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Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)

Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)

Titel: Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)
Autoren: Béla Bolten
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zwei Bilder für die Ausstellung. Wärmst Du mich, wenn ich ins Bett komme? Liebe! L.«
    Für einen Moment glaubte Thal, Leah habe ihm wirklich eine Nachricht aus dem Jenseits geschickt. Er starrte auf den Bildschirm, unfähig, sich zu bewegen. Nur langsam wurde ihm bewusst, dass er den Computer seit damals nicht gebraucht hatte. Leah hatte an jenem Morgen das Notizprogramm des Rechners benutzt, um ihm eine Nachricht zu hinterlassen. Dazu schrieb man mit der Fingerkuppe auf das entsprechende Feld des Bildschirms. Auch Thal hatte Leah häufig auf diese Weise einen kleinen Gruß hinterlassen.
    Er berührte den virtuellen Zettel mit dem Zeigefinger. So stand er zehn Sekunden, den Blick starr auf den Monitor gerichtet und den Finger auf der Nachricht. Dann verschob er sie vorsichtig, als handele es sich um eine zerbrechliche Kostbarkeit, in den Zwischenspeicher.
     
    Am unteren rechten Rand des Bildschirmrahmens befanden sich diverse Einschübe für Speicherkarten. Der zweite war der passende. Der Chip enthielt eine einzige Datei mit dem Namen »Das Versprechen«. Darin befanden sich von eins bis sechs durchnummerierte Fotos. Was soll das für ein Scherz sein, dachte Thal und öffnete das erste Foto.
    Auf seinem Bildschirm erschien die Aufnahme einer Frau, nicht viel älter als zwanzig Jahre. Sie lag ausgestreckt auf einem Steinfußboden, der Kopf war erhöht, als wäre er auf ein Kissen gebettet. Sie hatte die Augen geschlossen und die Lippen aufeinandergepresst. Der strenge Gesichtsausdruck passte nicht zu ihrem Gesicht. Wie bei einer Toten, die man zur Besichtigung durch die Trauergemeinde hergerichtet hatte.
    Er erschrak bei diesem Gedanken. Schnell öffnete er das zweite Foto. Dieselbe Frau in fast der gleichen Lage. Lediglich die Hände waren nicht mehr auf dem Bauch gefaltet, sondern mit nach oben geöffneten Handflächen neben den Körper gelegt. Die dichten, leicht gewellten, schulterlangen schwarzen Haare schienen anders angeordnet. Umschmeichelten sie auf dem ersten Bild das Gesicht, waren sie jetzt seitlich zurückgenommen. Thal klickte zurück zum ersten Foto an. Der Gesichtsausdruck schien ihm unverändert.
    Als er die dritte Datei öffnete, hielt er die Luft an. Die Frau lächelte ihm direkt entgegen. Jetzt sah er, wie schön sie war mit ihren vollen, leicht geöffneten Lippen. Dahinter blitzte eine Reihe blendend weißer Zähne. Die Körperhaltung war unverändert, allerdings war die beigefarbene Felljacke geöffnet. Sie fiel zur Seite über die Arme. Der dadurch sichtbare enge Wollpullover betonte ihre Figur genauso wie die hautengen Jeans.
    Aufgeregnet klickte Thal die nächste Datei an. Zuerst bemerkte er, dass die Jacke fehlte. Beim genaueren Vergleich entdeckte er noch mehr Unterschiede. So waren Beine und Arme jetzt ein paar Zentimeter weiter gespreizt. Die Mimik war gleich geblieben, die Frau lächelte. Thal hatte das Gefühl, dass es kein echtes, lebendiges Lachen war.
     
    Das fünfte Foto beunruhigte Thal noch mehr. Der Mund lächelte zwar, die Frau starrte ihn aber aus glasigen, tot wirkenden Augen an. Aus dem linken Mundwinkel hing ein kleiner Speichelfaden. Wenn Speichel floss, lebte die Frau höchstwahrscheinlich noch. Ein paar Sekunden später war er sich da nicht mehr so sicher.
     
    Was würde ihn auf der letzten Fotografie erwarten? Thal atmete tief durch, eher er mit dem linken Zeigefinger auf das entsprechende Symbol tippte. Er hatte mit dem Schlimmsten gerechnet und wurde überrascht. Die junge Frau lag in einer friedlichen Position, soweit man davon sprechen konnte. Augen und Mund waren geschlossen, die Hände lagen übereinander auf dem Schoß, sie trug auch wieder die Felljacke. In welcher Reihenfolge waren die Fotos entstanden? Der Fotograf wollte mit den Nummerierungen eine bestimmte Abfolge suggerieren, aber entsprach sie der Realität? Thal fiel eine Diskussion mit Leah darüber ein, wann sie das letzte Mal in Florenz gewesen waren. Sie öffnete damals die entsprechende Fotodatei auf dem Computer und rief die Informationen bei einem der Bilder ab. Thal hielt einen Finger auf die Datei mit der Bezeichnung »1«. Es öffnete sich ein kleines Fenster:
    Typ: JPEG-Bild
    Aufnahmedatum: 06.02. 08:52
    Abmessungen: 1920 x 2560
    Größe: 2.14 MB
    Die Aufnahme war also gestern um acht Uhr zweiundfünfzig entstanden. Thal schaute sich die Dateiinformationen der anderen Fotos an. Sie waren nicht in der von der Nummerierung suggerierten Abfolge entstanden. Er schrieb die korrekte Sequenz auf
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