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Letzte Einkehr: Tagebücher 2001-2009 Mit einem Prosafragment (German Edition)

Letzte Einkehr: Tagebücher 2001-2009 Mit einem Prosafragment (German Edition)

Titel: Letzte Einkehr: Tagebücher 2001-2009 Mit einem Prosafragment (German Edition)
Autoren: Imre Kertész
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Schmach des Seins. Ja, ums Weiterleben flehen.
    17 . Juli 2009  
Alles ist gelungen, wonach ich in meinem Leben strebte, und nun, da sich die Erfolge eingestellt haben, zeigt sich, daß ich nach der eigenen Vernichtung strebte.
    Mein Leben, das sich auf einmal wie ein gewendeter Strumpf von der Kehrseite über mich stülpt, ist ein böser metaphysischer Witz. 
    Du mußt dir eine unglückliche Frau vorstellen, die dich vor den Engeln anklagt, du habest ihr selbst das Singen noch abgewöhnt.
    18 . Juli 2009  
Immer wird es einen Menschen geben, der nicht weiß, wer du bist, und es ist immer der, der dir am nächsten steht: deine Mutter, dein Bruder, deine Frau.
    Ich hatte immer ein heimliches Leben, und immer war das das wahre.
    Suche nicht nach letzten Wahrheiten, denn es gibt sie nicht. Der Mensch denkt nicht der Wahrheit, sondern seinen Bedürfnissen entsprechend, und je stärker er sich gegen seine Bedürfnisse wendet, desto weiser wird er – sofern wir unter Weisheit die Liquidation der eigenen Bedürfnisse verstehen.
    28 . Juli 2009  
Mir ist klargeworden: Es ist überflüssig, ein Exit-Tagebuch zu schreiben, denn Exit-Tagebuch ist schließlich jeder Tag meines Lebens und jede Seite meiner Schriften …
    29 . Juli 2009  
Es gibt keinen anderen Ausweg für mich als den Abgang (Exit) …

Anmerkungen
    Mit Ausnahme der ersten, noch aus der Handschrift transkribierten Eintragungen vom Anfang des Jahres 2001 handelt es sich bei den späten Tagebüchern von Imre Kertész [ IK ] um digitale Aufzeichnungen, die er zunächst unter dem Stichwort
Geheimdatei
, ab Mitte März 2003 unter dem Titel
Garten der Trivialitäten
führte. Mit dem 29 . Juli 2009 schloß er das Tagebuch-Schreiben ab. Mehr als fünfzig Jahre lang hatte es sein Schriftstellerleben regelmäßig begleitet.
    Die hier vorgelegten Aufzeichnungen waren ursprünglich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt und sind bis auf geringfügige, vorwiegend aus Rücksicht auf Personen vorgenommene Kürzungen unbearbeitet. Die folgenden Stellen-Anmerkungen konzentrieren sich auf Sacherläuterungen. Sie erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
    Geheimdatei
    2001
    8 . Januar  
in meinem Roman
: Hier und im folgenden spricht IK von der Arbeit an
Liquidation.
    der Einbau des Stückes
: IK hatte seit 1989 an einem Theaterstück aus dem Stoff gearbeitet, auf dem der Roman
Liquidation
beruht, und nahm Teile des geplanten Stückes in den Text auf.
     
    14 . Januar  
um A. nicht zu verletzen
: die im Oktober 1995 verstorbene Albina Kertész, IK s erste Frau.
     
    30 . Januar  
die Landesmanns
: Hans Landesmann, von 1989 bis 2001 Leiter der Salzburger Festspiele, und seine Frau.
    Magda
: Magda Kertész (im Tagebuch häufig abgekürzt M.), seit 1996 Ehefrau von IK .
     
    11 . März  
Gábor-Internat … Madách-Gymnasium
: Budapester Schulen, die IK in seiner Jugend besuchte.
     
    21 . März  
… liebhaben, wie Rilke sagen würde
: In seinen
Briefen an einen jungen Dichter
schreibt Rilke: «Man muß Geduld haben gegen das Ungelöste im Herzen und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben …»
    Gyula Krúdy
( 1878 – 1933 ), ungar. Schriftsteller des
Fin de siècle
, zählt zu den bedeutendsten Prosaisten der modernen ungarischen Literatur.
     
    26 . März  
drittgrößte politische Partei
: 1993 von István Csurka (vgl. Anm. 3 . 10 . 01 ) gegründete rechtsextreme ‹Partei für ungarisches Recht und Leben› (Magyar Igazság és Élet Pártja, abgekürzt MIÉP ).
     
    27 . März  
Kunderas geschwätziger Essay
: Milan Kundera,
L’Art du Roman,
1985 (dt.
Die Kunst des Romans,
München 1987 ).
     
    30 . März  
meine Nietzsche-Übertragung
: IK s Neuübersetzung von Nietzsches
Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik
erschien 1986 in Budapest.
     
    9 . April  
M.
: Vgl. Anm. 30 . 1 . 01 .
     
    17 . April  
von dem Deutscher spricht
: Isaac Deutscher,
The Non-Jewish Jew and Other Essays
, London, 1968 (dt.
Der nichtjüdische Jude
, Essays, Berlin 1988 ). – IK verwendete die Tagebuchaufzeichnung vom 17 . April in seinen Essays «Von der Freiheit der Selbstbestimmung» und «Jerusalem, Jerusalem …» (in: IK ,
Die exilierte Sprache,
Essays und Reden, Frankfurt 2003 ).
     
    20 . April  
György Tatár
: ungarisch-jüdischer Philosoph, Publizist und Übersetzer.
     
    24 . April  
«Aus den Aufzeichnungen eines katholischen Ungarn»
: Unter diesem Titel war am 20 . April 2001 in der ungar. Literaturzeitung ‹Élet és Irodalom› ein
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