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Lauter reizende Menschen

Lauter reizende Menschen

Titel: Lauter reizende Menschen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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flatterte ein Fasan mit einem Schrei auf. Jim hörte einen andern antworten, und dann noch einen, weiter und weiter entfernt, irgendwo ganz am Ende der Hochebene. Anscheinend war unter >Raubritters< Huf ein Stein den Berg hinuntergerollt, denn unten stieg ein Staubwölkchen vom unbewegten Grund auf.
    »Komm weiter, >Räuber    »Komm schon, >Räuber    Im Zickzack führte der Pfad den Steilhang hinunter. Jim ließ >Raubritter< am langen Zügel ganz frei laufen, und der schwarze Hengst suchte schnaubend, mit gesenktem Kopf, seinen Weg zur ersten Kehre der Serpentine. Während er dort vorsichtig wendete, sah Jim hart an seiner Stiefelspitze vorbei tief drunten den See liegen. Er hätte sich ein wohligeres Gefühl vorstellen können.
    Hinter der nächsten Kehre tauchte zu ihren Füßen die Bucht auf. Die Tankstelle konnte Jim nicht sehen; sie lag zu nahe am Hang. Deutlich aber erkannte er im bleiernen Tageslicht das Wasserflugzeug, das vertäut auf dem Wasser schaukelte, und am Landungssteg das verankerte Motorboot. Ein Stein, der sich unter dem Huf des schwarzen Hengstes löste, rollte über den Grat. Jim hörte, wie er hinunterhüpfte, weiter und immer weiter. Erst am Ufer des Sees würde er zur Ruhe kommen.
    Inzwischen hatten sie die Kehre erreicht, wo der Pfad die Virginaquelle durchquert. Während >Raubritter< durch das seichte Wasser stapfte, betrachtete Jim verblüfft und nachdenklich die aufgestörte Oberfläche. Obwohl es lange nicht geregnet hatte, war das Wasser verfärbt. Wieder hörte er die Fasanen schreien, oben auf der Hochebene. Bedeutete das alles ein neues Erdbeben?
    »Braves Tier, >Räuber    Der Pfad war ein wenig breiter geworden, und sie bogen um die nächste Kehre. Wie angewurzelt blieb >Raubritter< stehen, und Jim stieß einen Schrei hilfloser Wut aus. »Mein Gott! Nein!«
    Ein Spalt gähnte vor ihnen. Das Erdreich war abgerutscht, hatte ein Stück aus dem Pfad herausgerissen. Ein paar Meter weit war nichts als Leere.
    Jim drängte den Hengst voran und betrachtete sich den breiten Spalt. Immer wieder dröhnten dieselben Worte durch sein Hirn: >Sie war an jenem Tage hier, und sie ist wahnsinnig. Carmen ist wahnsinnig.<
    »Eine Kleinigkeit für dich, >Räuber    Beruhigend fest zog er den Zügel an, und dann ließ er den Hengst antraben. Während ein Teil seines Hirns von Gedanken an Annabel und die Kinder angefüllt war, dachte ein anderer, kleiner Teil, ganz deutlich: >Ein wahrer Jammer! Da habe ich mir so viele Mühe gegeben, und nun, wo er wieder ganz in Ordnung ist, muß ich ihn hier abstürzen und sich den Hals brechen lassen!<
    Und dann setzten sie drüben auf. Ein Scharren über lockeres Gestein, zwanzig Zentimeter vom Abgrund entfernt — dann waren sie in Sicherheit.
    »>RaubritterRaubritter    Fünf Minuten später hatten sie das Seeufer erreicht und hielten an der Tankstelle. Jim sprang aus dem Sattel und ließ die Zügel los. Zitternd blieb der Hengst stehen, mit weitaufgerissenen Nüstern, das Fell tropfend vor Schweiß. So viel Zeit nahm Jim sich doch noch, daß er ihm den Hals klopfte und beruhigend zuflüsterte: »Armer Kerl! Ich bin richtig verrückt, wie? Alles lauter Angst! Ohne allen Grund?«
    Denn die Tankstelle sah aus wie immer. Neben der Pumpe stand ein protziger Wagen, dessen Fahrer zum Seeufer hinuntergegangen war, während Len einen der Reifen aufpumpte. Neben ihm hatte sich Rosie japsend vor Hitze hingelegt. Kaum erblickte Len den Reiter, der soeben aus dem Sattel gestiegen war, ließ er den Schlauch fallen. — »Jim! Sie — und mit dem Pferd? Warum nur? Ist etwas geschehen?«
    Jim gab keine Antwort. Er öffnete die Pforte der Rasenfläche vor Lucias Haus und drängte den Hengst hinein. Nun wußte Len schon gar nicht mehr, was er von der Sache zu halten hatte. »Das Gras!« rief er erschrocken aus. »Luces schöner Rasen! Er wird ihn ganz zertrampeln!«
    »Was schert mich das Gras?« knurrte Jim,
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