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Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)

Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)

Titel: Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)
Autoren: Béla Bolten
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Appetit.
    Im Erdgeschoss fiel sein Blick auf die Reihe der fünf Briefkästen. Nichts deutete mehr auf den Anschlag hin, alle Spuren waren sorgfältig beseitigt. Angesichts der Höhe der Miete hatten die Bewohner Anspruch darauf, dass diese traurige Erinnerung schnell getilgt wurde.
    Thals Briefkasten war der Letzte in der Reihe. Als er ihn öffnete, richteten sich die Haare an seinem Unterarm auf. Alle Sinne waren alarmiert, obwohl er wusste, dass keine Gefahr bestand. Zwar verfehlte die erste Bombe ihr Ziel, als sie Leah statt ihm die Arme abriss. Einen zweiten Versuch, ihn zu töten, würde es aber nicht geben. Andrea Simoni, der Attentäter, ein bis dahin in der Stadt gut angesehener italienischer Anwalt, saß im Gefängnis. Thals Kollegen hatten ihn wenige Stunden nach der Explosion festgenommen. Sie gingen von Anfang an davon aus, dass der Anschlag nicht Leah, sondern ihm galt. Deshalb verhörten sie alle Personen, die mit abgeschlossenen Fällen der letzten Monate zu tun hatten. Simoni stand ganz oben auf der Liste, denn er hatte Thal noch im Gerichtssaal Rache geschworen, als sein Sohn wegen Totschlags verurteilt wurde.
    Im Briefkasten lag ein einzelner Brief von der Größe einer Kondolenzkarte. Ein bisschen spät, dachte er, und steckte ihn in die Manteltasche, eher er in die Kälte trat.
     
     
    ***
     
     
    »Wenn Sie endlich zur Sache kommen, Kollegin Berg, werden wir vielleicht noch fertig, bevor hier die Narren die Herrschaft übernehmen.«
    »Haben sie das nicht längst?« Bettina Berg erschrak über diese spontane Erwiderung, aber langsam reichte es ihr mit Gerth. Zum Glück bezogen alle einschließlich Gerth die Äußerung auf den neuen Präsidenten, dessen Beliebtheit sich nach seinem letzten internen Rundschreiben auf dem Tiefstand befand. So lockerte die freche Bemerkung die gereizte Stimmung eher auf. Gerth war ohnehin davon überzeugt, dass er spätestens in ein paar Monaten zum Kommissariatsleiter befördert würde. Außerdem fehlte ihm jedes Gespür für Ironie.
    »Die verrückten Narren werden uns in den kommenden Tagen eh zu keiner sinnvollen Arbeit kommen lassen«, dröhnte Klaus Wagners Bass in die Runde. »Ich bin froh, wenn der Spuk vorbei ist.«
    Die meisten Polizisten in Konstanz dachten ähnlich. Am stärksten traf es die uniformierten Kollegen, die in ständiger Einsatzbereitschaft sein mussten. Doch auch die Kriminalpolizei würde in dieser Woche mehr Arbeit bekommen als sonst in einem Monat. Körperverletzungen, Vergewaltigungen, Diebstahl und Raub waren die Begleiterscheinungen des nach außen fröhlichen Treibens. Deshalb fand sich im Präsidium kaum ein Hinweis auf die Fastnacht. Einzig am Empfang hatte ein Kollege ein Hanselepüppchen aufgestellt. Dieses Jahr kam noch die Einbruchsserie dazu, die sie seit Wochen unter Spannung hielt.
    Bettina richtete sich in dem unbequemen Stuhl auf und blickte in die Runde. Bevor ein allgemeiner Heiterkeitsausbruch drohte, räusperte sie sich.
    »Kommen wir zu unserer derzeit wichtigsten Ermittlung. Mit dem gestrigen Einbruch in der Mozartstraße sind es insgesamt fünf, alle nach dem gleichen Muster.«
    Bettina hob die rechte Hand und zählte mit den Fingern die Übereinstimmungen:
    »Es waren freistehende Häuser, alle standen im Musikerviertel, jedes Mal wurde die Alarmanlage ausgeschaltet, stets nahmen die Diebe vor allem Gemälde, Kleinantiquitäten und Schmuck mit.«
    Bettina machte eine kurze Pause, ehe sie den fünften Finger hob.
    »Es gab nie verwertbare Spuren am Tatort.«
    Wie oft hatten sie diese Fakten in den vergangenen Tagen durchgekaut? Je länger sie Polizistin war, desto mehr kam Bettina zu dem Schluss, dass ihre Arbeit vor allem im ständigen Memorieren der bekannten Tatsachen bestand, bis einem irgendeine Kleinigkeit auffiel, die man zuvor übersehen hatte.
    »Haben Sie nicht etwas Entscheidendes vergessen, Frau Berg?«
    Wie sie Gerths schulmeisterlichen Ton hasste. Fast war sie versucht, patzig zu schweigen. Noch war Alexander der Chef, obwohl sie langsam daran zweifelte, dass er seinen Dienst wieder aufnahm. Andererseits war der Fall zu wichtig. Deshalb unterdrückte sie ihren ersten Impuls und antwortete sachlich:
    »Das Beste habe ich mir bis zum Schluss aufgehoben. Unser Täter, oder besser unsere Täter, denn nach der Menge und Größe der bei den Einbrüchen gestohlenen Gegenstände müssen wir von zwei, wenn nicht drei ausgehen, hat endlich einen Fehler gemacht.«
    Bettina nahm ihre Schreibmappe aus feinstem
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