen geht das etwas an? Clem, du darfst dich nicht so fertigmachen lassen, es ist ungerecht.«
    »Ja«, antwortete Clem ruhig, »ja, das hatte ich.« Er sah zu Thora hinüber. »Und ich bitte meine Frau um Vergebung dafür.«
     
    Alice und George waren auf dem schnellsten Weg nach Perth gefahren, nachdem ihnen der Termin für die Verhandlung mitgeteilt worden war. Dass Alice vor Gericht erscheinen sollte, machte sie sehr nervös.
    »Warum ich? Was habe ich mit alldem zu tun?«
    »Thoras Anwälte wollen beweisen, dass sie aus einer guten Familie stammt«, erklärte George. »Diese Hilfe kannst du ihnen nicht verweigern. Sonst denken die Leute, es wäre dir egal. Sie ist deine Schwägerin.«
    »Leider.«
    Sie weigerte sich, in einem der Stadthotels zu wohnen und zog mit Lydia in eine ruhige Pension, die sich speziell auf Gäste, die vom Land kamen, eingestellt hatte.
    »Wir sollten Lydia zu ihrer Mutter bringen«, sagte George.
    »Ich habe dir bereits gesagt, dass ich keinen Fuß in dieses Gefängnis setzen werde.«
    »Dann nehme ich sie mit. Und ich möchte mich nicht länger darüber streiten.«
    Aus Angst, mit dem Kind abgewiesen zu werden, rief George den Anwalt an. Dieser erklärte sich bereit, sie zu begleiten, vorausgesetzt, es bliebe bei einem kurzen Besuch.
    Thora war überglücklich.
    »Wie gut sie aussieht! Komm her, mein Schatz, komm zu deiner Mama. Sieh mal, von diesem Fenster aus kannst du die Soldaten der Königin sehen.«
    Sie wandte sich an George. »Wenigstens weiß sie nicht, an was für einem Ort sie sich befindet. Meinst du, sie wird sich später daran erinnern?«
    »Ich glaube nicht.«
    Sie blieben über eine Stunde, bis Lydia sich zu langweilen und unruhig zu werden begann. »Es macht keinen Spaß, was? Du gehst jetzt mit George nach Hause.«
    Bevor sie aufbrachen, erkundigte sich Thora nach Clem. »Hast du ihn gesehen? Geht es ihm gut? Sie lassen ihn nicht
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