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Lausbubengeschichten

Lausbubengeschichten

Titel: Lausbubengeschichten
Autoren: Ludwig Thoma
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in d’ Luft!“ Er hat
    ihm jedesmal eine Watschen gegeben, daß es geknallt hat.
    Ich habe schon gewußt, daß er einen Zorn auf uns hat,
    weil ich und der Lenz ihm so oft seine Äpfel stehlen, und er
    kann uns nicht erwischen.
    Aber den Arthur hat er jetzt erwischt, und er hat alle Prü-
    gel gekriegt.
    Wie der Rafenauer fertig war, ist er fortgegangen. Aber
    dann ist er stehengeblieben und hat gesagt: „Du Herrgottsa-
    kerament!“ und ist wieder umgekehrt und hat ihm nochmal
    eine hineingehauen.
    Der Arthur hat furchtbar geweint und hat immer ge-
    schrien: „Ich sage es meinem Papa!“ Es wäre gescheiter ge-
    wesen, wenn er fortgelaufen wäre; der Rafenauer kann nicht
    nachkommen, weil er so schnauft. Man muß immer um die
    Bäume herumlaufen, dann bleibt er gleich stehen und sagt:
    „Ich erwisch enk schon noch einmal.“
    Ich und der Lenz wissen es; aber der Arthur hat es nicht
    gewußt.
    Er hat mich gedauert, weil er so geweint hat, und wie der
    Rafenauer fort war, bin ich hingelaufen und habe gesagt, er
    soll sich nichts daraus machen. Aber er hat nicht aufgehört
    und hat immer geschrien: „Du bist schuld; ich sage es mei-
    nem Papa.“
    Da habe ich mich aber geärgert, und ich habe gesagt, daß
    ich nichts dafür kann, wenn er so dumm ist.
    Da hat er gesagt, ich habe das Schiff kaputt gemacht, und
    ich habe so geknallt, daß der Bauer gekommen ist und er
    Schläge gekriegt hat.
    Und er ist schnell fortgelaufen und hat geweint, daß man
    es weit gehört hat. Ich möchte mich schämen, wenn ich so
    heulen könnte wie ein Mädchen. Und er hat gesagt, er ist ein
    Admiral.
    Ich dachte, es ist gut, wenn ich nicht gleich heimgehe,
    sondern ein bißchen warte.
    Wie es dunkel war, bin ich heimgegangen, und ich bin
    beim Scheck ganz still vorbei, daß mich niemand gemerkt
    hat.
    Der Herr war im Gartenhaus, und die Frau und das dicke
    Mädchen. Der Scheck war auch dabei. Ich habe hineinge-
    schaut, weil ein Licht gebrannt hat. Ich glaube, sie haben von
    mir geredet. Der Herr hat immer den Kopf geschüttelt und
    hat gesagt: „Wer hätte es gedacht! Ein solcher Lausejunge!“
    Und das dicke Mädchen hat gesagt: „Er will, daß mir Arthur
    Schlangen ins Bett legt. Hat man so was gehört?“
    Ich bin nicht mehr eingeladen worden, aber wenn mich
    der Herr sieht, hebt er immer seinen Stock auf und ruft:
    „Wenn ich dich mal erwische!“ Ich bin aber nicht so dumm
    wie sein Arthur, daß ich stehen bleibe.
    Der Kindlein
    Unser Religionslehrer heißt Falkenberg.
    Er ist klein und dick und hat eine goldene Brille auf.
    Wenn er was Heiliges redet, zwickt er die Augen zu und
    macht seinen Mund spitzig.
    Er faltet immer die Hände und ist recht sanft und sagt zu
    uns: „ihr Kindlein“.
    Deswegen haben wir ihn den Kindlein geheißen.
    Er ist aber gar nicht so sanft. Wenn man ihn ärgert, macht
    er grüne Augen wie eine Katze und sperrt einen viel länger
    ein, wie unser Klassprofessor.
    Der schimpft einen furchtbar und sagt „mistiger Lausbub“,
    und zu mir hat er einmal gesagt, er haut das größte Loch in
    die Wand mit meinem Kopf.
    Meinen Vater hat er gut gekannt, weil er im Gebirg war und
    einmal mit ihm auf die Jagd gehen durfte. Ich glaube, er kann
    mich deswegen gut leiden und läßt es sich bloß nicht merken.
    Wie mich der Merkel verschuftet hat, daß ich ihm eine
    hineingehaut habe, hat er mir zwei Stunden Arrest gegeben.
    Aber wie alle fort waren, ist er auf einmal in das Zimmer ge-
    kommen und hat zu mir gesagt: „Mach daß du heimkommst,
    du Lauskerl, du grober! Sonst wird die Supp’ kalt.“
    Er heißt Gruber.
    Aber der Falkenberg schimpft gar nicht.
    Ich habe ihm einmal seinen Rock von hinten mit Kreide
    angeschmiert. Da haben alle gelacht, und er hat gefragt: „Wa-
    rum lacht ihr, Kindlein?“
    Es hat aber keiner etwas gesagt; da ist er zum Merkel hin-
    gegangen und hat gesagt: „Du bist ein gottesfürchtiger Knabe,
    und ich glaube, daß du die Lüge verabscheust. Sprich offen,
    was hat es gegeben?“
    Und der Merkl hat ihm gezeigt, daß er voll Kreide hinten
    ist, und daß ich es war.
    Der Falkenberg ist ganz weiß geworden im Gesicht und
    ist schnell auf mich hergegangen. Ich habe gemeint, jetzt
    krieg’ ich eine hinein, aber er hat sich vor mich hingestellt
    und hat die Augen zugezwickt.
    Dann hat er gesagt: „Armer Verlorener! Ich habe immer
    Nachsicht gegen dich geübt, aber ein räudiges Schaf darf
    nicht die ganze Herde anstecken.“
    Er ist zum Rektor gegangen, und ich habe sechs
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