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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Ding ab?«
    Horace schüttelte den Kopf. »Ich habe die strikte Anweisung, den
Generator laufen zu lassen, egal, was passiert.«
    Karla stemmte die Hände in die Hüften und musterte den Butler
streng. »Ich glaube, dass dieser Generator in Verbindung mit der ungewöhnlich
starken Sheldrake-Energie, die über dieser Stadt hängt, Ihren Herrn in den
Wahnsinn treibt. Wenn Sie wollen, dass er wieder zu klarem Verstand kommt,
würde ich an Ihrer Stelle das Gerät zu Kleinholz verarbeiten.«
    Horace sah unsicher aus. »Was lässt Sie zu diesem Schluss kommen?«,
fragte er.
    Â»Ich hatte die Gelegenheit, mit einem Drachen Essentia
auszutauschen«, erwiderte Karla. »Dieser Generator erzeugt eine ähnliche
Wellenstruktur, aber sie hat durch die Wechselwirkung mit dem ungewöhnlich
starken morphischen Feld eine Verzerrung erfahren, die möglicherweise die
Systeme eines Drachen nicht verarbeiten können. Es ist eine Form der Vergiftung – als würden Sie Distickstoffmonoxid statt Sauerstoff atmen.«
    Horace nickte langsam. »Das ist Ihre Vermutung.«
    Karla hob die Hände. »Ich habe im Moment nichts anderes als
Vermutungen. Aber als Ermittlerin habe ich gelernt, auch auf meine Intuition zu
hören – und die schreit: Abschalten!«
    Horace beugte sich vor und griff in das Innere des Gerätes.
    Â»Warten Sie«, sagte Karla. »Zeigen Sie mir, was Sie da machen, damit
ich es nötigenfalls wiederholen kann.«
    Sie kniete sich neben den Butler und folgte aufmerksam seinen Handgriffen.
Horace trennte zwei Leitungen von ihren Anschlüssen und legte dann einen
Schalter um. Eine kleine Kontrolllampe blinkte hektisch auf. Der Generator
summte immer noch gleichmäßig vor sich hin. Horace runzelte die Stirn.
    Â»Das müsste jetzt eigentlich tot sein«, murmelte er und griff tief
ins Innere der Maschine.
    Karla studierte die Pläne. »Wenn der Generator wirklich die
Resonanzschaukel benutzt …«, dachte sie laut.
    Der Generator gab ein knirschendes Geräusch von sich und verstummte.
Karla spürte, wie der Druck auf ihren Schläfen nachließ.
    Horace stand auf. »Danke«, sagte er. »Der Hinweis war goldrichtig.«
Er lachte und klopfte Karla auf die Schulter, dann deutete er eine peinlich
berührte Verbeugung an. »Verzeihung. Das ist mir so herausgerutscht … Entschuldigen
Sie!«
    Â»Schon gut«, sagte Karla und grinste. »Wir sind ein Team. Kommen
Sie, Horace. Bringen Sie mich zu Herrn von Deyen. Ich möchte sehen, wie es ihm
geht.«
    Der Butler führte Karla zu einer geschlossenen Tür. Er klopfte an
und rief: »Herr von Deyen? Hier ist Besuch für Sie. Frau van Zomeren.«
    Es blieb still. Der Butler sah Karla besorgt an und öffnete die Tür.
Im Kamin verglomm rötlich der Rest eines Feuers, sonst war es dunkel. Horace
betrat die Bibliothek und sagte: »Ich lege Holz nach, Herr von Deyen.«
    Karla folgte dem Butler kurz entschlossen. »Herr von Deyen?«, sagte
sie. »Entschuldigen Sie mein Eindringen …«
    Feuer sprang vor ihren Augen aus der Dunkelheit. Sie riss
unwillkürlich die Hände hoch und formte einen magischen Schild. Das Feuer brandete
mit lautem Zischen gegen den Schutzwall. Sie hörte Horace rufen.
    Karla zog sich schrittweise zurück, geblendet von der plötzlichen
Helligkeit, halb taub von dem Lärm des Feuerstoßes. Als die Nachbilder der
Flammen verblassten, erkannte sie den riesigen, sich windenden Drachenleib, der
die große Bibliothek beinahe vollständig ausfüllte. Phosphoreszierende Wellen
liefen über den schuppigen Körper, scharfe Krallen rissen tiefe Furchen in den
Dielenboden, violett glühende Augen suchten ihren Blick, um sie zu bannen. Ein
tiefes, unheilverkündendes Grollen ließ den Boden unter ihren Füßen erbeben.
Karla schlug die Lider nieder und zog sich hastig zur Tür zurück.
    Sie hörte, wie Horace den Namen des Drachen rief. »Herr von Deyen.
Alles ist gut, bitte beruhigen Sie sich. Niemand will Ihnen schaden. Ich bin
hier. Ich passe auf Sie auf. Sehen Sie, außer mir ist niemand im Raum. Ruhig.
Ich mache Ihnen ein schönes Feuer. Ruhig …«
    Karla blieb vor der Tür stehen und wischte sich mit zitternden
Händen den Schweiß von der Stirn. War es am Ende gar nicht der Generator, der
von Deyens Verstand zerrüttet hatte, sondern doch ein anderer

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