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Lenas Flucht

Lenas Flucht

Titel: Lenas Flucht
Autoren: Polina Daschkowa
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weg! Sonst rufe ich den Wachschutz!«
    Im Bruchteil einer Sekunde war Sweta bei dem Mädchen auf dem Bett und drückte ihm mit der Hand die Kehle zu. Den Pistolenlauf steckte sie ihr in den Mund.
    »Bis die hier sind«, erklärte sie freundlich, »gibt es dich schon lange nicht mehr.«
    Das Mädchen wehrte sich, so gut sie konnte, zerrte an Swetas Arm, aber eiserne Finger preßten ihren Hals nur noch fester zusammen.
    »Ich hab’ nichts gegen dich«, fuhr Sweta fort. »Ich füge dir auch nicht gern Schmerz zu und fände es unangenehm, dich umzubringen. Das geht dann langsam, und den Namen sagst du mir sowieso. Oder ich lass’ dich am Leben, und du bleibst ein Krüppel. Aber versuch’ nicht, mich anzulügen. Das spür’ ich sofort.«
    In Katjas Augen stand jetzt die blanke Angst. Ihr Gesicht war rot angelaufen, auf der Stirn traten die Adern hervor. Sie stöhnte etwas Unverständliches. Ohne ihren Griff zu lockern, zog Sweta die Pistole aus ihrem Mund und wischte sie sorgfältig an dem Laken ab.
    »Die bringen dich um!« zischte das Mädchen.
    »Vielleicht«, meinte Sweta, »aber dir wird das nichts helfen.«
    »Walerka reißt mir die Zunge raus!«
    »Das kann ich gleich erledigen. Versteh mal, Katja, im Moment hast du nur mich zu fürchten. Sonst ist es aus mit dir.«
    »Ich kann nicht. Ich weiß nichts.«
    Sweta holte kurz aus und hieb ihr die Faust in die Magengegend.
    Das Mädchen krümmte sich und schnappte nach Luft.
    »Das war noch kein Schlag, nur eine Liebkosung«, tröstete sie Sweta. »Soll ich weitermachen?«
    »Um Himmels willen, nein«, stöhnte Katja, als sie wieder Luft bekam. »Prichodko arbeitet für den Doktor. Er hat mir das nicht direkt gesagt, sondern sich mal im Suff verquatscht. Eigentlich weiß ich es gar nicht.«
    »Stell dich nicht dümmer, als du bist. Weiter.«
    »Was weiter? Waleri kam mal besoffen hier an und brüllte, sein Chef wäre ein Geizkragen. Das Restaurant ›Schwarze Augen‹ gehört ihm, aber er läßt seine Männer dort nicht umsonst fressen. Die müssen bezahlen.«
    »Was gehört ihm noch außer dem Restaurant?«
    »Ich glaube, ein paar Geschäfte und diese Poliklinik oder das Wellness-Center, wie die hier sagen. Das ›Nikiforoff‹.«
    »Was ist das für ein Name?«
    »Weiß der Teufel. Der Doktor heißt nicht so.«
    »Na bitte«, Sweta seufzte erleichtert auf. »Jetzt mußt du nur noch unser Gespräch für dich behalten. Sonst … du weißt schon.«
    Sie schlüpfte aus der Tür und sprang lautlos wie eine Katze aus dem Fenster im Korridor. Einige Minuten später rollte ihr Wagen bereits aus Brighton hinaus.
     
    Arsenis Körper war ein einziger Schmerz. Knochenbrecher und Spely hatten ihr Mütchen an ihm gekühlt. Es schien ihnen Spaß zu machen.
    Warum, warum hat sich Lena nur darauf eingelassen hierherzukommen? dachte er deprimiert. Die legen uns beide um.
    »Für wen hast du überhaupt die Kanone gekauft?« Knochenbrecher lag auf der Matratze und stocherte mit einem Streichholz in seinen Zähnen herum.
    »Für Pablo«, antwortete Arseni seelenruhig.
    Pablo, ein Puertoricaner, war der einzige Mieter, der außer Arseni noch in dieser Bruchbude wohnte. Er sprach kein Wort Russisch und war am selben Morgen nach Virginia gefahren, um dort Arbeit zu suchen. Außer Arseni und seinem Kater Ossja gab es hier niemanden mehr. Aber auch der hatte sich am Morgen davongemacht.
    Zwanzig Minuten vergingen.
    »Ich muß aufs Klo«, erklärte Arseni.
    »Du hältst noch eine Weile aus«, raunzte Knochenbrecher, der beinahe eingenickt wäre.
    »Ich kann nicht mehr, ich muß!«
    »Na, meinetwegen«, brummte Knochenbrecher friedlich. »Bring ihn raus, Spely.«
    »Vielleicht machst du mir mal die Hände frei?« bat Arseni. »Oder willst du mir selber die Hosen runterziehen und mich abwischen?«
    »Was soll’s«, brummte Spely, »aber laß die Tür offen.«
    »Willst du zugucken? Interessiert dich so was?« Arseni rieb sich die schmerzenden Handgelenke und schloß die Tür hinter sich.
    Rasch überflog er, was in seinem Bad herumstand. Sein Blick fiel auf eine Spraydose mit der Aufschrift: »Stark wirkendes Mittel gegen Ungeziefer. Bei Berührung mit Haut oder Augen sofort den Arzt aufsuchen!«
    Arseni wartete ein paar Minuten, zog dann die Spülung und rüttelte an der Tür, die von außen verriegelt war.
    »He, Spely!« rief er, »warum hast du abgeschlossen? Ich kann nicht raus!«
    Die Tür ging nach innen auf. Als Spely sie aufstieß, sprühte Arseni dem Banditen einen Strahl
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