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Latein für Angeber (German Edition)

Latein für Angeber (German Edition)

Titel: Latein für Angeber (German Edition)
Autoren: Gerald Drews
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Geldadel.
     
    Homo sum, humani nihil a me alienum puto
    Ich bin ein Mensch, nichts Menschliches ist mir fremd. Aus einer Komödie des Stückeschreibers Terenz. Dabei kannte der doch noch gar kein Privatfernsehen.
     
    Horas non numero nisi serenas
    Ich zähle nur die heiteren Stunden. Häufige Inschrift auf Sonnenuhren. Klar: Bei wolkenverhangenem Himmel werfen die keinen Schatten.
     
    In dulci iubilo
    In seinem Jubel. Anfang eines alten Weihnachtsliedes aus dem 14. Jahrhundert. Später wurde das eher abwertende In Saus und Braus daraus.
     
    Intus omnia dissimilia sint, frons populo nostra conveniat
    Auch wenn wir im Inneren ganz anders sein mögen: Äußerlich passen wir uns der Welt an. Ödon von Horváth verwendet in seinem Volksstück Zur schönen Aussicht den herrlichen Satz: Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme nur so selten dazu.
     
    In vino veritas
    Im Wein (ist) Wahrheit. Der Schwindel liegt im Etikett.
     
    Licentia poetica
    Dichterische Freiheit. So nennt man es, wenn bei einem Roman oder einem Theaterstück kein Mensch mehr durchblickt. Würde sich ein Handwerker Ähnliches leisten, wäre vermutlich von Pfusch am Bau die Rede.
     
    Meum est propositum in taberna mori
    Mir ist es vorherbestimmt, in der Kneipe zu sterben. Ich denke, es gibt schlimmere Todesorte. Für Kulturbeflissene: Wir finden diesen Satz aus der Vagantenbeichte des Mittelalterdichters Archipoeta auch in Carl Orffs Carmina Burana.
     
    Multi te laudant: ecquid habes, cur placeas
tibi, si is es, quem intellegant multi?
    Viele loben dich: Hast du Grund, mit dir zufrieden zu sein, wenn du einer bist, den viele verstehen? Was ist so schlimm daran, einen breiten Geschmack zu treffen? Aber vielleicht gab es auch schon zu Senecas Zeiten Nervensägen wie Mario Barth, Daniela Katzenberger oder Lothar Matthäus!
     
    Multorum opera res turbantur
    Durch die Beteiligung vieler werden die Dinge verdorben. Viele Köche verderben den Brei. Nicht nur in einschlägigen Kochsendungen!
     
    Ne quid nimis!
    Nichts zu sehr! Das sage ich mir auch an einem jeden Morgen, der mir einen schweren Kopf beschert. Zum Beweis, dass am Abend zuvor das letzte der zwölf Bierchen wieder irgendwie nicht mehr ganz in Ordnung war.
     
    Non sum uni angulo natus,
patria mea totus hic mundus est
    Nicht für einen Winkel bin ich geboren, mein Vaterland ist die ganze Welt. Wir erkennen: Der Globalismus war auch im alten Rom schon Thema.
     
    Nullum magnum ingenium sine
mixtura dementiae fuit
    Es hat keinen großen Geist ohne eine Beigabe von Verrücktheit gegeben. Mit dieser Erkenntnis hat Seneca angeblich die großen griechischen Gelehrten Plato und Aristoteles gemeint. Aristoteles war sich dieser Tatsache wohl bewusst, zumindest wenn man Cicero glauben darf. Der stellte nämlich fest: Aristoteles quidem ait omnes ingeniosos melancholicos esse. – Aristoteles sagt, alle großen Geister seien Melancholiker. Seufz …
     
    Oculi avidiores sunt quam venter
    Die Augen sind weiter offen als der Bauch. Die Augen sind größer als der Magen. Das gilt aber nur für Futtern bei Muttern, wo die Portionen keine Grenzen kennen. Nach einem Besuch in den teuren Fresstempeln unserer Tage verlässt man nach dem siebten Gang meist hungrig das Lokal. Anschließend schiebt man sich nicht selten noch woanders eine Currywurst oder einen Döner rein, um satt zu werden.
     
    O tempora o mores
    O Zeiten, o Sitten. Vermutlich war Cicero nicht der Erste, der sich über seine Zeit wunderte. Das zum Trost allen Eltern, denen manches an ihren Sprösslingen seltsam vorkommt: Schon im alten Rom war es keinen Deut anders!
     
    Poeta laureatus
    Ein mit Lorbeer gekrönter Dichter. Früher wurden bedeutende Dichter mit einem Lorbeerkranz geehrt. Heute sind die Honorare meist auch nicht viel höher, wenn man nicht gerade in der SPIEGEL-Bestsellerliste steht.
     
    Post scriptum
    Nach der Schrift. Wer heutzutage etwas auf sich hält, fügt allem, was er zu Papier bringt oder per Mail verschickt, noch ein PS an. Psychologen haben in Erfahrung gebracht, dass diesem PS angeblich besondere Beachtung geschenkt wird. Mir ist allerdings schleierhaft, warum jemand glaubt, dass etwas, das am Schluss eines Textes steht, wichtiger ist als am Anfang.
     
    Rara avis
    Ein seltener Vogel. Seltene Vögel können wir im Fernsehen tagtäglich mehr als genug begaffen. Gut, dass wir anders sind.
     
    Sectio aurea
    Der Goldene Schnitt. Ein Begriff aus der Baukunst, der besagt: Der größere Abschnitt verhält sich zur
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