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Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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zählte zu den renommiertesten Collegeund
Universitätsmuseen des Landes. Ebenso wie die anderen Museen, die zu Hochschulen gehörten, besaß das Hapner Museum eine umfassende und außergewöhnliche Sammlung von Originalbeständen und Werken, die von Absolventen oder Wohltätern gestiftet worden waren. Zusätzlich zu den amerikanischen, europäischen und nahöstlichen Exponaten war im Hapner Museum eine umfangreiche Sammlung ägyptischer Schätze untergebracht, die der Universität gehörte. Zu verdanken waren sie vor allem dem Direktor und Ägyptologen Willem Keane und der großen Zahl wohlhabender Ehemaliger mit guten Verbindungen.
    Die große, graue Steinfassade des Museums wirkte auf Vorbeigehende übermächtig und bedrohlich und machte, so empfand es Sweeney jedenfalls seit eh und je, nicht gerade einen einladenden Eindruck. Sie blieb für einen Moment stehen und betrachtete das Banner über dem Haupteingang. Dort stand: LEISE KOMMT DER TOD: DIE KUNST AM ENDE DES LEBENS - die Ankündigung für Sweeneys Ausstellung über Grabsteinkunst aus den Sammlungen des Museums. Die Worte dort stehen zu sehen, ohne dass sie auch nur annähernd mit ihren Vorbereitungen fertig war, machte sie plötzlich sehr nervös.
    »Hallo Denny«, rief sie, während sie die zehn Steinstufen zum Hauptfoyer hinaufstieg. Im Gegensatz zur Außenseite des Museums wirkte der Eingangsbereich geradezu einladend: Der Raum war in warmes Sonnenlicht getaucht, das durch die Dachfenster fiel, die sich hoch über den Marmorboden erhoben.
    Die Exponate des Altertums waren im Untergeschoss und auf der Hauptetage untergebracht, die europäischen und amerikanischen Galerien im ersten, zweiten und dritten Stock. Das Museum war um einen zentral gelegenen Innenhof herumgebaut worden, nach oben hin offen bis unter das Dach, auf jeder Etage befanden sich rundlaufende Balkone, die zu den Galerien führten. Vom Innenhof aus konnte man bis zu den Balkonen im dritten Stock hochsehen.

    Der Sicherheitsbedienstete hob eine Hand und rief: »Hallo Miss St. George.« Sie versuchte seit langem, ihn dazu zu bringen, sie beim Vornamen zu nennen, aber für Denny Keefe, der seit dreißig Jahren im Museum arbeitete und stets die Form wahrte, kam das nicht in Frage. »Ein heißer Tag, was?«
    »Ja, wieder mal.« Sie strahlte ihn an und war insgeheim dankbar dafür, dass die Museumsverwaltung Denny noch nicht gegen jemand jüngeren und agileren ausgetauscht hatte. Stattdessen wurde er von einer Reihe imposant wirkender, zwanzigjähriger Bodybuilder unterstützt, die die Sammlungen bewachten. Denny war zwar kein sehr überzeugender Sicherheitsbeamter, aber er verbreitete eine gewisse Fröhlichkeit im Museum, und dafür liebte Sweeney ihn. Sein Äußeres erinnerte sie an einen Frosch, er hatte große, eierförmige Augen und langes weißes Haar, das er mit einer glitschigen Substanz an den Kopf klebte, die vage nach Sandelholz roch. Der weite grüne Stoff seiner Uniform, die ihm noch nie richtig gepasst hatte, verstärkte diesen Effekt noch. Sweeney konnte sich nicht vorstellen, was er tun würde, sollte er wirklich einmal einen ernsthaften Kunstdieb ertappen, aber sie erfreute sich an der Vorstellung, er bräuchte bloß seine Zunge auszurollen und …
    Sie machte sich auf den Weg in den zweiten Stock, wo in einer Reihe miteinander verbundener Galerien demnächst ihre Ausstellung präsentiert werden würde. Seit langem war es ein Traum von Sweeney, eine Auswahl ihrer Forschungsobjekte auszustellen: Grabsteine und Trauerschmuck, Totenmasken und viktorianische Post-mortem-Fotografien sowie ägyptische Grabbeigaben.
    Die Stücke waren bereits ausgewählt, und sie hatte das letzte Jahr damit verbracht, zusammen mit dem Personal des Museums die Platzierung der Exponate und ihre Präsentation auszuarbeiten. Als sie die erste Galerie betrat, sah sie, dass der ägyptische Sarkophag bereits nach oben gebracht worden war. Morgen würden weitere ägyptische Grabbeigaben aus den
Galerien im Untergeschoss eintreffen. Obwohl die Mumie des Museums nicht ausgestellt werden konnte, würden viele Stücke gezeigt werden, die in ihrem Grab gefunden worden waren. Die hochentwickelte Bestattungskunst der alten Ägypter - sowohl jene des Adelsstandes als auch die anderer Bevölkerungsschichten - stand im Mittelpunkt von Sweeneys Ausstellung. Davon ausgehend wollte sie zeigen, dass der Tod und die Mutmaßungen über das Leben nach dem Tod seit jeher viele bedeutende Künstler inspirierten. Mit dem
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