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Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici

Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici

Titel: Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici
Autoren: Alfred Bekker
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Carlos
    Vater fährt einmal die Woche nach Florenz und macht unterwegs in jedem kleinen Dorf halt. Jeder weiß doch wie redselig er ist und ich nehme an, dass sich die Gerüchte um den Portugiesen auf diese
    Weise schon in der ganzen Gegend verbreitet haben!“
    „Jetzt fehlt es noch, dass du mir die Schuld gibst, wenn deine Eltern festgenommen werden, weil ihnen das Geld wichtiger war
    alles andere und sie bereit waren, dafür sogar einen Diener Satans zu beherbergen!“, verteidigte sich Carlo empört.
    „Es ist halt nicht jeder so wohlhabend wie dein Vater, der sicher nicht auf das Geld angewiesen wäre!“, versetzte Gianna.
    Während zwischen Carlo und Gianna ein kurzer Streit entbrannte, wirkte Leonardo abwesend. Er schien über etwas nachzudenken.
    „Ich helfe dir, Gianna“, sagt er schließlich und beendete damit abrupt das Wortgefecht der beiden anderen. Gianna sah Leonardo entgeistert an. Hatte sie sich verhört? Wieso hatte der Junge so schnell und gründlich seine Meinung geändert?
    „Du willst doch wissen, ob dieser Portugiese in seinem Zimmer
    irgendwelche Hexenrituale durchführt!“
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    „Genau! Manchmal frage ich mich schon, ob er vielleicht schon
    meine Eltern verhext hat, sodass sie überhaupt nicht merken, in welcher Gefahr sie sind.“
    „Ich habe gesagt, dass ich dir helfe, Gianna, aber dann musst du mir auch helfen“, kam Leonardo nun auf den Kern der Sache.
    „Und wobei?“, fragte sie. Dabei verzog sie bereits das Gesicht, noch bevor ihr Leonardo irgendwelche unappetitlichen Einzelheiten genannt hatte. Carlo musste ein Schmunzeln unterdrücken.
    „Erstens musst du mir gleich dabei helfen, die Eidechse zu
    zerlegen. Sie liegt jetzt schon den zweiten Tag bei mir im Zimmer in der Holzkiste und wer weiß, wie lange sie schon da draußen im Wald gelegen hat, bevor ich sie gefunden habe!“
    Gianna schluckte. „Muss das sein?“
    „Hilfe gegen Hilfe, Gianna. Eine Hand wäscht die andere!“
    „So doll waschen kann man sich hinterher gar nicht, dass der
    Gestank vergeht“, wandte sie ein.
    „Ich will das Skelett unbeschädigt haben. Also müssen wir sehr vorsichtig sein. Und das ist auch noch nicht alles.“
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    Auf Giannas Stirn erschien eine tiefe Furche. „Noch eine
    Bedingung?“, stieß sie hervor.
    „Ihr schlachtet doch ab und zu, oder?“
    „Das tun fast alle Leute in Vinci!“, erwiderte das Mädchen.
    „Wenn ihr das nächste Mal schlachtet, dann besorg mir doch bitte etwas von dem Blut. Einen Krug voll, das wäre schön. Ich brauche das unbedingt. Ob es jetzt Schweine- oder Rinderblut ist, ist nicht so wichtig. Notfalls tut es auch das Blut von Hühnern.“
    Gianna atmete tief durch. Die Sache mit dem Besucher musste sie ziemlich belasten. Anders war es nicht erklärlich, dass sie sich auf Leonardos Bedingungen einließ. „Meinetwegen“, sagte sie also.
    „Aber um alles in der Welt: Was willst mit dem Blut anfangen?“
    „Ich möchte seine Essenz gewinnen!“, sagte Leonardo. „Die
    festen Bestandteile des Blutes. Man sagt immer, dass im Blut die Lebenskraft liegt – aber diese Kraft kann nicht der Flüssigkeit sein, denn dabei handelt vermutlich um einfaches Wasser. Sie muss in den Stoffen liegen, die im Blut gelöst sind! Vielleicht kann man daraus ein Heilmittel machen – wer weiß?“ Und dann berichtete Leonardo voller Begeisterung, wie er dabei vorgehen wollte. „Das Blut wird 33

    erhitzt. Dabei verdampft das Wasser und es bleiben die festen
    Bestandteile zurück! Es funktioniert genauso wie beim Brennen von Alkohol, wo man durch das Verdampfen des Wassers einen immer
    höheren Alkohol-Anteil bekommt. Destillation nennt man das.“
    „Warum fragst du wegen des Blutes nicht deinen Großvater?“,
    fragte Gianna. „Der schlachtet doch genauso häufig wie wir!“
    Leonardo druckste etwas herum, dann sagte er schließlich: „Das habe ich schon. Aber nachdem ich damit seine Apparatur zum
    Schnapsbrennen kaputtgemacht habe, will er mir nicht noch einmal etwas geben!“
    Gianna grinste. „Das kannst du aber nun wirklich nicht übel
    nehmen!“
    Leonardo sah sie fragend an. „Was ist, nimmst du die
    Bedingungen an?“
    Sie zögerte und nickte. „Mein Vater hat vor kurzem geschlachtet und ich kann dir das Blut sofort holen, wenn du willst.“
    „Da wäre toll!“, rief Leonardo und man konnte ihm ansehen, wie sehr er sich darauf freute, endlich mit seiner Forschungsarbeit beginnen zu können.
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    „Du bist schon ein seltsamer Kerl“, sagte Gianna.
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