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Lasse

Lasse

Titel: Lasse
Autoren: Katrin Bongard
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nervös um.
    Ich musste lächeln. »Das ist schon okay. Hier auf dem Gang haben sie nur das Filmteam untergebracht und ich denke, die wissen warum.« Da hatte ich in Hotels schon ganz andere Sache erlebt.
    Ich umarmte sie und hielt sie fest und so standen wir, da ich mich einfach nicht von ihr trennen wollte. Ich wusste, dass Moon sich Sorgen um ihren Bruder machte und ich dachte an Ole, der in Schweden in einem Hotelzimmer saß und hoffte, dass Linnea zu ihm kam. Warum waren die Dinge nicht einfacher? Oder zumindest die Probleme einfacher zu lösen? Schritte näherten sich. Gerion. Ich löste mich von Moon, Gerion und ich grüßten uns kühl und Moon ging in ihr Zimmer.

    Mein Zimmer war aufgeräumt, das Bett frisch bezogen. Die Vorteile eines Zimmerservice. Alles war sortiert, auch wenn es auf die seltsame Art war, mit der der Zimmerservice das meist erledigte, alles wurde zusammengelegt und gefaltet, sogar meine Boxershorts lagen ordentlich auf dem Bett. Ich hörte von drüben Lion, Moons Bruder, lachen und lächelte mit. Nebenan war das Mädchen, in das ich verliebt war und es war alles gut.
    Ich warf mich aufs Bett, schaltete automatisch den Fernseher ein und kontrollierte die Mails, während ich immer wieder wahllos durch das Programm zappte. Meine Mutter hatte mir ein Drehbuch geschickt. Man wollte mich zum Casting einladen, falls mich das Projekt interessierte. Kino. Drehzeit war im Winter. Die Rolle, für die man mich casten wollte, war groß und ich sollte in den nächsten Tagen ein eCasting aufnehmen, da ich zum normalen Castingtermin nicht anreisen konnte, solange ich hier noch drehte. Noch vor einer Woche hätte ich die Sache vermutlich genervt weggeklickt oder abgelehnt. Aber es war, als ob sich durch das Zusammensein mit Moon eine Menge geändert hatte. Nicht nur mein Zimmer war aufgeräumt, auch mein Kopf war klar. Früher hätte ich zugelassen, dass man mich mit nacktem Oberkörper fotografierte und mich nachher über die schlechten Bilder geärgert. Jetzt fand ich, ich sollte mir dieses Projekt ruhig einmal ansehen und obwohl ich todmüde war, und keine Ahnung hatte, wie ich allein ein eCasting im Hotelzimmer aufnehmen sollte, fing ich an, zu lesen.
    Irgendwann nahm ich den Fernseher nicht mehr wahr, so sehr fesselte mich der Stoff und ich schaltete ihn aus, zog mich um und las im Bett weiter. Erst als mir die Augen zufielen und ich nicht mehr weiterlesen konnte, legte ich mein iPad zur Seite und schlief ein.

28     »Ich bin Lasse ... Paulsen und Schauspieler.«
    Skit! Das Kameraauge meines iPhones, das ich für die Filmaufnahme mit Tesastreifen an der Schreibtischlampe befestigt hatte, starrte mich unerbittlich an.
    Ich hatte einen Tag gebraucht, um mich mental und auch technisch auf das eCasting vorzubereiten und nun nahm ich schon zum dritten Mal die Selbstvorstellung auf, die an den Anfang des eCastings gehörte. So verbrachte ich also meine zwei drehfreien Tage. Gut, wäre Lion nicht da und mit Moon zusammen, hätte ich mir etwas andres vorstellen können, aber die beiden hatten eine Menge zu klären und ich sah sie immer nur kurz zum Frühstück oder traf sie auf dem Gang.
    Zweiter Versuch. Ich startete die Aufnahme, ging zurück auf das Hotelbett und setzte mich auf die Kante.
    »Hallo, ich bin Lasse Pausen und dies ist mein eCasting für den Film: Wenn es Winter wird . Ich ... spiele schon seit ich acht bin, meinen ersten Film habe ich in Schweden gedreht ... äh. Ich ... es ...« Ich stand auf und schaltete die Kamera aus. Was war so schwer daran, etwas über sich zu erzählen?
    Dritter Versuch: »Hallo, ich bin Lasse Paulsen, ich bin gerade am Set von Heimweh. Wir sind fast mit dem Dreh durch und nach Jein und Sweet sixteen war es toll, mal wieder in Deutschland zu drehen mit einem kleinen Team. Fast wie in Schweden, wo ich herkomme und wo ich mich immer zu Hause fühlte. Ich mag die Weite, das Klima und die Mentalität der Leute. Bei Wenn es Winter wird hat mir sofort diese Stimmung gefallen, es wird wenig geredet in dem Film, aber trotzdem lernt man die Menschen gut kennen. Die Landschaft, im Schnee, das gefällt mir ... äh ....« Ich stand auf und drückte auf Stopp. Okay , das war vielleicht zu viel, aber immerhin war es etwas. Ich sah mir das Video erneut auf dem kleinen Display des iPhones an, und achtet darauf, dass ich es dabei nicht von der Lampe riss. Es war gut, oder zumindest ehrlich. Dann spielte ich die Szene, es war ein Monolog. Auch hier brauchte ich zwei Anläufe
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