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Leopardenblut (German Edition)

Leopardenblut (German Edition)

Titel: Leopardenblut (German Edition)
Autoren: Nalini Singh
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man sie ins Zentrum einlieferte, würde ihre Welt in Dunkelheit versinken. In einer endlosen, stillen Dunkelheit.
    Vorsichtig nahm sie die Abdeckung von der Konsole und bastelte an den Schaltkreisen herum. Dann setzte sie die Abdeckung wieder auf und gab Nikitas Code ein. Ihre Mutter wohnte einige Stockwerke höher im Penthouse.
    Die Antwort kam nur Sekunden später: „Dein Bildschirm ist abgeschaltet, Sascha.“
    „Hab ich gar nicht mitbekommen“, log Sascha. „Warte mal!“ Sie machte eine Kunstpause und holte tief Luft. „Ich glaube, es ist eine Störung. Ich werde einen Techniker kommen lassen.“
    „Warum rufst du an?“
    „Ich muss leider unsere Verabredung zum Abendessen absagen. Gerade habe ich noch ein paar Dokumente von Lucas Hunter bekommen, die ich gerne durchgehen würde, bevor ich mich morgen mit ihm treffe.“
    „Ziemlich fix für einen Gestaltwandler. Wir sehen uns dann morgen Nachmittag zur Lagebesprechung. Gute Nacht.“
    „Gute Nacht, Mutter.“ Die Leitung war schon tot. Das tat weh, auch wenn Nikita sich nie mütterlicher verhalten hatte als der Hauscomputer. Aber heute Abend wurde der Schmerz darüber von viel gefährlicheren Gefühlen verdrängt.
    Sie hatte kaum angefangen, sich zu entspannen, als die Konsole einen Anruf anzeigte. Da die Identifikationsanzeige mit dem Bildschirm ausgeschaltet worden war, wusste sie nicht, wer der Anrufer war. „Sascha Duncan“, sagte sie und versuchte, nicht in Panik zu geraten, weil Nikita es sich vielleicht doch anders überlegt hatte.
    „Hallo, Sascha!“
    Beim Klang der honigsüßen Stimme, die sich jetzt mehr wie ein Schnurren anhörte, bekam sie weiche Knie. „Mister Hunter.“
    „Lucas, bitte. Wir sind doch jetzt Kollegen.“
    „Was wünschen Sie?“ Streng sachlich, das war die einzige Möglichkeit, mit ihren Achterbahn fahrenden Gefühlen umzugehen.
    „Ich kann Sie nicht sehen, Sascha.“
    „Bildschirmstörung.“
    „Das ist ja nicht besonders effizient.“ Amüsierte er sich vielleicht darüber?
    „Sie haben doch nicht angerufen, um mit mir zu plaudern.“
    „Ich wollte Sie für morgen früh zur Teambesprechung einladen.“ Seine Stimme war geschmeidig wie Seide.
    Sascha wusste nicht, ob Lucas immer wie eine Aufforderung zur Sünde klang oder ob er sich bemühte, sie durcheinanderzubringen. Dieser Gedanke brachte sie wirklich durcheinander. Wenn er auch nur vermutete, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte, dann konnte sie auch gleich ihr eigenes Todesurteil unterzeichnen. Die im Zentrum Internierten waren ja nichts anderes als lebende Tote.
    „Wann?“ Sie schlang die Arme fest um ihren Körper und zwang sich, ruhig zu sprechen. Die Medialen achteten sehr darauf, dass niemand ihre Defekte bemerkte. Niemand hatte sich je erfolgreich im Rat gegen den Vorschlag einer Rehabilitationsmaßnahme wehren können.
    „Halb acht. Passt Ihnen das?“
    Wie schaffte er es bloß, eine einfache Geschäftseinladung wie die reine Versuchung klingen zu lassen? Vielleicht fand das alles nur in ihrem Kopf stat t – vielleicht verlor sie langsam den Verstand. „Wo?“
    „In meinem Büro. Wissen Sie, wo das ist?“
    „Selbstverständlich.“ Die DarkRiver-Leoparden hatten sich in einem Bürogebäude in unmittelbarer Nähe des chaotischen Treibens von Chinatown niedergelassen. „Ich werde da sein.“
    „Ich warte auf Sie.“
    Für ihr erhitztes Gemüt klang das nicht wie ein Versprechen, sondern wie eine Drohung.

2
    Lucas strich in seinem Büro umher. Am Fenster blieb er stehen, starrte hinunter auf die engen Straßen von Chinatown, dessen unterschiedliche Eindrücke die Sinne explodieren ließ, und dachte an Sascha Duncans nachtschwarze Augen. Er hatte etwas Unpassendes an ihr gewittert, etwas war nicht gan z … richtig. Aber es war nicht der üble Geruch einer Geisteskrankheit, sondern etwas Verführerisches, das sich deutlich vom metallischen Gestank der meisten Medialen abhob.
    „Lucas?“
    Er musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, wer der Besucher war. „Was ist, Dorian?“
    Dorian trat neben ihn. Mit seinen blonden Haaren und den blauen Augen hätte man ihn glatt für einen herumlungernden Surfer halten können, der auf die richtige Welle wartete. Nur der wilde Ausdruck in seinen Augen passte nicht dazu. Dorian war ein nicht voll entwickelter Leopard. Irgendetwas war im Mutterleib schiefgegangen, denn er war zwar mit allen Merkmalen eines Gestaltwandlers auf die Welt gekommen, konnte sich aber dennoch nicht in ein Tier
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