Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lausbubengeschichten

Lausbubengeschichten

Titel: Lausbubengeschichten
Autoren: Ludwig Thoma
Vom Netzwerk:
brennen lassen, daß sie glaubten,
    er ist daheim. Wir setzten uns an den Tisch und haben uns
    abgewischt, weil wir so schwitzten.
    Auf einmal ist wer über die Treppe gegangen und hat
    geklopft.
    Ich bin zum Fenster hingelaufen, weil ich noch ganz naß
    war, aber der Fritz hat seinen Kopf in die Hand gelegt und
    hat getan, als wenn er lernt.
    Es war die Magd vom Expeditor Friedmann, und sie hat
    gesagt, einen schönen Gruß vom Friedmann Karl, und er
    glaubt nicht, daß wir die dritte Konjugation aufhaben, weil
    er den Raithel gefragt hat und den Kranzler, und keiner hat
    etwas gewußt.
    Der Fritz hat seinen Kopf nicht aufheben mögen, weil er
    auch so geschwitzt hat. Er hat gesagt, daß er es deutlich ge-
    hört hat, und er lernt die dritte Konjugation.
    Da ist die Magd gegangen, und wir haben gehört, wie
    sie drunten zu der Frau Burkhard gesagt hat, daß der Fritz
    so fleißig lernt, und daß es grausam ist, wieviel man in der
    Schule lernen muß.
    Am andern Tag ist Sonntag gewesen, und um acht Uhr
    war die Kirche und die Feier für den Aloysius.
    Aber sie ist nicht gewesen.
    Wie ich hingekommen bin, war alles schwarz vor der
    Türe, so viele Leute sind herumgestanden.
    Um den Pedell ist ein großer Kreis gewesen, der Rektor ist
    daneben gestanden und der Falkenberg auch.
    Sie haben geredet und dann haben sie zu dem Fenster
    hinaufgezeigt. Da waren zwei Löcher darin.
    Ich habe den Raithel gefragt, was es gibt.
    „Dem Aloysius is die Nasen weggehaut“, hat er gesagt.
    „Haben s’ ihn beim Aufstellen runterfallen lassen?“ habe
    ich gefragt.
    „Nein, es sind Steine hineingeflogen“, hat er gesagt.
    Der Föckerer und der Friedmann und der Kranzler sind
    hergekommen. Der Föckerer macht sich immer gescheit, und
    er hat gesagt, daß er es zuerst gehört hat. Er ist dabei gewe-
    sen, wie der Falkenberg gekommen ist, und der Pedell hat es
    ihm gezeigt.
    Da ist ein furchtbarer Spektakel gewesen, denn wie sie
    die Löcher in dem Fenster gesehen haben, sind sie hinein-
    gegangen, und da haben sie gesehen, daß von dem Aloysius
    seinem Kopf die Nase und der Mund weg waren, und unten
    ist alles voll Gips gewesen, und dann hat man zwei Steine
    gefunden. Der Föckerer hat gesagt, wenn es aufkommt, wer
    es getan hat, glaubt er, daß man ihn köpft.
    Der Pedell hat es gesagt. —
    Ich habe mich nicht gerührt, und der Fritz auch nicht. Er
    hat nur zum Friedmann gesagt, daß er jetzt die dritte Kon-
    jugation kann.
    Ich bin zu den Großen hingegangen, wo die Professoren
    gestanden sind. Der Pedell hat immer geredet.
    Er erzählt alles immer wieder von vorne.
    Er hat gesagt, daß er daheim war und nachgedacht hat,
    ob er vielleicht eine Halbe Bier trinken soll. Auf einmal hat
    seine Frau gesagt, es hat gescheppert, als wenn eine Fenster-
    scheibe hin ist. „Wo soll eine Fensterscheibe hin sein?“ hat er
    gefragt. Dann haben sie gehorcht, und er hat die Haustüre
    aufgemacht. Da ist ihm gewesen, als wenn er einen Schritt
    hört, und er ist in sein Zimmer und hat sein Gewehr geholt.
    Dann ist er heraus und hat dreimal „Wer da?“ gerufen. Denn
    beim Militär hat er es so gelernt, wo er doch ein Feldwebel
    war. Und im Krieg haben sie es so gemacht, da ist immer ei-
    ner Posten gestanden, und wenn er etwas Verdächtiges gehört
    hat, hat er „Wer da?“ rufen müssen. Es hat sich aber nichts
    mehr gerührt, und er ist im Hofe dreimal herumgegangen
    und hat nichts gesehen. Und dann ist er zum Sternbräu ge-
    gangen, weil er gedacht hat, daß er eine Halbe Bier trinken
    muß. Er hat gesagt, wenn er einen gesehen hätte, dann hätte
    er geschossen, denn wenn einer keine Antwort nicht gibt auf
    „Wer da“, muß er erschossen werden.
    Der Rektor hat ihn gefragt, ob er keinen Verdacht hat.
    Da hat der Pedell gesagt, daß er schon einen hat, aber er
    hat mit den Augen geblinzelt und hat gesagt, daß er es noch
    nicht sagen darf, weil er ihn sonst nicht erwischt. Wenn
    nicht gleich so viele Leute herumgestanden wären, hat der
    Pedell gesagt, dann hätte er ihn vielleicht schon, weil er die
    Fußspuren gemessen hätte, aber jetzt ist alles verwischt.
    Da hat ihn der Rektor gefragt, ob er glaubt, daß er ihn
    noch kriegt. Da hat der Pedell wieder mit den Augen geblin-
    zelt und hat gesagt, daß er ihn noch erwischt, weil alle Ver-
    brecher zweimal kommen und den Ort anschauen. Und er
    paßt jetzt die ganze Nacht mit dem Gewehr und schreit bloß
    einmal „Wer da?“ und er schießt gleich.
    Der Falkenberg hat gesagt, er will
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher