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Leg dein Herz in meine Haende

Titel: Leg dein Herz in meine Haende
Autoren: Julia Garwood
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und das konnten sie nur, wenn sie in einem offenen und ehrlichen Duell vor Zeugen zogen. Sonst zählte es nämlich nicht.
    Sheriff Norton spähte durch die nur angelehnte Tür und verfolgte aufmerksam die Vorgänge auf der Straße. Was er sah, entlockte ihm ein Lächeln, denn es war wirklich sehenswert. Die beiden Marshals, beide groß und stark wie Goliath, musterten sich prüfend wie zwei Boxer vor Beginn des Kampfs. Sie waren ein beeindruckendes Paar, wie Josey sagte. Sie war ein bisschen eingeschüchtert gewesen, als sie Daniel Ryan zum ersten Mal begegnet war, und später hatte sie die gleiche Reaktion gezeigt, als sie Cole Clayborne kennen gelernt hatte, obwohl sie sich bemüht hatte, es zu verbergen.
    Die beiden Marshals jagten ihr Angst ein, hatte sie gestanden, und Norton erinnerte sich noch lebhaft der genauen Worte, mit denen sie versucht hatte, ihre Gefühle zu erklären. »Es sind ihre Augen. Sie haben beide diesen kalten, durchdringenden Blick, der einem das Gefühl gibt, von Eiszapfen durchbohrt zu werden. Mir ist, als schauten sie direkt in meinen Kopf und wüssten, was ich denke, bevor ich es weiß.«
    Sie gab allerdings auch zu, obwohl sie eigentlich sehr schüchtern war, dass ihr aufgefallen war, wie attraktiv die beiden Männer waren - solange sie sie nicht direkt ansahen.
    Cole schrie Ryan etwas zu, und der Sheriff horchte auf.
    »Mach, dass du von der Straße kommst, Ryan. Oder willst du erschossen werden?«
    Der Marshal rührte sich nicht. Nur seine Augen wurden schmal, als Cole noch näher kam. Nur wenige Schritte von ihm entfernt blieb Cole Clayborne stehen. Schweigend starrte er in Ryans Augen. Dieser erwiderte den Blick. Er war der Erste, der das Schweigen brach. »Überlegst du dir, ob du mich erschießen sollst?«
    Ein Anflug von Belustigung klang in seiner Stimme mit, der Cole missfiel. »Die Idee ist mir zwar schon gekommen, aber im Augenblick habe ich andere Sorgen. Falls du nicht im Kugelhagel enden willst, solltest du jetzt lieber gehen.«
    »Jemand wird hier sterben, aber das wird nicht meine Wenigkeit sein«, erwiderte Ryan gelassen.
    »Du glaubst, du kannst sie beide erwischen?«, fragte Cole mit einem Kopfnicken in Richtung des Revolverhelden zu seiner Linken, der langsam näher schlich.
    »Das wird sich bald heraussteilen.«
    »Sie wollen mich, nicht dich.«
    »Ich bin genauso schnell, Cole.«
    »Nein, das bist du nicht.«
    Ryans Lächeln verblüffte Cole, und er hätte ihn gefragt, was es zu bedeuten hatte, wenn der Revolverheld zu seiner Rechten ihn nicht angesprochen hätte.
    »Mein Name ist Eagle, Clayborne, und ich bin hier, um dich zum Duell zu fordern. Dreh dich um und sieh mich an, du elender Feigling.«
    Nun meldete sich auch der andere Mann. »Mein Name ist Riley, Clayborne«, rief er, »und ich bin der Mann, der dich erschießen wird.«
    Die Revolverhelden, denen Cole bisher begegnet war, waren alle nicht besonders klug gewesen. Diese beiden, dachte er, waren keine Ausnahme.
    »Vielleicht sollte ich mich lieber um die beiden kümmern«, sagte Ryan.
    »Wie denn? Willst du sie verhaften?«
    »Vielleicht.«
    Seine Gelassenheit war nervend. »Was für ein Marshal bist du eigentlich?«
    »Ein verdammt guter.«
    Cole presste die Lippen zusammen. »Jedenfalls bist du ganz schön eingebildet.«
    »Ich kenne meine Stärken. Und deine auch.«
    Jetzt war es um Coles Geduld geschehen. »Warum gehst du nicht zum Sheriff hinein und erzählst mir von deinen Stärken, wenn ich hier fertig bin.«
    »Soll das heißen, du willst mich loswerden?«
    »Allerdings.«
    »Ich gehe nirgendwohin. Außerdem habe ich einen Plan«, sagte er und deutete auf einen der Revolverhelden.
    »Ich auch«, erwiderte Cole.
    »Meiner ist besser.«
    »Ach ja?«
    »Ja. Wir zählen bis drei und lassen uns dann fallen, damit sie sich gegenseitig erschießen können.«
    Trotz seiner düsteren Stimmung grinste Cole über das Bild, das Ryan ihm zeichnete. »Das wäre wirklich schön, wenn es funktionieren würde, aber keiner von beiden ist dem anderen nahe genug, um ihn zu treffen. Außerdem würde mein neues Hemd schmutzig, wenn ich mich fallen ließe.«
    »Und was ist dein Plan?«, fragte Ryan.
    »Einen zu töten, mich dann fallen zu lassen und herumzurollen, um den anderen zu erwischen.«
    »Mir scheint, dass dein neues Hemd auch dabei schmutzig würde.«
    »Wirst du mir jetzt aus dem Weg gehen oder nicht?«
    »Ordnungshüter müssen Zusammenhalten, Cole. Das ist eine wichtige Regel, die du dir merken
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