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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler
Autoren: M.A. Foster
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hatten sie in ihre Zentrale gebracht; andere wiederum hatten sie noch weiter mitgenommen, bis zu einem ausgedehnten städtischen Gebiet, bis zu einem Gebäude, einem Zimmer innerhalb des Gebäudes. Alles schien kaum bemerkenswert, sondern eher friedlich abzulaufen; es war ihr unmöglich gewesen, sich Richtungen oder Zeichen zu merken. Alles war nichtssagend oder jedenfalls so gut wie, so nichtssagend sie es irgend hatten einrichten können. Dann kamen die Vernehmungsbeamten. Sie waren ausdauernd, aber rücksichtsvoll und raffiniert gewesen, Meister ihres Fachs. Sie waren entschlossen gewesen, nicht sonderlich unangenehm, und vor allem hatten sie Überredungskünste beherrscht. Sie hatte nichts gesagt. Nur mit ihrer sanften Stimme wiederholt, daß sie die Shuren-Webe – Wirtsleute neben dem Haupteingang des Reservats, gleich hinter dem Institut – davon benachrichtigen sollten, daß sie ein verirrtes Mädchen mitgenommen hatten. Sie hatten sofort eingewilligt und waren sehr höflich gewesen. Sie wußte, daß sie es nicht getan hatten. Niemand holte sie ab.
    Offene Drohungen hatte es keine gegeben, und nie war irgend etwas wie Folter auch nur erwähnt worden. Sie hatte sich nicht täuschen lassen. Sie war auf ihre eigene Art zu schlau, um nicht zu wissen, daß diejenigen, die die Karten in der Hand hielten, alle Stärken und keine Schwächen hatten und daß sie es nicht nötig hatten, Phrasen zu dreschen, zu toben, zu brüllen, auf und ab zu laufen und sich dabei theatralisch zu gebärden, einherzustolzieren, um dann plötzlich einen Schwall von Drohungen von sich zu geben. Oder die Pausen durch einschüchternde Tiraden zu unterbrechen. Nein. Sie hatten es nicht nötig, abschreckend zu wirken: Dies alles sind Handlungen, die den Vernehmungsbeamten kennzeichnen, der mehr daran interessiert ist, die Macht, die er innehat, zu hätscheln, als die Information zu bekommen, für die er bezahlt wird.
    Ihre Darstellung war offensichtlich schwach gewesen, aber sie war dennoch dabeigeblieben. Sie hatte sich verirrt, sagte sie, nach einem kleinen Erkundungsgang, und hatte versucht, auf gut Glück zurückzugehen. Sie war nie in dem Museum gewesen. Sie war sicher, daß sie das durchschauten, aber sie blieb dabei, wie geschickt sie sie auch davon abzubringen versuchten. Sie fand, daß es leicht gewesen war, dem sanften, aber beständigen, flutartigen Druck zu widerstehen, verglichen mit anderen Erfahrungen, zu denen sie Parallelen ziehen konnte. Aber unterhalb ihres Selbstvertrauens konnte sie sich vorstellen, daß ihre Besucher bei ihren Artgenossen, den anderen Menschen, den Vorläufern, außerordentlich geschickt waren. Einer, der nicht geschult war, wäre nach wenigen Stunden unter ihnen zusammengebrochen, und das ganz ohne eine einzige ärgerlich erhobene Stimme, einen einzigen Schmerz. Sie konnte nicht genau entscheiden, wie lange es wirklich gedauert hatte. Da waren matte Fensterscheiben gewesen, aber das durchscheinende Licht war grau und änderte sich nie; sie wußte nie, ob sie echtes Licht durchschimmern sah oder irgendein künstliches Licht. Es wurde regelmäßig dunkel hinter diesen Fenstern, und bei ihr in dem Raum waren deutlich sichtbare Uhren gewesen, aber sie befürchtete, daß in einer schwierigen Welt kein Verlaß auf das Offensichtliche war. Sie kannte das Maß der Dinge; das hatte zu ihren Fertigkeiten, zu ihrer Ausbildung gehört, und sie besaß ein Gespür für feine Veränderungen. Aber sie hatten ihr erlaubt zu schlafen, wenn sie müde war, zu essen, wenn sie hungrig war, sich zu waschen, wenn sie das Gefühl hatte, schmutzig zu sein. Sie konnte diesen Erfahrungen nichts entnehmen – die Geräuschebenen waren genau gleich, wo sie auch sein mochte.
    Sie wahrte ihr Schweigen und blieb bei ihrem ausweichenden Verhalten, so lange sie konnte. Immerhin hatten sie ihr noch einige andere bohrende Fragen gestellt, und immer bevor sie sich durch einen Bluff aus der Affäre hätte ziehen können. Aber vielleicht trieben diejenigen, die nicht so geschickt wie diese gewesen waren, die tiefere Geheimnisse in ihrem Schweigen gespürt hatten, die sie ärgerten, sie dazu an. Trotz ihres lockeren Auftretens, den beinahe angenehmen Sitzungen, den lockeren, entspannten Befragungen witterten sie also ein Geheimnis. Sie wußten nicht, ob es etwas mit dem ursprünglichen Fall zu tun hatte oder nicht – so scharfsinnig, das merkte sie, so scharfsinnig waren sie nun doch nicht. Das spielte jetzt auch keine Rolle mehr … Das
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