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Lausbubengeschichten

Lausbubengeschichten

Titel: Lausbubengeschichten
Autoren: Ludwig Thoma
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müssen, bis der Pedell daher
    gelaufen ist und hat geschrien: „Jetzt bringen sie ihn.“
    Da ist ein Leiterwagen gekommen, da war eine große
    Kiste darauf.
    Der Falkenberg ist hingegangen und hat den Fuhrmann
    gefragt, ob er von Mühldorf ist und den heiligen Aloysius
    dabei hat. Der Fuhrmann hat gesagt ja, und er hat einen in
    der Kiste. Da hat sich der Kindlein geärgert, daß der Wa-
    gen so schlecht aussieht und keine Tannenbäume darauf
    sind.
    Aber der Fuhrmann hat gesagt, das geht ihn nichts an, er
    tut bloß, was ihm sein Herr anschafft.
    Da haben wir hinter dem Wagen hergehen müssen, und
    die Glocken von der Studienkirche haben geläutet, bis wir
    dort waren.
    Vor der Kirche hat der Fuhrmann gehalten, und er hat die
    Kiste herunter tun wollen.
    Aber der Falkenberg hat ihn nicht lassen. Die vier Größ-
    ten von der Oberklasse mußten sie heruntertun und in die
    Sakristei tragen. Das war der Pointner und der Reichenberger,
    die andern zwei habe ich nicht gekannt.
    Wir haben gehen dürfen, und das Läuten hat aufgehört.
    Bloß die vier Oberklassler mußten dabei sein, wie der Heilige
    aufgestellt wurde; die anderen nicht, weil erst morgen die
    Einweihung war. Wir haben aber gewußt, wo er hingestellt
    wird.
    Bei dem dritten Fenster, weil dort das Postament war und
    Blumen herum.
    Der Fritz und ich sind heimgegangen; zuerst war der
    Friedmann Karl dabei. Da hat der Fritz gesagt, er muß noch
    viel büffeln auf den Montag, weil er die dritte Konjugation
    noch nicht gelernt hat.
    „Die haben wir ja gar nicht auf“, hat der Friedmann
    gesagt.
    „Freilich haben wir sie aufgekriegt. Der Gruber hat es ganz
    deutlich gesagt“, hat der Fritz gesagt. Da ist dem Friedmann
    angst geworden, weil er immer furchtsam ist, und er ist der
    Erste.
    Er ist gleich von uns weggelaufen, und der Fritz hat zu
    mir gesagt: „Jetzt haben wir unsere Ruhe vor ihm.“
    Ich fragte, warum er ihn fortgeschickt hat, aber der Fritz
    wartete, bis niemand in der Nähe war. Dann sagte er, daß er
    jetzt weiß, wie wir den Kindlein darankriegen, und daß wir
    auf den Aloysius einen Stein hineinschmeißen.
    Ich glaubte zuerst, er macht Spaß, aber es war ihm Ernst,
    und er sagte, daß er es allein tut, wenn ich nicht mithelfe.
    Da habe ich versprochen, daß ich mittue, aber ich habe
    mich gefürchtet, denn wenn es aufkommt, ist alles hin.
    Aber der Fritz hat gesagt, dann muß man es so machen,
    daß kein Mensch nichts merkt, und so eine Gelegenheit krie-
    gen wir nicht mehr, daß wir dem Kindlein etwas antun, was
    er sich merkt.
    Wir haben ausgemacht, daß wir uns um acht Uhr bei
    den zwei Kastanien an der Salzach treffen. Ich habe daheim
    gesagt, daß ich mit dem Fritz die dritte Konjugation lernen
    muß, und bin gleich nach dem Abendessen fort.
    Es war schon dunkel, wie ich an die Kastanien hinkam,
    und ich war froh, daß mir niemand begegnet ist.
    Der Fritz war schon da, und wir haben noch gewartet, bis
    es ganz dunkel war. Dann sind wir neben der Salzach gegan-
    gen; einmal haben wir Schritte gehört. Da sind wir hinter
    einen Busch gestanden und haben uns versteckt.
    Es war der Notar; der geht immer spazieren und macht
    ein Gedicht in das Wochenblatt.
    Er hat nichts gemerkt, und wir sind erst wieder vorgegan-
    gen, wie er schon weit weg war.
    Das Gymnasium und die Studienkirche sind am Ende
    von der Stadt; es ist kein Mensch hinten, wenn es dunkel ist.
    Bloß der Pedell, aber er ist auch nicht hinten, sondern beim
    Sternbräu.
    Wir sind hingekommen, und jeder hat einen Stein ge-
    nommen.
    Wir haben die Fenster noch gesehen. Das dritte war es. Der
    Fritz sagte zu mir: „Du mußt gut rechts schmeißen; wenn es
    an die Wand hingeht, prallt es schon hinein. Und du mußt
    halb so hoch schmeißen, wie das Fenster ist; ich probiere es
    höher, dann erwischt ihn schon einer.“
    „Es ist schon recht“, sagte ich, und dann haben wir ge-
    schmissen. Es hat stark gescheppert, und wir haben gewußt,
    daß wir das Fenster getroffen haben.
    Gleich hinter dem Gymnasium sind Haselnußstauden; da
    haben wir uns versteckt und haben gehorcht. Es ist ganz still
    gewesen, und der Fritz sagte: „Das ist fein gegangen. Jetzt
    müssen wir achtgeben, daß uns niemand gehen sieht.“
    Wir sind schnell gelaufen, aber wenn wir etwas gehört ha-
    ben, sind wir stehen geblieben. Es ist uns niemand begegnet,
    und beim Fritz seinem Hausherrn sind wir hinten über den
    Gartenzaun gestiegen und ganz still die Stiege hinaufgegangen.
    Der Fritz hat sein Licht
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