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Leidenschaft der Nacht - 4

Leidenschaft der Nacht - 4

Titel: Leidenschaft der Nacht - 4
Autoren: Kathryn Smith
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Kutsche bereitstand. Drinnen lehnte sie sich in die weichen Polster und kehrte in Gedanken zu jenen furchtbaren Momenten zurück, als sie mit ansah, wie Reign ihrem Neffen sein Blut gegeben hatte, und den darauffolgenden noch schrecklicheren, in denen sie abwarten musste, ob die Wandlung erfolgreich war. Ihre Sorge war unbegründet gewesen.
    Die Wandlung war überraschend unkompliziert verlaufen, und es war ein wenig beängstigend, wie begeistert James’ Körper akzeptierte, ein Vampir zu sein.
    Er liebte seine neuen Sinne und Fähigkeiten, genoss jede Veränderung. Ihr Neffe war ein neugeborener Vampir, der alles faszinierend fand, was die Welt ihm zu bieten hatte, und seine Freunde hörten ihm staunend zu, wenn er ihnen haarklein berichtete, welche Wandlungen in ihm vonstattengingen.
    Mit Ausnahme von Reggie allerdings, der sich vorerst von dem Gedanken an Unsterblichkeit verabschiedet zu haben schien. Er überredete George Haversham, wegen seiner Kopfschmerzen einen Arzt in London zu konsultieren. Seine Sorge um den Freund rührte Olivia, die sich jedoch abwandte, ehe jemand auf die Idee kam, Reign zu bitten, auch Haversham zu verwandeln. Eine Ewigkeit als jugendlicher war gewiss nicht das, was der junge brauchte.
    Wie lange würde James’ Enthusiasmus anhalten? Wie dächte er in dreißig Jahren darüber, immer noch ein blutjunger Mann zu sein? Würde der Verdruss, von allen wie ein junge statt wie ein Mann behandelt zu werden, irgendwann zu groß? Oder würde er es genießen, ewig ein Junge zu bleiben, nie erwachsen zu werden, nie zu lernen, Verantwortung zu übernehmen?
    Wenn er bei Olivia und Reign blieb, würde es wohl genau so enden. Und Olivia ließe es zu. Sie kannte sich schließlich. Sie würde sich um James kümmern und ihn so lange umhegen, wie er wollte. Doch das durfte sie nicht. Er sollte auf eigenen Füßen stehen und verantwortungsvoll mit dem umgehen, wer und was er war. Deshalb musste er weit weg von ihr sein, wo sie nicht herbeieilen konnte, wann immer sie glaubte, er könnte in Schwierigkeiten stecken.

    Sie schloss die Augen und versuchte, den Rest der Fahrt nicht mehr zu grübeln. Als die Kutsche vor dem Haus hielt und Olivia ausstieg, war sie sich vollkommen im Klaren darüber, was sie tun musste.
    Der unangenehme Teil bestand nun darin, es auch wirklich zu tun.
    Aber sie vergeudete keine Zeit mehr mit Überlegungen. Die jungen waren mit Reign im Salon, als sie hereinkam. Sie begrüßte alle und verkündete, was sie früher am Abend mit Reign besprochen hatte.
    »Reign und ich reisen morgen Nacht ab.«
    »Wohin wollt ihr?«, fragte James, der die Stirn runzelte wie ein Kind, dem gerade gesagt wurde, es dürfte kein Bonbon haben.
    Olivia holte tief Luft, doch Reign antwortete vor ihr. »Olivia und ich gehen für eine Welle nach Norden, ehe wir nach London zurückkehren. Du reist nach New York.«
    Vier Münder standen vor Staunen offen, und James wurde vor Wut rot. »Ihr könnt mich doch nicht jetzt verlassen, wo ihr mich eben erst verwandelt habt! «
    »Du hast, was du wolltest«, erinnerte Olivia ihn ruhig. »Ich bin froh, dass du noch am Leben bist, James, und ich will, dass es so bleibt. Der Silberhandorden sucht womöglich nach uns, und deine Sicherheit ist nur gewährleistet, wenn du außer Landes bist.«
    »Bei euch wäre ich sicherer.«
    Olivia fühlte sich entsetzlich. »Nein, du kannst nicht bei uns bleiben. Du musst deinen eigenen Weg gehen.«
    »Aber … «
    »Unsere Entscheidung steht fest«, fiel Reign in einem Tonfall ein, der keinen Widerspruch duldete. »Es wurde bereits einmal auf Olivia geschossen, weil jemand dich gegen sie benutzen wollte. Und das lasse ich nicht wieder geschehen.«
    James’ Wangen glühten buchstäblich. Offensichtlich hatte er nichts davon gewusst.
    »Einer von Dashbrookes Männern«, erklärte Olivia ihm. »Es passierte ein paar Nächte, bevor wir dich holen kamen. Zusammen sind wir nicht sicher, James. Bitte, geh nach Amerika! Ich möchte die Gewissheit haben, dass dir nichts passiert.«
    »Nein.« Er schüttelte energisch den Kopf. »Dorthin gehe ich nicht.«
    »Deine Todesanzeige ist schon an die Zeitungen verschickt«, erklärte Reign und sah den jüngeren Vampir streng an. »Alle in London werden denken, du seist tot. Dorthin kannst du nicht zurück.«
    Für einen Moment dachte Olivia, James würde anfangen zu weinen, und sie streckte ihre Hand nach ihm aus. Aber er wich zornig zurück. So lange schon war er wütend auf sie, und sie hatte es nie
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