Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lautstärke beweist gar nichts - respektlose Wahrheiten

Lautstärke beweist gar nichts - respektlose Wahrheiten

Titel: Lautstärke beweist gar nichts - respektlose Wahrheiten
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
trostlosen Novembernächte in Neuengland gegen Ende des Monats,wenn das lästige Klima Neuenglands diese Gegenden gehörig durchschüttelt, nur so als Experiment und um die Hand im Spiel zu haben, wenn die eigentliche Zeit herannaht, der Dezember. Nun, als wir um Mitternacht aus dem Haus gingen, heulte der Wind, und der Schnee trieb in Wolken vorüber. Es war eine wilde Nacht. Es war wie ein Sturm auf See, ein Donnern und Krachen und Brüllen, dazu heftige Schneewehen. Es war keine Nacht, in der Einbrecher hätten unterwegs sein wollen, und doch waren sie unterwegs. Um halb eins lag Goodwin im Bett, und sein Haus war gesichert. Nicht lange danach trafen die Einbrecher ein. Anscheinend wussten sie Bescheid über die Alarmanlage, denn statt in die Küche einzubrechen, sägten sie sich ihren Weg ins Innere – will sagen, sie sägten eine große Kassette aus der Küchentür und verschafften sich so Zutritt, ohne den Alarm auszulösen. Sie spazierten nach Belieben im ganzen Haus umher; sammelten allen möglichen Schmuck und Schnickschnack ein sowie das gesamte Tafelsilber. Diese Gegenstände trugen sie in die Küche, stopften sie in Beutel, und dann stellten sie ein üppiges Abendessen mit Champagner und Burgunder und so weiter zusammen und verzehrten es mit Muße. Als sie aufbruchbereit waren – sagen wir, um drei Uhr morgens –, zeigten der Champagner und der Burgunder ihre Wirkung, und für einen Moment wurden sie unachtsam, doch ein Moment war schon genug. In diesem unachtsamen Moment entriegelte einer der Einbrecher die Küchentür und öffnetesie, und natürlich schlug die Alarmanlage an. Rev. Mr. Goodwin streckte die linke Hand aus, schaltete die Anlage ab und schlief friedlich weiter, die Einbrecher hingegen stürzten aus dem Haus und ließen ihre gesamte Beute zurück.
    Unsere Alarmanlage führte ein fröhliches und sorgloses Leben und hatte keine Prinzipien. Immer wieder funktionierte sie gerade nicht; und dazu gab es reichlich Gelegenheit, weil alle Fenster und Türen vom Keller bis zum Obergeschoss an sie angeschlossen waren. In den Zeiten, da sie nicht funktionierte, beunruhigte sie uns allerdings nicht lange: Wir fanden rasch heraus, dass sie uns zum Narren hielt und ihr markerschüttendes Schrillen lediglich zu ihrer eigenen Belustigung ertönen ließ. Dann schalteten wir sie ab und ließen einen Elektriker aus New York kommen – denn damals gab es in ganz Hartford keinen. Wenn sie repariert war, schalteten wir sie wieder ein und erneuerten unser Vertrauen in sie. Eigentlich erfüllte sie ihre Aufgabe nie außer bei einer einzigen Gelegenheit. Den Rest ihrer kostspieligen Karriere verbrachte sie leichtfertig und zweckfrei. Nur dieses eine Mal kam sie ihrer Pflicht zur Gänze nach – feierlich, ernst, bewundernswert. Eines düsteren, trüben Märzmorgens um zwei Uhr schrillte sie los, und ich sprang sofort aus den Federn, weil ich wusste, dass sie uns diesmal nicht zum Narren hielt. Die Tür zum Badezimmerbefand sich auf meiner Seite des Bettes. Ich ging hinein, drehte das Gas an, sah auf den Signalgeber und schaltete, um den Lärm abzustellen, den Alarm – für die betreffende Tür – aus. Dann ging ich wieder zu Bett. Mrs. Clemens eröffnete die Debatte:
    »Was war’s denn?«
    »Die Kellertür.«
    »Glaubst du, es war ein Einbrecher?«
    »Ja«, antwortete ich, »natürlich. Glaubst du etwa, es war der Sonntagsschulhausmeister?«
    »Nein. Worauf, glaubst du, hat er’s abgesehen?«
    »Ich nehme an, er hat’s auf den Schmuck abgesehen, aber er kennt sich im Haus nicht aus und glaubt, dass der Schmuck im Keller versteckt ist. Ich möchte einen Einbrecher, mit dem ich nicht bekannt bin und der mir nichts getan hat, nicht enttäuschen, aber wenn er genug gesunden Menschenverstand gehabt hätte, sich zu erkundigen, hätte ich ihm gesagt, dass wir dort unten nichts als Kohlen und Gemüse aufbewahren. Aber vielleicht kennt er sich ja doch aus und hat’s in Wahrheit auf die Kohlen und das Gemüse abgesehen. Alles in allem glaube ich, dass er hinter dem Gemüse her ist.«
    »Wirst du hinuntergehen, um nachzusehen?«
    »Nein, ich könnte ihm nicht behilflich sein. Soll er’s sich doch selbst aussuchen; ich weiß nicht, wo was liegt.«
    Dann sagte sie: »Aber angenommen, er kommt ins Erdgeschoss!«
    »Keine Bange. Wir werden es erfahren, sobald er die Tür zum Erdgeschoss öffnet. Das wird den Alarm auslösen.«
    In diesem Augenblick ging das schreckliche Getöse von neuem los. Ich sagte:
    »Er ist unten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher