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Leichenschrei

Titel: Leichenschrei
Autoren: Vicki Stiefel
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mitnehmen.«
    »Stimmt. Vielleicht könnte einer Ihrer Beamten mich mal zurückrufen?«
    »Ja, klar. Ich sag Officer DeLong Bescheid, wenn er reinkommt.«
    DeLong rief nicht an, was mich nicht überraschte. Es gibt schließlich genug Verbrechen aufzuklären, auch für einen Cop in einer Kleinstadt wie Winsworth. Nichtsdestotrotz schrieb ich mir alles auf, was der Fremde gesagt hatte.
    Am nächsten Morgen wollte ich gerade nach dem Telefon greifen, um mich beim Tierarzt nach dem Ergehen der Hündin zu erkundigen, als es klingelte. Am anderen Ende war Rob Kranak, mein Kumpel aus dem Kummerladen.
    Mit Kranak, einem Spezialisten für Spurensicherung, zu reden lenkte mich von dem verletzten Hund ab, und plötzlich war es Mittag.
    Ein Knirschen auf dem Kies signalisierte mir die Ankunft des Technikers von der Kabelfirma. Ich verabschiedete mich von Kranak und ließ den Techniker herein, um das Kabel zu legen und mein neues Modem anzuschließen. Der Besitzer des Cottage hatte die Installation in Auftrag gegeben, bevor ich es angemietet hatte. Ich fand die Idee klasse. Ziemlich anstrengend, im Internet über Winsworth und meinen Dad zu recherchieren, wenn man sich jedes Mal neu einwählen musste.
    Ich trat nach draußen auf die überdachte Veranda, die den Ausblick auf eine kleine Bucht bot – eine für Maine typische Postkartenidylle. Zeit, einige meiner früheren Freundinnen anzurufen und die eine oder andere Frage über meinen Vater zu stellen. Eine von ihnen wusste vielleicht etwas über irgendwelche aktuellen Vorgänge, die auch meinen Dad betrafen. Das wäre immerhin ein Fortschritt in Bezug auf die Frage, warum Mr Atemlos mich angerufen hatte.
    Aber ich zögerte noch, hauptsächlich, weil ich fürchtete, auf verschlossene Türen zu treffen oder – noch schlimmer – auf die Gleichgültigkeit von Leuten, an die ich mich selbst voller Zuneigung erinnerte. Schließlich waren wir einfach über Nacht aus der Stadt verschwunden.
    Stattdessen machte ich mir erst einmal ein paar Notizen zu einem Vortrag über die Arbeit mit Angehörigen von Mord-opfern, und dann noch welche für mein Herbstseminar an der Northeastern University. Gegen eins war ich mit dieser Arbeit fertig und wählte die Nummer des Tierarztes.
    Die Bandansage verkündete, dass Dr. Dowlings Sprechstunde montags von acht bis ein Uhr ging. Auf meiner Uhr war es zehn Minuten nach. Mist.
    Ich machte mir etwas zu essen und verzehrte es draußen auf der Veranda meines Cottage – in Maine nennt sich so ein Haus übrigens »Camp«. Ich saß in meinem Adirondack Chair, Penny lag neben mir. Während ich aß, beobachtete ich eine kleine Gruppe Kormorane, die in der Bucht tauchten.
    Ich sollte mich noch ein paar Tage bedeckt halten, weiterhin Tally Whyte sein. Ich konnte immer noch etwas erfahren. Ein guter Plan.
    Oder wollte ich nur kneifen?
    Da ich mich nicht selber runtermachen wollte, widmete ich mich in Gedanken dem Fremden von letzter Nacht.
    Er war offensichtlich geistig verwirrt gewesen. Schizophrenie, Demenz, eine bipolare Störung, ein Cocktail aus Pharmazeutika oder auch Alkohol, all diese Dinge und auch andere konnten die Ursache für das Verhalten sein, das er am Vorabend gezeigt hatte. Auch sein Stottern konnte verschiedene Ursachen haben. Ich schüttelte den Kopf. Es hatte keinen Sinn, ohne zusätzliche Informationen weiter darüber nachzudenken.
    Ich lugte nach drinnen. Der Techniker kämpfte noch immer mit dem Anschluss.
    Nach dem Sturm der letzten Nacht war der Tag warm und klar. In einigen Stunden würde es kühl genug sein, um meine neue Angelrute im Teich auf der anderen Straßenseite auszuprobieren. Ich würde nur ein paar Sonnenbarsche und vielleicht einen oder zwei kleine Wolfsbarsche fangen, aber einfach so tun, als handele es sich um trickreiche Forellen.
    Später fand ich heraus, wer der Besitzer des Friedhofes war, auf dem mein Vater begraben lag. Dem gleichen Mann gehörte auch das örtliche Bestattungsunternehmen, was die Dinge leichter machte. Er war bereit, sich am Donnerstag mit mir zu treffen. Wenn wirklich jemand um das Grab meines Vaters herumgeschlichen war, dann wollte ich das wissen.
    Gert rief von der Arbeit aus an, und ich beantwortete ihre Fragen zum Papierkram mit Leichtigkeit. Als wir damit durch waren, bat ich sie, kurz online zu gehen und nachzuschauen, ob im südöstlichen Maine seit gestern Abend jemand vermisst wurde.
    Während ich auf Gerts Antwort wartete, sah ich einem Mädchen zu, das sich mit einem Eimer und einer
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