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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg
Autoren: Hilary Norman
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gelebt, als die Sanitäter sie zum Mercy Hospital auf dem Festland gebracht hatten.
    »Sie hat eine ganze Hand voll davon gegessen«, sagte Grace später zu Sam, als sie neben ihm im Saab saß. Die Erinnerung ließ sie noch immer zittern. »Vor meinen Augen. Sie waren die ganze Zeit direkt vor mir, und ich habe sie nicht aufhalten können. Ich konnte gar nichts tun.«
    Sie waren auf dem Weg zum Jackson Memorial, weil ein Cop am Ort des Geschehens Sam gesagt hatte, dass Grace sich geweigert habe, sich vom Notarzt untersuchen zu lassen, als der Krankenwagen eingetroffen war. Grace wusste, dass Sam einen der furchtbarsten Augenblicke seines Lebens durchlebt hatte, als er die Polizeiwagen vor dem Haus der Bussetos gesehen hatte. Mit kreischenden Reifen hatte er den Saab zum Stehen gebracht und war ins Haus gestürmt. Er hatte sich erst wieder gefangen, als er Grace auf der Couch hatte sitzen sehen, blass zwar, aber unverletzt.
    »Es geht mir gut«, hatte Grace ihm versichert. »Es war wieder der Hayman-Faktor, weil ich geglaubt habe, Lucia hätte mir was in den Tee getan. Ich habe mir nur eingebildet, es ginge mir schlecht … dabei habe ich mich schon nicht so wohl gefühlt, als ich von zu Hause weggefahren bin. Das hatte nichts mit Gift zu tun.«
    Sam hatte trotzdem darauf bestanden, sie ins Jackson Memorial zufahren. Das Mercy war zwar näher, aber er hatte Angst, dass Grace Lucia würde sehen wollen – falls sie noch lebte –, und da Dr. Walden noch immer unterwegs war, gab es keinen Grund, weiter bis ins Miami General zu fahren.
    »Ich hätte erkennen müssen, worauf sie zusteuert.« Grace tadelte sich auf der Fahrt weiter selbst. »Das war lehrbuchmäßig. Sie hatte den letzten Menschen verloren, der ihr etwas bedeutete … sie hatte furchtbare Dinge getan, böse Dinge, und nun redete sie sich vor dem Tod noch einmal alles von der Seele. Ich hätte wissen müssen, was kam, und einen Weg suchen müssen, ihr zu helfen, bevor …«
    »Grace, hör auf«, befahl Sam. »Lucia war nicht deine Patientin. Du bist nicht ihre Therapeutin. Du bist eine hochschwangere Frau, die einem Killer gegenübergestanden hat.« Er schaute von der Seite auf ihr angespanntes, blasses Gesicht. »Süße, du hast den Notarzt gerufen. Du hast ihnen alle Fakten gegeben. Du hast getan, was sie dir gesagt haben. Mehr konntest du nicht tun.«
    Sie erwiderte nichts.
    Grace stand noch immer unter Schock, doch der Arzt, der sie untersucht hatte, erklärte, ein Krankenhausaufenthalt sei nicht nötig. »Bringen Sie Ihre Frau nach Hause. Verwöhnen Sie sie ein wenig, und behalten Sie sie im Auge«, hatte er Sam geraten. Wenigstens ließ sich, soweit man feststellen konnte, kein Hinweis darauf finden, dass Lucia sie vergiftet haben könnte.
    Allerdings brauchte die Polizei von Key Biscayne noch immer Grace’ Aussage. Sam konnte sie davon überzeugen, ihn während des Verhörs an Grace’ Seite bleiben zu lassen. Noch während er all den Schrecken lauschte, den Berichten über die Taten der »netten Dame«, die zwei Jahre lang in der Praxis seiner Frau gearbeitet hatte, wollte er nur Grace anschauen, sie berühren, sie in die Arme nehmen.
    Irgendwann würde er ihr allerdings sagen müssen, wie wütend er auf sie gewesen war, weil sie sich in solche Gefahr begeben hatte, und wie gefährlich es gewesen sei, sich von ihrem übertriebenen Beschützerinstinkt dazu verleiten zu lassen, ihm sogar ihre Angst in Bezug auf Terri zu verschweigen. Und zu guter Letzt war sie dann nach KeyBiscayne gefahren, um Lucia Busseto zu trösten, anstatt zuerst mit ihm zu sprechen.
    »Ich habe dir doch eine Nachricht hinterlassen«, hatte sie früher am Abend gesagt.
    »Ja«, erwiderte er. »Das war mir eine große Hilfe.«
    Dann aber hatte er die Sache auf sich beruhen lassen, denn jetzt zählte nur noch, dass er sich um sie und seinen ungeborenen Sohn kümmerte. Der Polizeikram musste so schnell wie möglich erledigt werden, und dann würde er sie nach Hause bringen.
    »Ich möchte Cathy sehen«, sagte Grace, als das Verhör beendet war.
    »Sie ist schon unterwegs«, berichtete Sam. »Wir müssen uns jetzt nur noch beeilen, um vor ihr da zu sein, okay?«
    Grace nickte.
    »Dann wirst du dich also von mir nach Hause fahren und ins Bett stecken lassen? Du hast nichts dagegen, wenn ich die Haustür abschließe und das Telefon im Schlafzimmer abstelle?«
    »Hört sich toll an«, sagte Grace.
    »Und niemand wird in unser Haus gelassen außer Cathy und später vielleicht mein
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