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Lenas Mondnächte (German Edition)

Lenas Mondnächte (German Edition)

Titel: Lenas Mondnächte (German Edition)
Autoren: Sisa
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nach störenden Stoppeln. Und nickte dann zufrieden. Babyglatt! Nur kurz stolperten ihre Fingerkuppen über die Wunden, die gerade begannen zu verschorfen.
    Daran hatte sie gar nicht mehr gedacht … hoffentlich störten sie Tomm nicht. Sie wollte nicht, dass er sie abstoßend fand!
    Ihre Nägel waren schon frisch lackiert, sie putzte sich die Zähne und föhnte sich hastig die Haare trocken. Dann griff sie in ihr Schmuckkästchen und zögerte mitten in der Bewegung. Seine Worte kamen ihr in den Sinn: „Bar allem, was dich an dein jetziges Leben bindet!“ Schnell ließ sie den Schmuck wieder fallen. Keine Ohrringe. Keine Halskette. Kein Ring!
    Die Frage nach der Kleidung war sowieso schnell entschieden. Sie sollte nackt zu ihm kommen. Aber bis zum Treffpunkt würde sie ihren schwarzen Trenchcoat tragen – mit nichts darunter.
    Und dann, knapp eine Stunde später, hastete sie zu ihrem kleinen Renault in die Tiefgarage hinunter und machte sich – endlich – auf den Weg zu Tomm.
     
    Der Südacker lag auf der anderen Seite der Stadt und der Verkehr in der City erforderte ihre ganze Aufmerksamkeit. Es waren immer noch höllisch viele Autos unterwegs und sie kam nicht so schnell voran, wie sie gehofft hatte.
    Als sie schließlich am Rand des Wäldchens parkte, war es mittlerweile ganz dunkel geworden. Bald würde der Mond aufgehen.
    Vollmond.
    Wie immer, wenn Tomm eine Frau traf. Auch bei ihr machte er keine Ausnahme.
    Mit einem unbehaglichen Gefühl im Magen stieg sie aus ihrem kleinen Wagen und löste dann den Gürtel um die Taille. Unsicher starrte sie in die Dunkelheit um sich herum, doch dann atmete sie tief durch und schüttelte den Trenchcoat ab. Warf ihn in den Wagen, dann die Schuhe hinterher. Mit fahrigen Bewegungen schloss sie die Autotür.
    Vor ihr lag ein kleiner Weg, er führte in gerader Linie bis zum Galgenhügel hoch – einer Erhebung inmitten eines kleinen Waldes. Ein Hügel als Lichtung.
    Die Kuppe des Hügels war von fünf uralten, mächtigen Eichen gekrönt. In Geschichten erzählte man sich, dass sie einst in grauer Vorzeit, als Magie noch zum Alltag gehört hatte, angeblich von einem Druiden in Form des Drudensternes gepflanzt worden waren. Im Kreis um die Lichtung herum wuchsen Birken, Eschen und Erlen und kennzeichneten noch zusätzlich den heiligen Platz, an dem die Magie und der Zauber jeder Zeit am stärksten war.
    In jüngerer Geschichte hatte man dann die ausladenden Äste der Eichen jedoch benutzt, um an ihnen verurteilte Verbrecher aufzuhängen. Daher der Name Galgenhügel.
    Es war eine Tatsache, dass sich um diesen Ort eine Vielzahl an düsteren Legenden rankten. Manche behaupteten sogar, es würde dort oben spuken. Und das alles führte dazu, dass die Lichtung gemieden wurde. Besonders bei Nacht.
    Dass sich heute außer ihnen beiden noch jemand anderer dort aufhalten würde, war also mehr als unwahrscheinlich. Niemand außer Tomm würde sie nackt sehen. Diese Gewissheit gab ihr den Mut, auszuschreiten und aus dem Schatten des Waldes heraus zu treten und den Aufstieg zum Hügel zu beginnen.
    Just in dem Moment, als sich der Mond mit silbernem Schimmer über den Horizont schob, erreichte sie den Gipfel und die fünf Eichen. Sie ging langsam zur Mitte des Platzes, den die uralten Bäume bildeten und entdeckte dann, als sie sie schon fast erreicht hatte, die große breite Gestalt im Dunkel des Schattens. Lena erschrak für einen Moment und traute ihren ängstlichen Augen kaum.  Ihr Schritt stockte. Zu sehr ähnelte die schattengleiche Silhouette ihrem Traumbild von Tomm, und ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander. War das wirklich ein Zufall? Konnte sie intuitiv gespürt haben, wie ein ihr völlig Fremder aussah und das in ihren Traum mit hinein nehmen?
    Schon wollte sie ihn darauf ansprechen, da fielen ihr gerade noch seine Anweisungen ein – die mehr als deutlich gewesen waren.
    Wieder setzte sie sich in Bewegung, den Blick zu Boden gerichtet und sank dann direkt vor ihm auf die Knie. Küsste seine Füße, wie er befohlen hatte – und harrte dann der Dinge, die da kommen mochten …
     
    Was dann jedoch kam, darauf war Lena nicht gefasst gewesen. Nicht in ihren kühnsten Träumen hätte sie sich so etwas ausmalen können!
    Mit einem groben Griff riss Tomm ihr den Kopf an den Haaren hoch, bannte sie mit seinem Blick – und dieser Blick war tatsächlich wie flüssiger Bernstein. Sie schluckte immer wieder an dem Kloß in ihrem Hals. Starrte ihn wie hypnotisiert an und nur ein
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