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Leon, Der Slalomdribbler

Leon, Der Slalomdribbler

Titel: Leon, Der Slalomdribbler
Autoren: Joachim Masannek
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einfach die siebte Kavallerie!”
    Joschka schaute ihm ratlos nach und ging langsam los.
    Er hatte keine Ahnung wohin, doch Raban rannte und rannte. Er rannte direkt zur Wiese am Fluss. Warum, das wusste er nicht. Doch als er dort ankam, sah er ihn schon von weitem dort sitzen.
    „Willi!”, rief er. „Willi, wir brauchen dich!”

    Doch Willi hörte ihn nicht. Raban lief zu ihm hin und als er ihn endlich erreichte, sagte er nur: „Verflixt!”
    Um Willi herum lagen mindestens fünfzehn leere Bierdosen verstreut.
    „Verflixte Hühnerkacke!”, fluchte Raban noch mal. „Hast du die alle getrunken?“
    Willi schüttelte seinen Kopf.
    „Ich hab die alle ausgeschüttet”, sagte er. „Scheint so, dass ich zuviel Mist erzähle, wenn ich sie trinke.”
    „Puh!”, stöhnte Raban. „Das kannste wohl sagen. Aber jetzt bist du nüchtern. Also komm! Worauf wartest du noch?“
    „Wo willst du denn hin?”, fragte Willi.
    „Zum Bolzplatz natürlich!”, rief Raban, doch Willi schüttelte seinen Kopf.
    „Oh, Mann!”, schimpfte Raban. „Was soll denn der Mist? Joschka und mich haben sie auch rausgeworfen. Und stecken wir deshalb den Kopf in den Sand? Nein. Wir haben beschlossen, es ihnen zu zeigen. Wir werden es ihnen beweisen. Wir werden ihnen beweisen, wie wichtig wir sind.”
    Doch Willi schüttelte seinen Kopf.
    „Ne, ne. Sie glauben mir nicht mehr. Ich hab sie belogen!”
    Raban raufte sich seine Haare.
    „Oh, Mann! Und wenn schon. Sie brauchen dich jetzt. Wenn du jetzt nicht zu ihnen gehst, wird es die Wilden Fußballkerle nie wieder geben!”
    Raban schaute ihn an. Seine Coca-Cola-Glas-Brille vergrößerte seine Augen wie Lupen, und die flehten Willi jetzt an.
    „Bitte Willi!”, machte er einen letzten Versuch. „Tu’s mir zuliebe, wenigstens. Es sind meine Freunde!”
    Doch Willi drehte sich um und schaute zurück auf den Fluss. Raban sah nicht die Tränen, die in seine Augen hochstiegen, deshalb schimpfte er. „Verflixt. Warum hast du das Zeug dann hier ausgeschüttet? Du hättest es saufen sollen, hörst du!”
    Raban wollte weglaufen, doch er wusste nicht mehr wohin. Deshalb setzte er sich verzweifelt hinter Willi ins Gras und starrte auf seinen Rücken. Er starrte und starrte, als wollte er Willi hypnotisieren und plötzlich stand dieser auf.
    „Du hast Recht!”, sagte er. „Komm, worauf wartest du noch?“
    Und bevor Raban begriff, was passiert war, rannte Willi schon los.

Noch viel wilder!
    Unterdessen rannte Jojo wie ein Tiger im Käfig durch den S-Bahn-Wagon. Er war viel zu spät dran. Den ganzen Morgen hatte er darauf gewartet, dass seine Mutter endlich aufwachen würde. Sie hatte es ihm fest versprochen, dass sie mit ihm zum Spiel gehen würde. Doch dann war sie mit dem fremden Mann erst sehr spät in der Nacht nach Hause gekommen. Sie hatten gesungen und getanzt, und sie hatten Jojo gesagt, sie hätten gefeiert. Doch dann hatten sie sich gestritten. Seine Mutter hatte den fremden Mann rausgeworfen, und Jojo für ihn in den Arm genommen.
    „Vergiss diesen Mistkerl!”, hatte sie ihm gesagt. „Morgen zeigst du mir deine Freunde. Die lassen dich nicht im Stich, oder?“
    Doch am nächsten Morgen wachte sie einfach nicht auf.
    Er wartete, bis es zu spät war, dann weckte er sie. Doch sie schrie ihn nur an. Da schrieb er ihr einen Brief.
    „Liebe Mama”, schrieb er. „Ich habe dich lieb.”
    Danach rannte er aus der Wohnung, rannte zur S-Bahn und rannte im S-Bahn-Wagon auf und ab, bis er ankam. Er rannte zum Bolzplatz und kurz vor dem Bolzplatz rannte er in Markus hinein. Zusammen rannten sie durch das Tor.
    Doch das, was dort auf sie wartete, entmutigte sie wie einen Boxer ein Knockout in der ersten Minute. Der Dicke Michi stand vor seinen Unbesiegbaren Siegern und erzählte lachend und gestikulierend, wie unbesiegbar sie waren. Fünf Tore in nur sieben Minuten und alle von ihm. So gut hatte er sich lange nicht mehr gefühlt. Dahinter lagen wir, die Wilden Kerle , im Gras und starrten auf unsere bleiernen Füße. Julis Auge war dunkelgrünblauviolett, Marlon hielt sich die Rippen und ich leckte mein Knie, das handtellerflächengroß aufgeschürft war.
    Markus und Jojo setzten sich zu uns ins Gras.
    „Läuft wohl nicht ganz wie geplant!”, versuchte Markus einen vorsichtigen Witz, doch die Einzigen, die darüber lachten, waren die Unbesiegbaren Sieger . Da sprang Jojo auf. Er kochte vor Wut.
    „Euch wird das Lachen schon noch vergehen!”
    Wieder schüttelte sich der Dicke Michi und
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