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Lehrer-Deutsch - Deutsch-Lehrer

Lehrer-Deutsch - Deutsch-Lehrer

Titel: Lehrer-Deutsch - Deutsch-Lehrer
Autoren: Hans Klaffl
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nicht die einzigen Irritationen, die von der Marc-Viviane-Generation in das Lehrerzimmer getragen werden ... Selbstbewusst setzt sie sich auf den seit Jahrzehnten sakrosankten Stammplatz eines bejahrten Platzhirschen – ein Sakrileg, das Eingeweihte nicht einmal in dessen Abwesenheit wagen würden. Und fragt diesen, seinen verzweifelt-vorwurfsvollen Blick in gleicher Weise ignorierend, wie das Schüler seit Jahren tun, nach dem Kennwort für das WLAN und löst so eine gravierende Identitätskrise aus: „Ich sitze schon immer da, ich habe dafür noch nie ein Kennwort gebraucht.“
    Tipp für den Junglehrer:
    Sie ziehen sich zwar den Unmut des Kollegen zu, ­dessen Platz Sie besetzen, gewinnen aber gleichzeitig die stille Bewunderung der Umsitzenden. Wägen Sie hier sorgfältig ab.
    Auch die Frage nach der Lernwerkstatt wird meist ausweichend beantwortet: „Äh, soviel ich weiß, hat der Hausmeister im Keller oder sonst wo ...“ Lediglich der Antrag der jungen Kollegin auf ein Laminiergerät im Format DIN A2 wird allgemein befürwortet. Schließlich spürt gerade der ältere Mensch die Notwendigkeit konservierender Maßnahmen am eigenen Leib. Es sind aber durchaus Kollegen dabei, die der Jugend Profilierungschancen geben und ihnen beispielsweise die Verwaltung der Geographiesammlung anbieten.
Älterer Kollege sagt :
Deutsch:
„Da gibt’s nicht viel zu tun, ab und zu ein Blick in den Kartenraum, das war’s dann schon!“
Soll er sich doch mal über die schlampigen Kollegen ärgern … und permanent dem Krempel hinterherlaufen.

„Aus kleinen Aufgaben werden große und schon steht irgendwann eine Beförderung an.“
Dafür müsstest du aber schon sehr alt werden.

„Gut, auf manche Dinge muss man schon ein besonderes Augenmerk legen.“
Beispielsweise auf den Beamer, der jedes Wochenende verschwunden ist, wenn ich ihn dringend für die Urlaubsfotos bräuchte.

„Ich habe auch mal ganz klein angefangen.“
Und so werde ich wahrscheinlich auch wieder aufhören.
    Bereits nach wenigen Wochen erkennt man beim pädagogischen Nachwuchs erste Erfolge der Initiation, kleine Verhaltensänderungen in Typrichtung A, B, C oder D. Da kommt ­einer schon um elf Uhr mit seiner Klasse vom Wandertag zurück, der andere begründet seine Benotung mit „Natura ­abhorret vacuum“ und wieder ein anderer trägt plötzlich hautenge Muskelshirts. Und spätestens, wenn vor den Weihnachtsferien an den Fächern im Lehrerzimmer kleine Schokoladen-Nikoläuse kleben – ein kleiner Gruß der jungen Kollegin –, ahnt man, wohin es jeweils geht.

    Sie sind jung, brauchen das Geld …

    Sie sind jung, brauchen das Geld …

    Lernzielkontrolle
    Ordnen Sie die im letzten Abschnitt beschriebenen Auffällig­keiten den Lehrertypen A bis D zu.
    Auflösung
1)
Kommt schon um elf Uhr mit seiner Klasse vom Wandertag zurück: Typ A.
2)
Begründet seine Benotung mit „Natura abhorret vacuum“: Typ D.
3)
Trägt plötzlich hautenge Muskelshirts: Typ C.
4)
Vor den Weihnachtsferien kleben an den Fächern im Lehrerzimmer kleine Schokoladen-Nikoläuse: Typ B.

    Unterrichtsähnliche Situationen
    Unterrichtsähnliche Situationen
    Meister der rechten Maustaste : im Medienunterricht
    Der Einsatz moderner Medien im Unterricht ist sehr wichtig, vor allem deshalb, weil der Schüler so auf das Berufsleben vorbereitet wird. Er sieht zum Beispiel, wie Menschen in Panik geraten, wenn etwas nicht funktioniert. Und gleichzeitig lernt er, wie man mit überzeugend eingeworfenen Tipps das Chaos auf die Spitze treibt.
    Das Gemeine an der Sache: Lehrer hören andauernd, die Jugend beherrsche das doch wesentlich besser, und irgendwann glauben sie das auch noch selbst. Und nicht nur das, die Jugend geht sowieso davon aus. Dabei weiß ein 15-Jähriger nicht mehr als der Lehrer, wenn er cool anbietet: „Hey Alter, probieren Sie es doch mal mit der rechten Maustaste!“ Eigentlich ist er genauso unwissend, denkt sich aber, die linke hatten wir schon, mit der ging es nicht und noch eine ist nicht da ...
    Früher nannte man das „trial and error“, eine Lernmethode, die man den niederen Primaten zuordnete. (Die Trial-and-Error-Methode ist im Schulsystem nichts Neues. Viele Kultus- beziehungsweise Bildungsministerien machen seit Jahrzehnten Schulpolitik streng nach dieser Methode. Allerdings dauert die Error-Phase hier meist wesentlich länger.) Heute verwendet man für diesen Vorgang den Begriff „intuitives Lernen“ – und das gilt als besonders fortschrittlich. Dieses
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