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Leidenschaft des Augenblicks

Titel: Leidenschaft des Augenblicks
Autoren: Jayne Ann Krentz
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störte. Vincent Benedict war immer bei der Arbeit, weshalb er jeden Anruf als unwillkommene Störung betrachtete.
    Schon vor langer Zeit war Jessie zu dem Schluß gekommen, daß es besser war, diesen Impuls zu unterdrücken, weil sie sich sonst unweigerlich jedesmal entschuldigen müßte, wenn sie mit ihrem Vater redete.
    »Ich wollte dir nur sagen, daß hier im Büro einiges passiert ist«, sagte sie, »und daß ich deshalb heute abend nicht mit Hatch und den Galloways zum Essen gehen kann. Wir haben hier ein echtes Problem, Dad.«
    »Den Teufel habt ihr«, kam Benedicts Stimme wütend über die Leitung. »Du hast mir versprochen, daß du Hatch heute abend dabei helfen würdest, die Galloways zu unterhalten. Und du weißt verdammt gut, wie wichtig deine Anwesenheit dabei ist. Ich habe dir das doch schon Anfang der Woche erklärt. Galloway soll eine einheitliche Front sehen. Hier geht es ums Geschäft, verdammt noch mal.«
    »Dann geh doch du mit ihnen zum Essen.« Jessie hielt den Hörer vom Ohr weg. Nichts, wirklich nichts war für ihren Vater wichtiger als das Geschäft. Das hatte sie schon als Kind erfahren müssen.
    »Das geht nicht«, tobte Vincent. »Wenn zwei Männer Ethel und George ausführen, dann sieht das Ganze viel zu sehr wie ein gottverdammtes Businessmeeting aus.«
    »Aber genau das ist es doch. Sei ehrlich, Dad - wenn es kein getarntes Businessmeeting wäre, dann wäre es für euch, dich und Hatch, doch längst nicht so wichtig, oder?«
    »Darum geht es nicht, Jessie. Es soll ungezwungen wirken. Wie ein Abendessen unter Freunden. Du weißt verdammt genau, wovon ich rede. Wir bringen hier ein wichtiges Geschäft zum Abschluß. Hatch braucht jemand, der ihn begleitet, und Galloway soll sehen, daß ich hundertprozentig hinter Hatch stehe.«
    »Aber Dad, bitte, hör doch...« Jessie fürchtete, weinerlich zu klingen, und verstummte abrupt.
    Ihrem Vater klarzumachen, wie sehr sie es verabscheute, zusammen mit Sam Hatchard zu einem Geschäftstermin geschickt zu werden, war ein Ding der Unmöglichkeit. Vincent würde ihren Einwand nicht gelten lassen, und Hatch würde es genausowenig. Schließlich bot sich hier die hervorragende Möglichkeit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Hatch konnte Geschäftsinteressen und seine Werbung um die Tochter des Präsidenten der Gesellschaft gleichzeitig vorantreiben.
    »Dich mitzuschicken, ist die perfekte Lösung«, fuhr Vincent unnachgiebig fort. »Die Galloways kennen dich seit einer halben Ewigkeit. Wenn sie meine Tochter mit dem neuen Geschäftsführer von Benedict Fasteners zusammen sehen, wird ihnen endgültig klarwerden, daß der Wechsel im Management meine vollste Unterstützung hat und daß sich innerhalb der Firma nichts ändert. Das ist wichtig, Jessie. Galloway ist ein Mann der alten Schule. Er mag es, wenn bei Geschäftsbeziehungen eine gewisse Kontinuität herrscht.«
    »Dad, ich kann nicht mitgehen. Mrs. Valentine hatte einen Unfall. Sie liegt im Krankenhaus.«
    »Im Krankenhaus? Was zum Teufel ist los?«
    »Sie ist eine Treppe hinuntergefallen. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was genau passiert ist. Sie hat eine Gehirnerschütterung und ein paar gebrochene Rippen. Wahrscheinlich kann sie mehrere Wochen lang nicht ins Büro kommen. Und solange bin ich für die Firma verantwortlich.«
    »Na und? Du hast mir doch selber gesagt, daß sie nicht viele Kunden hat.«
    »Als ihre frischgebackene Assistentin habe ich vor, das zu ändern. Ich werde eine Marketingstrategie ausarbeiten, um die Geschäfte anzukurbeln.«
    »Mein Gott. Ich kann einfach nicht glauben, daß meine Tochter an einer Marketingstrategie für eine Wahrsagerin arbeitet!«
    »Dad, ich werde mir nicht länger deine abfälligen Kommentare über meinen neuen Job anhören. Und das meine ich ernst.«
    »Okay, okay. Schau Jessie, das mit Mrs. Valentine tut mir leid, aber ich verstehe nicht, was das mit heute abend zu tun haben soll.«
    »Aber ich muß mich jetzt hier um alles kümmern, Dad. Mrs. Valentine verläßt sich auf mich, und hier gibt es furchtbar viel Arbeit.«
    »Heute abend auch?« hakte Vincent ungläubig nach.
    Jessie sah sich verzweifelt in dem einsamen Büroraum um und ließ ihren Blick über die unbeschriebenen Seiten des Terminkalenders gleiten. Sie versuchte, entschlossen zu klingen: »Ja, wirklich. Ich muß unbedingt die Akten ordnen und anfangen, meinen Plan auszuarbeiten. Du solltest das doch verstehen. Du hast doch garantiert in deinem Leben noch nie weniger als
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