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Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici

Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici

Titel: Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici
Autoren: Alfred Bekker
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zweiten Teil unserer Vereinbarung erfüllen kann?“, mischte sich Gianna ein. Sie konnte ein breites Grinsen kaum unterdrücken.
    „Das ist aber schade“, sagte sie.
    „Heuchlerin! Das findest du gar nicht schade! Für das Innere
    eines Tierkörpers interessierst du dich genauso wenig wie für alle anderen wichtigen Fragen. Hauptsache, dieser blöder Portugiese macht nicht ein Hexenkunststück oder ruft laut und deutlich den Satan an, sodass dein Vater deswegen Ärger bekommt oder
    zumindest auf die sichere Miete dieses seltsamen Kerls verzichten muss!“
    Wütend trat er gegen einen Stein. Da er ausnahmsweise Schuhe
    trug, konnte er das auch gefahrlos tun. Allerdings flog nicht der Stein weg, sondern sein rechter Schuh. Im hohen Bogen segelte er durch die Luft und landete auf der anderen Straßenseite.
    „Es war nicht so gemeint“, sagte Gianna beschwichtigend. Aber
    Leonardo ließ sie stehen, ging über die Straße und holte den Schuh zurück.
    Gianna wandte sich unterdessen an Carlo.
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    „Wie hältst du das bloß mit ihm aus?“, fragte sie.
    „Das ist gar nicht so schwer“, antwortete Carlo. „Jedenfalls bin ich gespannt, was er für eine Idee er hat, um das Geheimnis dieses Portugiesen zu lüften.“
    Leonardo kehrte inzwischen zurück.
    „Ein Gutes hat der Ärger mit deinem Großvater doch“, sagte
    Gianna an Leonardo gerichtet. „Du kannst dich jetzt ganz darauf konzentrieren, mir zu helfen.“
    Leonardo nickte. „Ich habe auch schon darüber nachgedacht…“
    „Fein. Und was machen wir?“
    „Weiß ich nicht. Ich habe noch keine Idee“, erwiderte er trocken.
    „Am besten gehen wir mal zu eurem Gasthaus und sehen uns um.“
    Sie gingen also an der Kirche vorbei und näherten sich dem
    Gasthaus. Es trug keinen Namen. Das wäre angesichts der Tatsache, dass es das einzige Gasthaus in Vinci war, auch überflüssig gewesen.
    Zu verwechseln war es ohnehin nicht.
    „Wenn ich jetzt das Haus betrete, muss ich bestimmt irgendetwas helfen“, meinte Gianna. „Außerdem müsste ich schon eine gute
    Ausrede finden, um zu erklären, weshalb ihr euch dort umseht.“
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    Aber Leonardo ließ sich nicht entmutigen.
    „In welchem Zimmer wohnt der Portugiese?“, fragte er.
    „Das Fenster zeigt zum anderen Giebel“, gab Gianna Auskunft.
    „Ich möchte mir das mal ansehen“, verlangte Leonardo. Sie
    gingen zur anderen Seite des Hauses. Das Fenster, das Gianna
    meinte, stand offen. Die Fensterläden waren nach außen geklappt.
    Aber es war vollkommen unmöglich von unten hineinzusehen.
    „Und was machen wir jetzt?“, flüsterte Gianna, so als befürchtete sie, dass der Portugiese sie möglicherweise hören könnte.
    Leonardo blickte sich um. Carlo beobachtete ihn dabei genau. Er wusste, wenn sein Freund diesen besonderen Blick hatte, dann
    dachte er gerade intensiv nach. Zumeist hatte er dann wenig später auch irgendeine Idee, die so ungewöhnlich war, dass Carlo sich jedes Mal fragte, woher sein Freund diese Einfälle wohl haben mochte.
    Carlo wartete gespannt. Aber der Einfall, den Leonardo diesmal äußerte, war vergleichsweise einfach.
    Er streckte den Arm aus und deutete zu einer Gruppe knorriger
    Bäume. „Vielleicht kann man in das Zimmer hineinsehen, wenn man auf einen der Bäume klettert“, schlug er vor.
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    Gianna verdrehte die Augen.
    „Darauf wäre ich selbst noch gekommen!“, meinte sie, biss sich aber sofort auf die Lippen. Schließlich hatte sie einiges einsetzen müssen, um Leonardo dazu zu bewegen, dass er ihr überhaupt half.
    Da wollte sie ihn jetzt nicht gleich verärgern.
    Aber Leonardo war mit den Gedanken wohl ohnehin bereits einen
    Schritt weiter. Er achtete gar nicht weiter auf das, was Gianna gesagt hatte.
    Stattdessen ging er geradewegs auf die Baumgruppe zu.
    Carlo und Gianna wechselten einen Blick. Schulterzuckend
    folgten sie Leonardo.
    „Ich hoffe nur, dass er wirklich weiß, was er tut“, konnte sich Gianna dann eine Bemerkung doch nicht verkneifen.
    „Also wenn jemand herausbekommen kann, was mit dem
    Portugiesen los ist, dann ist er es!“, verteidigte Carlo seinen Freund.
    „Du wirst staunen, was ihm noch alles einfällt!“
    „Na ja, ich glaube zumindest seine Idee, in seinem Zimmer Feuer zu machen, war alles andere als gut.“
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    Wenig später standen sie alle drei bei der Baumgruppe. Insgesamt sieben verwachsene Bäume waren es. Früher waren es mal acht
    gewesen, aber einer der der Stämme war abgestorben und
    irgendwann umgestürzt. Leonardo
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