Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lesereise Malediven

Lesereise Malediven

Titel: Lesereise Malediven
Autoren: Stefanie Bisping
Vom Netzwerk:
außerdem.
    »Wir haben bewiesen, dass es möglich ist, Korallen erfolgreich zu transplantieren«, erklärt Thomas Le Berre. Tausendfünfhundert Rahmen, auf denen mehr als vierzig Korallenarten leben, liegen mittlerweile vor den Resorts auf Kuda Huraa und Landaa Giraavaru. Die Überlebensrate der transplantierten Korallen liegt bei achtzig Prozent. Außer der Wiederaufforstung unter Wasser sorgen die künstlichen Riffe dafür, dass Badeurlauber in unmittelbarer Nähe zum Strand eine farbenfrohe Unterwasserwelt erleben können. Seamarc berät mittlerweile auch andere Resorts beim Anlegen künstlicher Riffe.
    Auch die neuen Korallenbänke sind indessen Gefahren ausgesetzt. Die Korallenbleiche stellt eine permanente Bedrohung dar. Doch die Riffgärtner sind vorbereitet. Wird das Wasser in der flachen Lagune zu warm – und das geschieht zum Zeitpunkt des Wechsels der Monsunwinde im Mai mit unschöner Regelmäßigkeit –, können sie die Gitter aus dem Wasser heben und am Hausriff im kühleren Wasser versenken. »Ein bis zwei Stunden können die Korallen an der Luft überleben«, erklärt Charlotte Hawley, eine Meeresbiologin aus Neuseeland, die in der Riffgärtnerei beschäftigt ist. »Sie geben dann sogar eine Art Sonnenschutz ab, der zwar ziemlich übel riecht, aber uns die Zeit gibt, sie umzusiedeln.« Ein Kraftakt bleibt der Umzug dennoch für alle Beteiligten: Wenn die Korallen eine gewisse Größe erreicht haben, sind die Gitter ganz schön schwer.
    Die Koralle Acropora austera, die die japanische Urlauberin heute auf ihren Rahmen transplantiert hat, wächst mit zwei Zentimetern pro Monat recht rasant. Verschiedene andere Arten von Steinkorallen, die ein mittleres bis rasches Wachstumstempo vorlegen, werden ebenfalls erfolgreich transplantiert und sorgen für eine gewisse Artenvielfalt am jungen Riff. »Schnelles Wachstum ist wichtig, weil die Insel so am besten vor Erosion geschützt wird«, erklärt Thomas Le Berre. Andere Arten werden transplantiert, um gezielt besonders gefährdete Fischarten wie den Rippen-Falterfisch anzulocken und so den Bestand zu erhöhen. Denn wenn sie hier reichlich Nahrung finden, bleiben sie und pflanzen sich fort. Ein weiteres Kriterium ist die Anpassungsfähigkeit einer Korallenart an höhere Wassertemperaturen. Le Berre hofft, dass künstliche Riffe es einstmals mit der globalen Erderwärmung aufnehmen können. »Sollte es dann noch einmal zu einer massiven Erwärmung kommen wie 1998, würden diese Arten überleben, und die Auswirkungen auf den Fischbestand und das gesamte ökologische Gleichgewicht wären weniger dramatisch.«
    Die japanische Spenderin des Rahmens kann das Wohlergehen ihres kleinen Stückchens Riff nach dem Urlaub im Internet weiterverfolgen. In den Tagen nach der Wasserung wird ein Foto aufgenommen und online gestellt. Sind die Korallen angewachsen, wird auch das Plastikband entfernt. In regelmäßigen Abständen werden alle Rahmen fotografiert. Die Bilder dienen in erster Linie der wissenschaftlichen Beobachtung. Zugleich haben die »Besitzer« durch die Fotos die Möglichkeit, die Entwicklung ihrer Korallen am heimischen Bildschirm zu verfolgen. Was nicht selten zu weiteren Spenden motiviert. Die Rahmen, die es in drei verschiedenen Größen gibt, kosten zwischen hundertfünfzig und fünfhundert US -Dollar – für die Gäste eines Resorts dieser Preiskategorie also kaum mehr als ein Abendessen oder ein Nachmittag im Spa. Und weil sie die Rahmen vom Schnorcheln bereits kennen, verlässt mittlerweile kaum noch ein Hochzeitspaar und kaum eine Familie die Insel, ohne vorher rasch einen Korallenrahmen gestiftet zu haben. Außer den Riffen in Strandnähe ist ein weiteres entstanden, dessen Silhouette der Zeichen Yin und Yang auf Google Earth gut zu erkennen ist.
    Diese Möglichkeit der ökologischen Abbitte ist nicht ausschließlich auf Landaa Giraavaru und dem Schwesterresort auf Kuda Huraa im Nord-Mal é -Atoll zu finden. Auf Angsana Ihuru im Nord-Mal é -Atoll etwa ist ein von den Gästen des Banyan Tree gesponserter und vom Resort betreuter Korallengarten entstanden – neben diversen anderen Projekten der Gruppe zum Schutz von Riffhaien, Meeresschildkröten und anderen maritimen Opfern menschlicher Eingriffe ins natürliche Gleichgewicht der Insel- und Unterwasserwelt. Hier werden abgebrochene Korallen mittels kleiner Kugeln aus Beton an toten Korallen im Ozean befestigt. Nach einigen Stunden hat sich der Baustoff erhärtet, sodass die Strömung die Korallen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher