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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox
Autoren: Craig Russell
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sag es Ihnen. Seien Sie morgen Abend da.« Er machte abrupt kehrt und ging hinaus.
    Ich bestellte mir noch einen Whisky und verdünnte ihn mit Wasser aus dem Messinghahn am Tresen. Dann bemerkte ich, dass ich noch immer McGaherns Visitenkarte in der Hand hielt, und schob sie mir in die Jackentasche. Big Bob, der Barkeeper, legte seine popeyemäßig dicken Unterarme, die mit blau-grauen Tätowierungen übersät waren, auf die Theke.
    »Du bist ein verdammter Klugscheißer, weißt du das?« Er machte eine Kopfbewegung in die Richtung, in der McGahern im Zigarettennebel verschwunden war. »Du hättest lieber tun sollen, was er von dir will. Das hätte dir Ärger erspart.«
    Ich lachte. »Ich soll für ihn herausfinden, wer seinen Bruder kaltgemacht hat. Wenn ich mich darauf einlasse, bekomme ich mehr Ärger, als Frankie mir jemals machen kann. Ganz Glasgow weiß, dass Frankie ohne Tam ein Nichts ist. Nein, ich denke gar nicht daran, mich in die natürliche Auslese bei der Unterwelt einzumischen.«
    Big Bob zuckte mit den Schultern. »Pass auf dich auf, Lennox. McGahern ist ’ne tückische kleine Ratte.« Je näher die Polizeistunde rückte, desto turbulenter ging es auf Glasgows Straßen zu. Die presbyterianischen Schankbestimmungen Schottlands ermutigten zu einer Kultur des Gegen-die-Uhr-Ansaufens. Die meisten Glasgower brauchten allerdings nicht groß dazu ermutigt werden. Und wenn Männer, die zu schnell zu viel getrunken haben, von mordlustiger Fröhlichkeit erfüllt in die Nachtluft hinausgestoßen werden, kommt es leicht zu einer explosiven Reaktion. Deshalb verließ ich das Horsehead nach zwei weiteren Whiskys schon um halb zehn, um in meiner Wohnung zu sein, ehe der Tumult losging.
    Glasgows Straßen glänzten tintenschwarz von Regen, der nicht mehr fiel. Die Zweite Stadt des Empire war eine schwarze Stadt, deren beeindruckende Gebäude durch den dunklen Schmutz der Maloche, die hier geleistet wurde, in Schatten verwandelt wurden; es gab hier Schulkinder, die glaubten, schwarz sei die natürliche Farbe von Stein. Der Regen, der schwer und gleichmäßig fiel, wusch die Stadt nie sauber, sondern verschmierte nur den Dreck, als hätte man mit einem Öllappen darübergewischt.
    Mir fiel der schwarze Humber auf, der auf der anderen Straßenseite parkte, zweihundert Meter entfernt. Ach, Frankie, dachte ich, müssen wir denn wirklich tanzen? Ich tat so, als hätte ich den Wagen nicht gesehen, und ging zu meinem Austin Atlantic. Als ich ihn erreichte, schaute ich wieder hin. Der Humber hatte sich nicht von der Stelle gerührt.
    Einiges von dem, was man im Krieg lernt, legt man nie wieder ab. Zum Beispiel das Wissen, dass ein Angriff nicht unbedingt aus der Richtung kommen muss, aus der man ihn erwartet. Frankie, der im Gegensatz zu seinem Bruder nicht im Krieg gekämpft hatte, beging den Fehler, einen Schritt zur Seite zu machen, damit er mich in einem besseren Winkel treffen konnte, während er noch im dunklen Toreingang hinter mir stand. Frankie war ebenso berechenbar wie ungeschickt. Im Licht der Laterne erkannte ich den hellen, blitzenden Bogen als ein Rasiermesser. Wenn jemand mit einem Rasiermesser auf einen losgeht, bleibt keine Zeit zum Herumalbern; deshalb trat ich Frankie mitten vor die Brust. Es war ein Tritt wie von einem Pferd. Ich hörte, wie ihm die Luft aus der Lunge gepresst wurde. Dann schwang ich auch schon den ledernen Totschläger, den ich immer in der Jackentasche hatte, und traf ihn am Kopf. Ich schlug gleich noch einmal zu und lähmte sein Handgelenk, und das Rasiermesser fiel klirrend zu Boden.
    Damit war der Kampf vorüber, das wusste ich, aber ich war sauer auf Frankie, weil er nicht nachgegeben hatte, als ich ihm sagte, dass ich nicht interessiert sei. Ich steckte den Totschläger wieder in die Tasche und hämmerte Frankie die Faust ins Gesicht, dreimal in schneller Folge. Mir tat die Hand weh von den Hieben, aber beim zweiten Schlag brach der Knorpel in seiner Nase unter dem Aufprall, und sein schickes Hemd wurde im Licht der Straßenlaterne schwarzrot. Ich schlug ihn noch einmal, diesmal auf den Mund, sodass seine Lippe aufplatzte. Dann war ich fertig mit ihm. Ich drückte ihn gegen die Wand, wischte mir die Hände an seinem Anzug sauber und ließ ihn die Wand hinunter und in die Bewusstlosigkeit gleiten.
    »Was haben wir denn hier für ein Problem, meine Herren?«
    Als ich mich umdrehte, hatte der schwarze Humber am Straßenrand gehalten. Der Beifahrer war ein großer, schwerer Mann Mitte
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