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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)
Autoren: Laurence Sterne
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ließ sie dann fallen.
    Wir glaubten, Herr Trim, es sei mehr nach der Mitte zu gewesen, sagte Jungfer Brigitte.
    Das hätte uns ja für Zeit unseres Lebens zu Grunde gerichtet, erwiderte der Korporal.
    Und meine Frau ebenfalls, setzte Brigitte hinzu.
    Der Korporal beantwortete diese Bemerkung mit einem Kusse.
    Kommen Sie, kommen Sie, sagte Brigitte und hielt die Fläche der linken Hand parallel mit der des Horizontes, während sie die Finger der andern so darüber hingleiten ließ, wie sie es nicht hätte tun können, wenn nur die geringste Warze oder sonstige Erhöhung da gewesen wäre. – Daran ist auch nicht eine Silbe wahr, rief der Korporal, ehe sie mit ihrem Satz noch zur Hälfte fertig war.
    Ich habe es von glaubwürdigen Zeugen, versetzte Brigitte.
    Auf meine Ehre! sagte der Korporal und legte die Hand aufs Herz, während er vor ehrlicher Entrüstung errötete, – die Geschichte ist so falsch wie die Hölle, Jungfer Brigitte. – O, unterbrach ihn Brigitte, weder ich noch meine Frau legen den mindesten Wert darauf, ob es so ist oder nicht; – nur möchte man, wenn man einmal verheiratet ist, wenigstens so ein Ding bei Einem haben.
    Es war etwas ungeschickt von Jungfer Brigitte, dass sie den Angriff mit Handgriffen begonnen hatte, denn sofort tat der Korporal *   *   *   *
     
    308. Kapitel
    Es war wie der momentane Kampf in den feuchten Augenlidern eines April Morgens: – Sollte Brigitte lachen oder weinen? Sie raffte schnell ein Wellholz auf, – es war zehn gegen eins zu wetten, dass sie gelacht hatte.
    Sie legte es wieder nieder, – jetzt weinte sie; aber hätte eine einzige ihrer Tränen nach Bitterkeit geschmeckt, so würde das Herz des Korporals voll Kummer darüber gewesen sein, dass er sich jenes Beweismittels bedient. Jedoch der Korporal verstund sich wenigstens um eine Quart major gegen eine Terz besser auf das schöne Geschlecht als mein Onkel Toby und fasste deshalb Jungfer Brigitte auf folgende Art:
    Ich weiß Brigitte, sprach der Korporal, indem er ihr einen sehr respektvollen Kuss gab, du bist von Natur gut und bescheiden, und zugleich ein so edles Mädchen, dass, wenn ich dich recht kenne, du keinen Wurm verletzen, viel weniger die Ehre einer so braven und würdigen Seele wie mein Herr ist angreifen würdest, und wenn man dich dafür zur Gräfin machte; – aber man hat dich aufgehetzt und zum Besten gehabt, liebe Brigitte, wie es oft bei Frauenzimmern geschieht, mehr um Andere zu befriedigen als sich selbst –
    Brigittens Augen strömten bei den Empfindungen, die der Korporal in ihr erregte.
    Sag' mir, – sag' mir also, meine liebe Brigitte, fuhr der Korporal fort, indem er ihre Hand, die wie tot herabhing, fasste, und ihr einen zweiten Kuss gab, – wer hat dir diesen Floh ins Ohr gesetzt?
    Brigitte schluchzte ein Paar Mal, – dann öffnete sie die Augen, – der Korporal wischte sie ihr mit dem Zipfel ihrer Schürze, – und nun öffnete sie ihr Herz und sagte ihm Alles.
     
    309. Kapitel
    Mein Onkel Toby und der Korporal hatten den grössten Teil der Campagne über ihre Operationen abgesondert ausgeführt, und waren bei ihren Manövern so vollkommen außer Verbindung miteinander, als ob sie durch die Maas oder die Sambre von einander getrennt wären.
    Mein Onkel Toby hatte sich jeden Nachmittag abwechslungsweise in Rot mit Silber, und in Blau mit Gold eingestellt und darin zahllose Angriffe bestanden, ohne zu wissen, dass es Angriffe waren, – und hatte deshalb keine Mitteilung zu machen.
    Der Korporal seinerseits hatte durch die Einnahme von Brigitte beträchtliche Vorteile errungen und – somit viel mitzuteilen. Die Schilderung dieser Vorteile aber, sowie der Art wie er sie errungen, erforderte einen so feinen Darsteller, dass sich der Korporal nicht daran wagte; und so empfänglich er auch für den Ruhm war, hätte er sich doch lieber damit zufrieden gegeben für immer barhäuptig und ohne Lorbeeren zu gehen, als seines Herrn Sittsamkeit auch nur einen Augenblick auf die Folter zu spannen.
    Bester, ehrlichster und galantester Diener! – Doch ich habe dich schon einmal angesprochen, Trim, – und könnte ich dich in guter Gesellschaft unter die Götter versetzen, – so würde ich es ohne Zeremonie gleich auf der nächsten Seite tun.
     
    310. Kapitel
    Mein Onkel Toby hatte eines Abends seine Pfeife auf den Tisch gelegt und beschäftigte sich nun damit, alle Vollkommenheiten der Frau Wadman an den Fingern herzuzählen (wobei er mit dem Daumen anfing); und da es ihm
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