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Lebe lieber innovativ

Lebe lieber innovativ

Titel: Lebe lieber innovativ
Autoren: Tina Seelig
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Diese Gruppenübung hat sich schließlich zu der Veranstaltung weiterentwickelt, die unter dem Namen Innovation Tournament bekannt wurde, ein Innovationswettbewerb, an dem Gruppen aus aller Welt teilnehmen. 2 Jedes Mal nutzen die Teilnehmer den Wettbewerb als Chance, ihre Umgebung
mit anderen Augen zu sehen und direkt vor ihrer eigenen Haustür alle verwertbaren Möglichkeiten zu erkennen. Sie stellen traditionelle Überzeugungen infrage und schaffen so faktisch aus nichts einen enormen Wert. Das ganze Abenteuer mit den Haftnotizzetteln wurde auf Film gebannt und lieferte die Grundlage für einen professionellen Dokumentarfilm mit dem Titel: Imagine It 3 , zu deutsch: »Stell es dir vor.«
     
    Die hier beschriebenen Übungen richten das Augenmerk auf einige überraschende Aspekte. Erstens gibt es reichlich gute Möglichkeiten. Man braucht sich nur überall und jederzeit umzuschauen und entdeckt Probleme, für die Lösungen gebraucht werden. Manche sind ganz alltäglich, wie etwa einen Tisch in einem beliebten Restaurant zu ergattern oder Fahrradreifen aufzupumpen. Viele Probleme sind aber, wie wir nur allzu gut wissen, weit größer und betreffen die essenziellen Fragen der Welt. Vinod Khosla, Mitbegründer der Firma Sun Microsystems und erfolgreicher Risikokapitalanleger, verdeutlichte das so: »Je größer das Problem, desto größer die Chance, die es bietet. Niemand würde Sie dafür bezahlen, dass Sie ein Problem lösen, das gar keins ist.« 4
    Zweitens gibt es generell – egal wie groß das Problem ist – viele kreative Wege, um die Ressourcen, über die wir ohnehin schon verfügen, für die Lösung des Problems einzusetzen. Das ist in der Tat die Definition, die viele meiner Kollegen für den Begriff »Entrepreneurship« verwenden: Als Entrepreneur bezeichnen wir (meist Jung)Unternehmer, die fantasievoll, mit guten Ideen und viel Engagement neue Unternehmen gründen, an denen sie auch tatsächlich selbst aktiv beteiligt sind. Entrepreneurship ist die entsprechend wagemutige, eigenverantwortliche unternehmerische Geisteshaltung. Unternehmer
in diesem Sinne, also Entrepreneur, ist jemand, der ständig auf der Suche nach Problemen ist, die er in Geschäftsmöglichkeiten umwandeln kann; er findet kreative Wege, um sich begrenzte Ressourcen so zu Nutze zu machen, dass er sein Ziel erreicht. Die meisten Menschen betrachten ein Problem zunächst einmal als unlösbar und übersehen dadurch völlig die kreativen, naheliegenden Lösungen.
    Der dritte Punkt ist, dass wir Probleme oftmals zu eng fassen. Wenn wir eine einfache Herausforderung bewältigen sollen, wie etwa innerhalb von zwei Stunden Geld zu verdienen, greifen die meisten von uns vorschnell auf Standardlösungen zurück. Sie nehmen sich nicht die Zeit, um das Problem in einem größeren Zusammenhang zu betrachten. Doch wenn man die Scheuklappen abnimmt, eröffnet sich eine Welt voller Möglichkeiten. Diese Lektion haben sich die Studenten, die bei diesen Projekten mitgewirkt haben, zu Herzen genommen. Hinterher haben viele festgestellt, dass sie nun wohl nie wieder eine Ausrede dafür haben würden, pleite zu sein – schließlich gibt es immer ein Problem in ihrer Nähe, das auf eine Lösung wartet.
    Die Aufgabenstellungen entwickelten sich im Rahmen eines Seminars über Entrepreneurship und Innovation, das ich an der Stanford University gebe. Das übergeordnete Ziel des Kurses ist es, aufzuzeigen, dass alle Probleme als Chancen für kreative Lösungen angesehen werden können. Zuerst richte ich das Augenmerk immer auf die Kreativität des Einzelnen, dann auf Kreativität in Gruppen und schließlich tauche ich in das Thema Kreativität und Innovation in großen Organisationen ein. Zuerst stelle ich meine Studenten vor kleinere Herausforderungen, die ich dann allmählich schwieriger gestalte. Im Laufe des Kurses fühlen sich die Studenten zunehmend
wohl dabei, Probleme als Chancen zu sehen, und am Schluss sind sie bereit, es mit nahezu allem aufzunehmen, was sich ihnen in den Weg stellt.
    Seit zehn Jahren bin ich nun geschäftsführende Direktorin des Stanford Technology Ven tures Program (STVP) 5 , des Entrepreneurship-Programms, das an der ingenieurwissenschaftlichen Fakultät, der School of Engineering , angesiedelt ist. Unsere Aufgabe ist es, Wissenschaftlern und Ingenieuren zu vermitteln, was Entrepreneurship, also Unternehmertum, ist. Wir geben ihnen die nötigen Werkzeuge an die Hand, damit sie selbst, ganz gleich in welcher Rolle, entsprechend
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