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Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici

Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici

Titel: Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici
Autoren: Alfred Bekker
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heute zum letzten Mal gesehen, Joao de Lagos“,
    erklärte er. Der Agent griff an seinen Gürtel und holte einen Beutel hervor, den er auf den Tisch legte. „Da ist eine hübsche Summe drin, die Euch das Vergessen erleichtern soll, Meister Joao.“
    „Das Vergessen?“, fragte der Portugiese verständnislos.
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    „Ihr habt mich noch nie gesehen – ebenso wenig wie den Boten
    aus Florenz.“
    „Ich verstehe nicht, ich dachte, für Euern Auftraggeber wäre es so wichtig, über die Festungsanlagen von Florenz genauestens Bescheid zu wissen und bisher habe ich vielleicht gerade einmal zwei Drittel der Pläne kopiert!“
    „Eure Hilfe ist nicht länger notwendig.“
    „Darf ich fragen warum?“
    Der Agent lächelte kühl. „Ihr solltet inzwischen bemerkt haben, dass ich es nicht sehr schätze, wenn man mich ausfragt. Aber so viel will ich Euch in diesem Fall doch sagen: Mein König hat seine Pläne geändert.“
    „So will er nicht mehr gegen Florenz zu Felde ziehen?“
    Der Agent zuckte mit den Schultern. „Würdet Ihr das angesichts der furchtbaren Kriegsmaschinen wagen, wenn Ihr an seiner Stelle wärt?“
    „Nein.“
    „Lebt wohl, Joao. Ach, noch eine Kleinigkeit…“
    „Ja?“
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    „Solltet Ihr jemals über die Dinge sprechen, die Ihr für mich
    getan habt, dann habe ich immer noch die Möglichkeit, Euch beim portugiesischen Gesandten in Rom anzuschwärzen! Bedenkt das
    also!“
    „Das werde ich“, versprach der Portugiese.
    Nachdem der Mann mit der Lederkappe verschwunden war und
    Leonardo draußen das Geräusch des Hufschlags gehört hatte, stieg er aus der Truhe.
    „Habe ich das richtig verstanden? Ihr seid von diesem Erpresser erlöst?“, fragte der Junge.
    Joao nickte. Der Portugiese strahlte über das ganze Gesicht. Der ungeheurer Druck war von ihm genommen, unter dem er die ganze
    Zeit über hatte arbeiten müssen. „Ja, ich kann gehen wohin ich will“, sagte er und steckte den Beutel mit dem Geld ein. „Und so, wie es aussieht, werde ich auch nicht mehr lange hier bleiben. Es ist besser, wenn ich so schnell wie möglich fortgehe und irgendwo anders ein neues Leben beginne.“ Er zuckte mit den breiten Schultern.
    184

    „Vielleicht gehe ich nach Venedig. Aber auch oben im Norden soll es bedeutende Häfen geben. Lübeck oder Antwerpen zum Beispiel.
    Kartenzeichner werden wahrscheinlich überall gebraucht.“
    „Bestimmt“, nickte Leonardo. „Aber eigentlich ist es schade. Ich hätte gerne noch mehr von Euch gelernt, Joao.“
    Joao legte ihm freundschaftlich eine Hand auf die Schulter. „Du kannst für dein Alter schon sehr viel - und in den letzten Wochen hast du noch vieles innerhalb kürzester Zeit dazugelernt.“
    „Aber es reicht mir nicht, dass es nur für mein Alter gut ist, was ich mache“, erwiderte Leonardo. „Ich möchte, dass es perfekt ist.
    Versteht Ihr?“
    „Das verstehe ich sehr gut. Aber Perfektion, mein Lieber, gibt es vielleicht nur bei einem.“ Er deutete mit dem Zeigefinger senkrecht nach oben. „Aber hier unten auf der Erde gibt es so etwas nicht. Man kann sich immer nur bemühen, sich zu verbessern.“
    Leonardo zog die Stirn in Falten.
    „Dann hat man nie ausgelernt?“, fragte er.
    Der Portugiese schüttelte den Kopf.
    „Nie.“
    185

    Am nächsten Tag war der Portugiese einfach verschwunden, ohne
    sich noch einmal zu verabschieden. Was er dem Wirt noch schuldig war, lag in Gold- und Silbermünzen auf dem Tisch in seinem
    Zimmer. Außerdem lagen da ein paar Bleistifte und Lineale,
    eingewickelt in einen Bogen Papier, auf dem stand: „Für meinen Freund Leonardo aus Vinci, dessen Fantasiemaschinen mehr bewirkt haben, als viele andere Erfindungen, die tatsächlich gebaut wurden.“
    Gianna brachte ihm das Päckchen.
    Sie traf Leonardo zusammen mit Carlo in seinem Zimmer an, wo
    er gerade damit beschäftigt war, in einem Krug eine eigenartig gefärbte Flüssigkeit anzurühren, von der Gianna gar nicht weiter wissen wollte, was darin alles aufgelöst war.
    Leonardo packte die Bleistifte aus und faltete das Papier
    auseinander, in dem sie eingerollt waren.
    „Auf der Innenseite ist auch noch etwas!“, stellte er fest.
    Carlo sah im über die Schulter. „Lauter Zahlen!“, wunderte er
    sich. „Das ist wohl mehr was für mich – zum rechnen!“
    186

    Einen Satz hatte Joao dazugeschrieben: „Verbinde alle Zahlen der Reihenfolge nach mit geraden Strichen!“, stand dort.
    Das musste Leonardo gleich ausprobieren. Die gefärbte
    Flüssigkeit war
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