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Leidenschaft des Augenblicks

Titel: Leidenschaft des Augenblicks
Autoren: Jayne Ann Krentz
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bis zu der ruhigen Seitenstraße, in der sich die Büroräume von Valentine Consultations befanden. Die winzige Firma hatte sich in einem kleinen, zweistöckigen Backsteinbau eingemietet, der mehrere Blocks vom First Hill Hospital entfernt lag, dem Krankenhaus, in das Mrs. Valentine heute morgen eingeliefert worden war.
    An der Tür des schäbigen Hauses waren zwei Schilder angebracht: Eines von Irene Valentines Büro und eines mit einem stilisierten Rotkehlchen - dem Logo einer kleinen, ums Überleben kämpfenden Firma für Computer-Software-Entwicklung. Jessie stieß die Tür auf und betrat die nur schwach erleuchtete Eingangshalle.
    Die Milchglastür zu ihrer Rechten öffnete sich. Ein magerer junger Mann Anfang Zwanzig streckte den Kopf heraus. Er sah aus, als hätte er in seinen zerknitterten Kleidern geschlafen, was wahrscheinlich auch der Fall gewesen war. Er trug Jeans, Turnschuhe und ein weißes, kurzärmeliges Hemd, in dessen Brusttasche verschiedene Stifte und anderes Bürozubehör steckte, und blickte sie, gegen das Licht blinzelnd, durch eine Hornbrille an. Hinter ihm surrten leise die Rechner, und ein Monitor leuchtete grellgrün in den dunklen Raum. Jessie lächelte.
    »Hallo, Alex.«
    »Ach Sie sind es, Jessie«, sagte Alex Robin. »Ich hatte schon gehofft, es wäre ein Kunde. Wie geht's Mrs. V.?«
    »Sie kommt wieder in Ordnung. Es handelt sich nur um einige geprellte Rippen und eine Gehirnerschütterung. Die Ärzte wollen sie ein paar Tage im Krankenhaus behalten, und anschließend möchte sie für eine Weile zu ihrer Schwester fahren. Aber sie wird wieder ganz gesund.«
    Alex kratzte sich geistesabwesend am Kopf. Sein zerzaustes rotblondes Haar stand in alle Richtungen. »Arme alte Lady. Hat Glück, daß sie noch lebt. Was passiert mit ihrer Firma?«
    Jessie lächelte zuversichtlich. »Ich kümmere mich um alles, solange sie weg ist.«
    »Ach ja?« Alex blinzelte wieder. »Nun ja, äh, viel Glück. Und lassen Sie mich wissen, wenn Sie irgendwas brauchen.«
    Jessie rümpfte die Nase. »Was wir wirklich brauchen, sind ein paar neue Kunden.«
    »Genau wie ich. Hey, warum tun wir uns nicht zusammen und starten eine gemeinsame Werbekampagne?« Alex grinste. »Robin und Valentine: Übersinnliche Computer-Beratung.«
    »Wissen Sie«, sagte Jessie, während sie die Treppe hinaufstieg, »die Idee ist gar nicht so übel. Ganz und gar nicht. Ich werde darüber nachdenken.«
    »Aber Jessie, das war doch nicht ernst gemeint!« rief Alex ihr nach. »Ich wollte nur einen Scherz machen.«
    »Trotzdem ist der Gedanke nicht schlecht!« rief Jessie vom ersten Stock herunter. Sie steckte ihren Schlüssel in das Schlüsselloch unter dem Schild VALENTINE CONSULTATIONS. »Ich weiß auch schon einen Slogan für uns: Intuition und Intelligenz arbeiten für Sie.«<
    »Vergessen Sie's. Da würden bloß sämtliche verrückten Typen der Stadt ankommen.«
    »Wen stört's, wenn sie alle ihre Rechnungen bezahlen?«
    »Das ist allerdings wahr.«
    Jessie betrat das gemütliche Büro, in dem stets eine gewisse Unordnung herrschte, und warf ihre Taschen und die Sonnenbrille auf das ausgeblichene Chintz-Sofa. Dann ging sie quer durch den Raum zu dem riesigen altmodischen Rollschreibtisch und griff nach dem Telephon. Am besten brachte sie das möglichst schnell hinter sich. Sonst würde sie noch nervöser werden.
    Sie ließ sich in den großen Drehstuhl fallen und legte die Füße auf den Schreibtisch. Als sie sich nach vorn beugte, um die Privatnummer ihres Vaters bei Benedict Fasteners zu wählen, gab der Stuhl laut ächzende Protesttöne von sich.
    »Büro von Mr. Benedict, guten Tag.« Die Stimme klang gediegen und professionell, fast körperlos.
    »Hallo, Grace. Hier ist Jessie. Ist Dad da?«
    »Oh, hallo Jessie.« Ein Teil der Professionalität verschwand aus dem Tonfall und wurde durch die angenehme Vertrautheit einer langjährigen Bekanntschaft ersetzt. »Er ist hier. Aber wie immer beschäftigt, und er will nicht gestört werden. Müssen Sie ihn unbedingt sprechen?«
    »Ja, bitte. Sagen Sie ihm, es sei wichtig.«
    »Einen Augenblick, bitte. Ich werde sehen, was ich tun kann.« Grace schaltete auf Warten.
    Sekunden später drang die rauhe Stimme ihres Vaters aus dem Hörer. Wie üblich klang er ungeduldig, wenn nicht verärgert über die Störung.
    »Jessie? Ich bin mitten in der Arbeit wegen eines neuen Vertrags. Was gibt's?«
    »Hallo, Dad.« Sie widerstand dem Impuls, sich dafür zu entschuldigen, daß sie ihn bei der Arbeit
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