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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler
Autoren: M.A. Foster
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außer einem beinahe unsichtbaren feinen Flaum überall, unbestreitbar weiblich. In den Augen des einen sah sie die verzerrten Sehnsüchte des Kindesverführers, aber die unausgesprochenen Angriffe in den Gedanken der anderen störten sie nicht. Sie hatte nichts gegen Nacktheit als solche, und was die besagten Sehnsüchte betraf, so hatte sie im Geiste einfach gespielt tapfer mit den Achseln gezuckt: Sie hatte schon mehr preisgegeben, als die anderen alle zusammen aufnehmen konnten.
    Und danach, nachdem sie sie lange genug angesehen hatten, hatten sie sie vorsichtig und sanft in einen abgeschlossenen Raum gelegt; wegen des Geruchs hielt sie ihn für eine Maschine, die aber auch einen Anflug menschlicher Angst an sich hatte, ein dunkler Ort, der sie beunruhigte. Sie hörte sie darüber als von einem Apparat zur Reduzierung der sinnlichen Wahrnehmung sprechen. Sie hörte noch mehr darüber, als sie die Maschine anstellten und sie selbst in ihr Inneres einpaßten, so daß sie folgern konnte, was das für eine Maschine war. Der Apparat war ein lebenserhaltendes System, in dem die Temperatur konstant gehalten wurde und das alles, was in den Körper ein- und von ihm abgeführt wurde, steuerte. Und noch einiges mehr: Er bewirkte die totale Anästhesie des Sinnes- und Bewegungsapparats, und die Funktionen, die er nicht steuerte, hatte er unter Kontrolle. Er konnte ihren Puls beschleunigen oder verlangsamen. Er schuf ein Milieu, dessen sinnlicher Wahrnehmungswert haargenau bei Null lag.
    Jetzt ihr Universum. Dunkel, geruchlos, schwerelos, empfindungslos. Sie fühlte nichts, war ein Geist ohne Körper. Wenn man das Fehlen von Unbequemlichkeiten bequem nennen konnte, dann war es bequem. Sie hatte nicht die geringste Empfindung. Sie konnte sich zwar daran erinnern, wie sie hineingelegt worden war, aber später war es dunkel und still geworden. Eine unbestimmt lange Zeitspanne war seitdem vergangen. Manchmal dachte sie, daß es erst Minuten her sei oder höchstens etwa eine Stunde. Dann wieder war sie müde und dachte, daß sie Jahre in dem Kasten zubringen, in ihm alt werden, eine Älteste werden würde, oder auch daß sie für immer in der Reifezeit steckenbleiben, also eine unfruchtbare Ler bleiben müßte, da die kontrollierenden Sensoren die hormonelle Zusammensetzung ihres Reproduktionssystems entweder nicht beachteten oder unterdrückten. Sie selbst wußte, daß es bei ihr anders war als beim Menschen. Sie vermutete, daß die Maschine bei ihr an eine Störung glaubte und versuchen wollte, sie zu heilen! Aber die Zeit. Minuten oder Jahre. Sie kannte den Unterschied nicht mehr. Die Wirklichkeit des Jetzt dehnte sich über enorme Entfernungen aus, über Schluchten, deren Ausmaß sie sich nicht vorstellen konnte.
    Und jetzt konnte sie sich nicht der Erkenntnis entziehen, daß es am Ende keine Rolle gespielt hatte, wie wirksam oder unwirksam ihr passiver Widerstand gewesen war. Sie war zuerst zuversichtlich gewesen, obwohl sie sich einiges an Angst und Schrecken hatte eingestehen müssen; doch mußte sie der Tatsache ins Auge sehen, daß sie im Moment dabei war, auch das zu verlieren, und daß sie am Anfang eines Weges stand, der nur in einer Richtung gangbar war, der keinen Ausgang hatte und keine Stelle, an der eine Umkehr möglich war.
    Zuerst war es in dem Kasten erträglich, beinahe angenehm gewesen. Sie konnte nicht glauben, daß er eine Gefahr darstellen sollte: Immerhin geschah in ihm nichts weiter, als daß sie faul sein und mit offenen Augen träumen durfte, also etwas, das die Leute ohnehin wollten, aber wozu sie irgendwie nie so recht die Zeit fanden. Sie kannte eine Reihe von Übungen, die in erster Linie Denksportübungen waren und die hier, in dem Kasten, hervorragende Dienste taten. So erneuerte sie zunächst ihre Widerstandskraft; sie hatte ihr gute Dienste getan, bevor sie gefangen worden war, und so würde sie ihr auch jetzt gute Dienste tun. Nachdem sie sich etwas an die neue Umgebung angepaßt hatte, begann sie, ihre wache Zeit damit zu verbringen, das Zan -Spiel zu spielen, ein Spiel mit breitangelegten Möglichkeiten und allen Raffinessen. Zuerst überließ sie sich selbst, ihrer eigenen Seite, die kunstfertigsten Züge, aber später erschien ihr dies als zu leicht, wie kompliziert sie auch das Spiel gestaltete, so daß sie die gegnerische Seite ebenfalls zu entwickeln begann und auf beiden Seiten gleichzeitig spielte. Dies hatte ihr einiges abverlangt, denn sie hatte zuvor in erster Linie in der
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