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Lass uns unvernünftig sein: Roman (German Edition)

Lass uns unvernünftig sein: Roman (German Edition)

Titel: Lass uns unvernünftig sein: Roman (German Edition)
Autoren: Lori Foster
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dankbares Lächeln. »Danke. Ich werde es Sie wissen lassen.« Nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: »Wie wäre es mit Kaffee, Alice?«
    »Ich werde ihn sofort bringen.«
    »Danke.« Gil ging in sein Büro, schloss die Tür hinter sich und versuchte, sich darüber klarzuwerden, was er als Nächstes tun sollte. Schweigend dachte er noch einmal über die Fakten nach. Anabel war hier – eine Frau, nach der er sich eigentlich nicht sehnen sollte, es aber tat. Und seine Tochter war hier – ein Kind, von dessen Existenz er erst seit kurzem wusste, das er aber schon in sein Herz geschlossen hatte. Sein Leben würde sich von Grund auf ändern. Er musste etwas tun. Irgendetwas. Doch er konnte einfach nur dastehen und die beiden betrachten.
    Anabel hatte es sich mit dem Kind auf dem Schoß in seinem Schreibtischsessel aus Leder bequem gemacht. Sie flüsterte Nicole etwas ins Ohr, küsste ihre zarte Wange und strich ihr über den schmalen Rücken.
    Gil wollte sie halten. Er wollte sein Kind umarmen, wollte die Kleine kennenlernen und wollte, dass sie ihn kennenlernte. Dieses Gefühl war so fremd und doch so stark, dass Gil ganz instinktiv davor zurückschreckte, es zuzulassen.
    »Wir haben einen Mordshunger.« Anabel blickte ihn an. »Hast du was zu essen?«
    Endlich hatte Gil eine Aufgabe und kam sich nicht mehr ganz so unnütz und hilflos vor. Er ging zu seinem Schreibtisch, setzte sich auf die Ecke und drückte den Knopf an seiner Gegensprechanlage. »Können wir etwas zu essen kommen lassen, Alice?«
    »Sandwiches, Pizza, Suppe?«
    Er wandte sich Anabel zu, der er die Wahl überließ, und sie sagte: »Peperonipizza. Für mich vielleicht noch einen kleinen Salat. Und eine Cola, wenn es geht – ich könnte einen Koffeinschub vertragen. Ich habe Saft für das Schätzchen hier.«
    »Geben Sie mir fünfzehn Minuten«, entgegnete Alice.
    Nachdem er das erledigt hatte, lehnte Gil sich zurück, verschränkte die Hände ineinander und legte sie in den Schoß. Seine Haltung wirkte nach außen hin entspannt – doch in ihm sah es ganz anders aus.
    Er nahm so vieles auf einmal wahr. Die dunklen Schatten unter Anabels grünen Augen. Ihr zerzaustes kurzes hellbraunes Haar. Die Creolen in ihrem linken Ohr, die der Reihe nach immer größer wurden. Insgesamt waren es fünf Stück, zählte er, und der größte Ring von ihnen hatte in etwa den Durchmesser eines 25-Cent-Stücks.
    Ein Tattoo schmückte ihren Oberarm. Es schien eine Blumenranke zu sein, die ihren Arm umringte, doch er hätte sich vorbeugen und es näher betrachten müssen, um Genaueres sagen zu können. Und er hatte nicht vor, ihr so nahe zu kommen.
    Nicole drehte sich ein wenig, um ihn anzusehen, aber noch immer hielt sie ihre Ärmchen um Anabels Nacken geschlungen und schmiegte sich an sie. Mit ihren riesigen runden Augen musterte sie ihn skeptisch.
    Gil schenkte ihr sein freundlichstes Lächeln. »Hallo, Kleine.«
    »Hallo.«
    Er wollte sie unbedingt berühren, und er wehrte sich nicht länger gegen diesen Wunsch. Ganz langsam streckte er den Arm aus und strich mit einem Finger sacht über das seidige weiche Haar oberhalb ihrer Schläfe. Sein Herz hämmerte so heftig gegen die Rippen, dass er beinahe fürchtete, es könnte ihm aus der Brust springen.
    Nicole zuckte zurück, versteckte wieder ihr Gesicht vor ihm und klammerte sich noch fester an Anabel.
    »Lass ihr Zeit, Gil. Sie hat eine Menge durchgemacht.«
    Die Vorstellung, was sie durchgemacht hatte, versetzte ihm einen Stich. Er war ihr Vater. Er hätte für sie da sein und sie beschützen müssen, er hätte ihr das Gefühl von Sicherheit geben müssen, egal, was auch immer geschah. Er räusperte sich. »Und du auch. Ich weiß, dass du und Shelly euch sehr nahe wart.«
    Sie senkte den Blick. »Am Ende war sie wie eine Fremde. Ich habe sie kaum wiedererkannt«, flüsterte sie.
    Am Ende? Von welchem Ende sprach sie? Shelly war vollkommen unerwartet durch einen Autounfall ums Leben gekommen, wie Anabel ihm erzählt hatte. Was also meinte sie? Aber mit seinen Fragen würde er warten müssen, bis Nicole nicht zuhörte. Er wusste nicht, wie viel ein Kind ihres Alters schon begreifen konnte, und er wollte nicht riskieren, ihr Trauma noch zu verstärken.
    Alice klopfte an, bevor sie mit einem Tablett mit Kaffee und Tassen eintrat. »Damit können Sie sich schon einmal beschäftigen, bis das Essen kommt. Das kleine Mädchen hat was zu trinken?«
    Anabel erhob sich mit Nicole auf dem Arm. Die Kleine hielt sie noch
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