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Leitfaden Homöopathie (German Edition)

Leitfaden Homöopathie (German Edition)

Titel: Leitfaden Homöopathie (German Edition)
Autoren: Jan Geißler , Thomas Quak
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der mensch ist“.
    Diese Auffassung von Natur und menschlicher Natur weist gleichzeitig auf die Möglichkeiten der Heilung: „Nach dem Inhalt und Maß dieser Anatomie sollt ihr die Krankheiten zu nehmen wissen und dieselbigen wissen zu verstehen und zu erkennen, damit ihr dann wisst, warum der Skorpion das skorpionische Gift heile; darum nämlich, weil er des andern Anatomie ist; so ist der äußere Mensch des innern Anatomie, je eins die des andern.“ Woraus folgt: „Contraria contrariis curantur, das ist: Heiß vertreibt Kaltes, das ist falsch, in der Arznei nie wahr gewesen. Sondern also: Arcanum (wörtlich: das Geheimnis, das Verschlossene; übertragen: die innere Heilkraft der Arznei) und Krankheit ist der Gesundheit widerwärtig. Diese zwei vertreiben einander, jedwedes das andere. Das sind die Widerwärtigkeiten, die einander vertreiben.“
    Damit das Arcanum heilend wirken kann, muss die Arznei richtig zubereitet sein. „Der Leib nimmt nichts an mit Lust, außer das ihm spiritualisch ist.“ „So ein Arzt da betrachten soll, dass er den Balsam (= die natürliche Heilkraft) extrahier undzerbrech ihm die Qualitates.“ „Die Arznei […] ist ein unsichtbares Ding. […] Warum es Arcanum heißt, […] verursacht das, dass das allein arcanum ist, das unkörperlich ist. […] hat Macht, uns zu verändern, zu mutieren, zu renovieren, zu restaurieren.“
    Und die Arznei muss richtig dosiert sein. „Das arcanum, das im Gift, ist gesegnet dermaßen, dass ihn das Gift nichts nimmt noch schad’t.“ „Alle Dinge sind Gift, und nichts ohn Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“ „Ich scheid das, das mit arcanum ist, von dem, das arcanum ist, und geb dem arcano seine rechte Dosis.“
    Albrecht von Haller (1708–1777): Gegen die Auffassung vom Menschen als Maschine wendete sich Haller ebenso wie gegen den Animismus, der alle körperlichen Regungen als unmittelbare Tätigkeit der unsterblichen Seele ansah. Zahlreiche Experimente an lebenden Tieren brachten ihn zu der Erkenntnis, dass sowohl der Nerv als auch die Seele an der Empfindung beteiligt sind. In seiner Vorrede zur Pharmacopoea Helvetica vertrat er die Auffassung, dass die Kräfte der Arzneimittel an Gesunden geprüft werden sollten, worauf Hahnemann ausdrücklich im „Organon der Heilkunst“ (§§ 108, 118) verweist.
    Anton von Störck (1731–1803): Pulsatilla, Conium, Aconitum, Colchicum und Stramonium wurden von Störck mit gesunden Probanden geprüft. Der Arzt sollte die Krankheit kennen und die Symptome, die „ähnliche Heilmittel“ hervorrufen. Hier ist der Ansatz der Homöopathie zeitnah vorweggenommen. Joseph von Quarin arbeitete eine Zeitlang mit von Störck zusammen; er leitete das Wiener Spital der Barmherzigen Brüder, als Hahnemann 1777 ein Dreivierteljahr dort lernte. Hahnemann später: „Quarin verdanke ich alles, was an mir Arzt genannt werden kann.“

1.2.2 Die Geburtsstunde der Homöopathie
    Nach seinem medizinischen Examen 1779 in Erlangen arbeitete Hahnemann in verschiedenen Orten Sachsens als Arzt, allerdings nur unter großen Zweifeln an der Medizin, die ihm damals zur Verfügung stand. Immer mehr wandte er sich der Chemie und der Übersetzung wissenschaftlicher Werke zu. Im Jahr 1790 erschien seine Übersetzung der Materia medica von William Cullen (1710–1790), einem Arzt und Chemiker aus Edinburgh. Die Behauptung Cullens, die Wirkung der Chinarinde gegen Malaria sei auf ihren Magen stärkenden Einfluss zurückzuführen, kommentierte Hahnemann in einer Fußnote so:
    „Man kann durch Vereinigung der stärksten bittern und der stärksten adstringirenden Substanzen eine Zusammensetzung bekommen, welche in kleinerer Gabe weit mehr von beiden Eigenschaften besitzt, als die Rinde hat, und doch wird in Ewigkeit kein Fieberspecifikum aus einer solchen Zusammensetzung. Dies hätte der Verf. beantworten sollen. Dies uns zur Erklärung ihrer Wirkung noch fehlende Principium der Rinde wird wohl so leicht nicht ausfindig gemacht werden. Man bedenke jedoch folgendes. Substanzen, welche eine Art von Fieber erregen (sehr starker Kaffee, Pfeffer, Wolferlei, Ignazbohne Arsenik) löschen die Typen des Wechselfiebers aus. – Ich nahm des Versuchs halber etliche Tage zweimahl täglich jedesmahl vier Quentchen gute China ein; die Füsse, die Fingerspitzen u.s.w. wurden mir erst kalt, ich ward matt und schläfrig, dann fing mir das Herz an zu klopfen, mein Puls ward hart und geschwind; eine unleidliche Aengstlichkeit, ein
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