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Leipziger Affären - Kriminalroman

Leipziger Affären - Kriminalroman

Titel: Leipziger Affären - Kriminalroman
Autoren: emons Verlag
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leicht an ihrer Kleidung nachprüfen.«
    »Das werden wir.« Leonhardt steckte den Knopf in die Tüte zurück und ließ ihn in seiner Tasche verschwinden.
    »Kann ich jetzt zu ihr?«
    »Fünf Minuten, dann nehmen wir uns Ihre Schwägerin vor.«
    »Ich wollte ohnehin nicht lange bleiben.« Sie drehte sich um und wollte zurück zum Krankenhaus gehen.
    Henne stand auf und hielt sie zurück.
    »Einen Moment noch. Das Geld, das Ihr Mann Ihnen gegeben hat, wo ist es?«
    Alexa holte ihre Brieftasche aus der Handtasche und entnahm ihr einen Kontoauszug. »Ich war gerade bei meiner Bank.«
    Sie reichte Henne das längliche Blatt Papier.
    Henne warf einen Blick darauf und trat beiseite. »Alles klar, gehen Sie zu ihr.«
    »Es dauert nur kurz. Ich will mich bloß von ihr verabschieden.«
    Sie schritt davon, und Leonhardt schaute ihr nach. Ihr gelbes Kleid leuchtete wie zum Abschied durch die Scheiben der Drehtür im Eingangsbereich. Er meinte, es noch einmal im Innern der Halle aufblitzen zu sehen, dann war auch das verschwunden.

VIERUNDZWANZIG
    Henne und Leonhardt betraten Fleurs Zimmer. Wie beim letzten Mal, als Henne sie besucht hatte, hockte sie auf dem Stuhl und starrte aus dem Fenster ins Nirgendwo.
    »Sind Sie gekommen, um mich ins Gefängnis zu bringen?«, fragte sie.
    Der Haftbefehl lag längst vor, doch solange sie in ärztlicher Behandlung war, musste sie in keine Zelle. Im Haftkrankenhaus war endlich ein Einzelzimmer frei geworden. Dorthin sollte sie überführt werden.
    Henne wechselte einen Blick mit Leonhardt. »Ich schätze, das stimmt«, sagte er dann nicht ganz wahrheitsgemäß.
    Fleur drehte sich zu ihnen um. »Er war ein Schwein. Meine dumme Schwägerin denkt, ich wüsste nicht Bescheid. Aber da liegt sie falsch. Ich weiß alles.« Unvermittelt brüllte sie: »Alles weiß ich!«
    »Das Geld?«
    Sie hämmerte mit dem Gestell an ihrem Arm auf den Tisch. »Er – hat – mich – bestohlen.« Jedes Wort ein Schlag. In der plötzlich eintretenden Stille klang ihr Atmen überlaut.
    Henne und Leonhardt schwiegen.
    »Dankwart wollte uns verlassen«, flüsterte Fleur dann. »Alexa, mich, das Haus. Ich wäre arm und allein, schon die Vorstellung kann ich nicht ertragen.«
    »Wie …?«
    »Wie ich es angestellt habe, wollen Sie wissen?« Fleur kicherte wie irre. »Es war kinderleicht. Ich habe ihn zur Baustelle gelockt.« Sie senkte die Stimme. »Dankwart, habe ich gesagt, ich muss mit dir reden. Komm in deine Baugrube, dort erfährst du, was ich tun werde, um mein Geld zurückzubekommen.«
    »Und darauf ist er hereingefallen?«, fragte Henne.
    Fleur richtete sich auf und sagte in normalem Ton: »Mein Bruder ist auf vieles hereingefallen.«
    »Was ist an der Baustelle passiert?« Leonhardt machte einen Schritt nach vorn.
    »Wie ich es erwartet habe, ist er gekommen. Direkt von seiner Freundin, diesem Flittchen, mit dem er sich ständig getroffen hat. Auch in dieser Nacht. Wie immer hat sie ihn ausgesaugt, regelrecht erpresst. Ich habe ihre Briefe gelesen …«
    »In dieser Nacht hat Frau Jakob Ihrem Bruder einen Brief geschickt?«, fragte Leonhardt.
    »Unsinn, es verging kaum eine Woche, in der sie keine ihrer unverschämten Forderungen gestellt hat. Wenn ich ihre Briefe vor ihm im Kasten gefunden habe, habe ich sie selbstverständlich vernichtet.«
    »Bis auf einen«, sagte Leonhardt.
    »Einer – keiner.« Fleur hob den gebrochenen Arm und betrachtete ihn mit schief gelegtem Kopf.
    »Zurück zum Geschehen«, sagte Henne. »Ihr Bruder fand sich also auf der Baustelle ein.«
    Fleur ließ den Arm sinken, blickte kurz zum Fenster, zurück in den Raum und starrte dann Henne an. »Er hatte Durst. Ich habe es vorausgesehen, er hat nie genug getrunken. Alles war vorbereitet. Die Thermoskanne mit dem Tee, genau wie er ihn mochte. Die Tabletten, eine ganze Packung. Weiße, unschuldige Dinger.« Wieder kicherte sie.
    Die Abendsonne fiel schräg durch die Scheiben. Vor dem hellen Ausschnitt des Fensters wirkte Fleurs Gestalt duster. Ihr Gesicht lag im Schatten, nur das Kichern ließ erahnen, dass sie den Mund bewegte. Das Gestell an ihrem Arm klapperte, als sie ihre Position veränderte.
    Schemkeler hatte gesagt, Dankwart König war durch Morphin gestorben, durch ein Schmerzmittel. Seine Schwester hatte sicher keine Probleme gehabt, sich solche verschreiben zu lassen.
    »Sie haben ihm also Tabletten gegeben. Welche denn?«
    »Ich habe alles gesagt. Das war's.« Fleur kniff die Lippen zusammen.
    »So einfach?«
    »Einfach –
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