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Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici

Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici

Titel: Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici
Autoren: Alfred Bekker
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geben kann!“
    Franco drehte sich um und ging.
    „Ich will nicht betteln!“, versicherte Leonardo.
    „Ja sicher“, nickte Enrico. „Und will mir hier auch die Füße platt stehen…“
    Wenig später kehrte der Wächter namens Franco zurück und
    machte ein Zeichen, das nur bedeuten konnte, dass Leonardo zu ihm kommen sollte.
    Ich darf jetzt doch in den Palast!, dachte Leonardo.
    Wie war das möglich?
    Hatten seine Argumente so überzeugend gewirkt? Wahrscheinlich
    hatte der Wächter bei Cosimo de’ Medici persönlich vorgesprochen –
    und dass das ein kluger Mann sein musste, das wusste Leonardo ja schon durch seinen Vater.
    Triumphierend blickte er zu Enrico und ließ sich dann von
    Franco in den Innenhof des Palastes führen.
    155

    „Wo ist Herr Cosimo jetzt?“, fragte Leonardo unterwegs.
    „Folge mir einfach und red nicht so viel“, gab Franco zurück.
    „Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass deine Fragerei ziemlich anstrengend sein kann?“
    „Ja, das ist schon vorgekommen“, gab Leonardo zu.
    „Dann ist wahrscheinlich auch etwas dran. Also halt dich etwas zurück. Mein Dienst ist schon anstrengend genug und ich habe keine Lust, mir auch noch mit dummen fragen Löcher in den Bauch bohren zu lassen?“
    Also war Leonardo von nun an stille und sagte kein Wort mehr.
    Allerdings erschien ihm der Wächter reichlich empfindlich zu sein.
    Eigentlich hatte Leonardo erwartet, mit dem Wächter nun das
    prachtvolle Portal hinaufzugehen, das zum Haupteingang des
    Palastes führt.
    Aber stattdessen nahmen sie einen Nebeneingang.
    Er folgte Franco durch eine Reihe von Fluren. Überall roch es
    gut. Aus manchen Räumen drang der Geruch von köstlichen Speisen.
    156

    Wenn es nicht gerade um das Schicksal der Republik Florenz
    gegangen wäre, dann hätte Leonardo liebend gern von den
    Köstlichkeiten genascht, die da wahrscheinlich zubereitet wurden.
    Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
    „Wir sind in der Küche!“, stellte er fest.
    „Natürlich sind wir in der Küche.“
    „Ich dachte, es geht zum Audienzsaal von Herrn Cosimo!“
    „Ich bitte dich!“
    Leonardo wurde in einen der Küchenräume geführt und
    angewiesen, sich an einen Tisch zu setzen. Einer der Köche fragte:
    „Ist er das?“
    Franco nickte. „Ja.“
    „Ich verstehe unseren Herrn nicht. Warum gibt er armen Bettlern immer wieder Almosen und füttert sie durch?“
    „Weil es ihn beim Volk beliebt macht“, sagte Franco. „Wenn ein Armer hier verköstigt wird, wird er es hundert anderen Armen
    weiterzerzählen und sie werden alle sagen, dass Cosimo de’ Medici sie verköstigt hat!“
    157

    Der Koch wandte sich an Leonardo: „Du bekommst ein Stück
    Käse und ein Stück Brot. Iss es hier oder verschwinde gleich, das ist mir gleichgültig!“ Der Koch legte Brot und Käse vor Leonardo auf den Tisch. „Bitte! Du kannst dich nicht beklagen! Ich wette, du hast in deinem Leben noch nie so viel zu Essen auf einmal bekommen!“
    „Ich werde es mitnehmen und mit meinem Freund teilen“,
    kündigte Leonardo an.
    „Ganz wie du willst, mein Junge“, erwiderte der Koch. „Dann
    geht du am besten gleich wieder zu ihm.“
    „Nicht bevor ich mit Cosimo de’ Medici gesprochen habe“,
    beharrte der Junge. „Es werden die Pläne der Festungsanlagen von Florenz nach und nach aus dem Palast entfernt und von einem Mann in Vinci kopiert, der sie dann wiederum einen Vierten übergibt. Und dieser Bote bringt sie den Feinden!“
    Der Koch wandte sich an Franco.
    „Schaff mir dieses anstrengende Kind aus der Küche! Die
    Barmherzigkeit unseres Herrn Cosimo mag soweit gehen, Arme zu
    speisen – aber meine Barmherzigkeit geht nicht so weit, dass ich mir dieses unerträgliche Gerede anhöre!“
    158

    „Es ist die Wahrheit!“, beharrte Leonardo.
    Es half jedoch alle nichts.
    Franco packte Leonardo von hinten am Kragen und schob ihn auf
    den Flur. „Du hast bekommen, was du wolltest, jetzt sei zufrieden!“, sagte der Wächter rau. „Jeder andere Bettler in der Stadt wäre glücklich mit dem Stück Brot und dem Stück Käse, die du
    bekommen hast! Aber du kannst einfach nicht genug bekommen,
    was? Hinaus mit dir, du Undankbarer!“
    So sehr Leonardo auch protestierte – schon wenige Minuten
    später stand er wieder auf der Straße und konnte sich nun sicher sein, dass man ihn auf keinen Fall ein zweites Mal in den Palast lassen würde.
    Leonardo fragte sich bis zu dem Stadttor durch, an dem Carlo auf ihn wartete.
    Dieser
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